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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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irren.«
    »Ich weiß. Sie hatte Angst, sagte sie, was ja verständlich ist. Aber ging es da nicht um einen Einbruch?«
    Jury hakte nach. »War sie denn schon einmal in Schwierigkeiten?«
    Mary Gessup zögerte. »Ja, aber nicht ernstlich.« »Was heißt >nicht ernstlich    »Nun... als sie bei einer alten Frau im Dorf arbeitete, hat man sie erwischt, wie sie in ihren Sachen herumstöberte. Ich weiß nicht, was Jenny dazu treibt, so etwas zu machen. Genommen hat sie nichts. Die Frau verzichtete auf eine Anzeige.«
    »Ist das zwanghaft bei ihr?«
    Mary sah ihn fragend an.
    »Zwanghaftes Verhalten?«
    Mary stand neben dem Kamin. »Ja, könnte sein.«
    »Das ist vielleicht etwas Ernstes, es könnte höchst gefährlich sein. Selbst wenn sie nichts genommen hat. Ich habe den Eindruck, sie ist nicht sehr stabil.«
    »>Stabil    »Sie wissen schon - zuverlässig.«
    Mary nickte. »Sie ist so sprunghaft, sie kann sich nicht lange auf etwas konzentrieren. Noch weniger als die meisten Mädchen.«
    »Vielleicht ist sie im Lodge in etwas hineingestolpert, ohne es zu wissen.«
    Mary Gessup machte ein gequältes Gesicht und schüttelte den Kopf, nicht um zu verneinen, eher als wollte sie ihn frei kriegen. »Das ist natürlich möglich, Superintendent -«
    »Ich will damit nur sagen, falls sie ungewollt etwas herausgefunden hat, wäre es wirklich in ihrem Interesse, es uns zu sagen. Das ist alles.«
    Jenny kam, inzwischen offenbar besser gelaunt, mit dem Teetablett herein. Aufmunternd, diese Aussicht auf Tee, dachte Jury. Keiner wusste das besser als Wiggins, für den es mittlerweile die vierte oder fünfte Tasse wäre. Jury selbst lehnte dankend ab.
    Er wandte sich an Jenny. »Sie konnten Miss Tynedale nicht besonders leiden. Und ihren Großvater, Oliver?«
    Ihr Gesicht hellte sich sofort auf. Sie hielt die Teekanne in die Höhe und sagte: »O doch. Wissen Sie, was er sagte, als ich ihn kennen lernte?«
    Sie verneinten.
    »Ein Gedicht. >Beim ersten Treffen küsst' mich Jenny, / Sprang auf vom Stuhl, auf dem sie saß.. .< Den Rest weiß ich nicht mehr. Aber war das nicht nett von ihm?«
    Wiggins stellte seine Tasse hin und rezitierte:
    » Sagt doch, ich bin trüb und traurig. Sagt, was bin ich krank und arm. Sagt, was bin ich alt geworden, aber sagt auch Jenny küsst' mich.
    Alle blickten Wiggins verwundert an, am meisten Jury. Er hatte seinen Sergeanten noch nie Lyrik zitieren hören.
    »Das ist ja wunderschön.« An Jenny gewandt, sagte er: »Kein Wunder, dass Sie ihn mochten.«
    »Für mich und Gemma war er der Größte.«
    Jury kam ein Gedanke, der ihn auch traurig machte, dass sich Jenny nämlich offenbar in eine Kategorie mit Gemma Trimm stellte. Sie seien so was wie Freunde, hatte Jenny gesagt, als spräche sie von einer Altersgenossin. Vielleicht war das kennzeichnend für Jenny Gessup: sie wirkte wie ein kleines Mädchen.

Nachdem die anderen größtenteils schweigend ihren Tee getrunken hatten, bedankte sich Jury und stand auf. »Sie haben uns sehr geholfen. Ich hoffe, wir können die Sache aufklären.«
    »Wohin, Sir?« Wiggins hatte den Wagen bereits angelassen.
    »In die Innenstadt. Ich würde gern noch ein paar Worte mit dem vertrauenswürdigen Gemüsehändler und den beiden Floristen wechseln, die Simon Croft beliefert haben.« Nachdem sie ein paar Minuten gefahren waren, meinte Jury: »Das hat mich ja ziemlich beeindruckt, dass Sie das Gedicht kannten. Verfasst von -«, Jury schnalzte mit den Fingern, »von einem dieser Dichter mit endlos langen Namen.«
    »Sir? James Henry Leigh Hunt.«
    »Ach. Na, jedenfalls ist es nicht gerade das bekannteste Gedicht. Wie kommt es, dass Sie es kennen?«
    »Jenny war der Name meiner Schwester.«
    Wieder versetzte er Jury in Staunen. »Ich wusste gar nicht, dass Sie zwei Schwestern haben. Ich habe Sie nur von einer sprechen hören, der in Manchester.«
    »Die andere habe ich nicht mehr. Sie ist gestorben.«
    Noch nie war eine Todesnachricht mit solcher Zurückhaltung ausgesprochen worden. »Das tut mir Leid, Wiggins, wirklich.« Er spürte, wie unzulänglich so eine Floskel war. »Das ist aber schon eine Weile her, nicht wahr?«
    »Zweiundzwanzig Jahre. Jetzt an Weihnachten.« Jury kam sich doppelt unzulänglich vor. »Sie starb am Weihnachtstag?«
    »Ja, Sir. Wir saßen alle im Wohnzimmer um den Baum und packten unsere Geschenke aus, als Jenny sagte, ihr sei schlecht, und nach oben ging, um sich hinzulegen. Mum ging mit ihr hinauf und kam dann wieder herunter und sagte, sie

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