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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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eine Standuhr, ansonsten war es im Raum totenstill. Hätte dort hinten ein Kunde beim Lesen gesessen, man hätte hören können, wie er die Seiten umblätterte.
    Jury rutschte etwas tiefer in seinen Sessel mit Schonbezug, wohl bedacht, den Kopf nicht anzulehnen, um nicht einzunicken, und fühlte sich zum ersten Mal an diesem Tag behaglich und hungrig und durstig. Er schob seine Tasse in Richtung Teekanne, Miss Penforwarden schenkte ein und gab etwas Milch dazu.
    »Crofts Interesse galt also nicht bloß der Geschichte. Es war auch persönlicher Natur.«
    »O ja, sehr.« Sie verharrte mit der Kanne in der Luft und machte Sergeant Wiggins ein Zeichen, der natürlich nachgeschenkt haben wollte. »Wissen Sie, Francis Croft, sein Vater, besaß ein Pub namens The Blue Last. In der City. Es wurde während des Londoner Blitzkriegs zerstört. Das war am -« Sie schloss die Augen und rechnete nach.
    Jury half nach. »Am 29. Dezember 1940.«
    Miss Penforwarden staunte. »Sie kennen sich aber gut aus in Geschichte.«
    Jury lächelte. »Eigentlich nicht. Man hat mir vom Blue Last erzählt.«
    »Natürlich. In einem Zeitungsartikel stand ja, es sei das letzte Ruinengrundstück Londons gewesen. Und dass ein Bauunternehmer es aufgekauft hatte und man bei den Aushebungsarbeiten Knochen entdeckt hätte. Die hätten aber ja von irgendwem sein können, nicht?«
    Jury ignorierte die Frage. »Dieses Buch, an dem Mr. Croft schrieb. Sie sagen ja auch, sein Interesse war persönlich. Hat er mit Ihnen je über Einzelheiten geredet?«
    Sybil Penforwarden lehnte sich mit ihrer Tasse zurück, die auf der Untertasse kaum merklich bebte. Sie dachte nach. »Das ist aber eine äußerst scharfsinnige Frage, Superintendent -. >Eine Familiensache<, sagte er, wie ich mich erinnere. So allmählich kommen mir die Bruchstücke wieder in den Sinn. Ich serviere sie Ihnen einfach so, wie ich mich erinnere, ja?«
    »Absolut.«
    Wiggins holte sein Notizbuch von dem Beistelltischchen, auf dem er es deponiert hatte, als Tee und Kuchen gekommen waren.
    »Also, ich weiß noch«, fuhr sie fort, »dass er über Oswald Mosley sprach - Sie wissen schon, das war dieser entsetzliche Faschist. Simon interessierte sich für ihn, nachdem er herausgefunden hatte, dass Mrs. Riordins Mann - sie lebt übrigens im Lodge - ein Anhänger von Mosley war. Er sagte mir, viele Leute hätten Mosley für eine überzeichnete Witzfigur gehalten, aber Simon sagte, >der Mann war gefährlich, äußerst gefährlich. Das haben die Leute vergessen. Er fragte sich, wieso Riordin seine Frau verlassen hatte, um sich mit diesem >Schurken< zusammenzutun - so nannte er Mosley. Simon konnte in seiner Wortwahl ganz schön altmodisch sein.« Miss Penforwarden lächelte.
    Jury fragte sich, wie gut sie Simon Croft eigentlich kannte. »Aber Katherine Riordin selbst hat er nicht gefragt?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Hätte es sein können, dass ihn Dinge aufregten oder erzürnten, die wir fast als selbstverständlich hinnehmen? Abtreibung, Scheidung, unverheiratete Paare, Homosexualität. Dinge, die heute in der Öffentlichkeit - ob nun gerechtfertigter weise oder nicht - eher akzeptiert werden?«
    »Ja, in der Beziehung war er sehr altmodisch. Aber nicht scheinheilig oder salbadernd, verstehen Sie mich recht. Es war nur so, er glaubte ganz leidenschaftlich an - Bindungen, an Zugehörigkeit.«
    »An Loyalität zum Beispiel?«
    »Ja, absolut.«
    »Gegenüber Königreich und König?« Jury lächelte.
    »Sie werden lachen, aber -«
    »Ich lache nicht, Miss Penforwarden.«
    »Er hing sehr an Ralph Herrick, Alexandras Mann. Ralph war in der Royal Air Force. Simon selbst war noch recht jung, und Ralph war sein großes Vorbild. Ralph Herrick war ja tatsächlich ein Held. Er hatte das Viktoriakreuz für Tapferkeit verliehen bekommen. Was genau er getan hat, weiß ich nicht mehr. Simon meinte, er sei ein tollkühner Pilot gewesen.«
    Jury überlegte einen Augenblick und sah Wiggins gedankenverloren an, der treu und brav Notizen machte. Ein Inbild von Loyalität, wie er da saß mit seiner dritten Tasse Tee (die er sich selbst nachgeschenkt hatte), das Notizbuch auf den Knien. Jury musste lächeln. Er wusste genau, wie ihm zumute wäre, wenn Wiggins erschossen würde. Er würde sich den Dreckskerl greifen, der es getan hatte. Aber man konnte sich natürlich nicht die gesamte deutsche Luftwaffe greifen.
    »Simon sprach von Betrügern, von Schwindlern«, sagte Miss Penforwarden.
    »Was?«
    »Sie wissen schon, wenn der

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