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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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selber nicht. Als er eins von den Lunchpäckchen offen daliegen sah und bemerkte, dass es einen Apfel enthielt, nahm er ihn und begann ihn zu verspeisen, während einer der Maler sorgfältig Evas Gesicht zeichnete.
    »Los, los!«, schrie Melrose zu ihm hinüber. »Ich habe einen Tisch in der Villa San Michele reserviert, erinnern Sie sich?«
    Geschmeidig sprang der jüngste Maler vom Gerüst und vollführte einen doppelten Purzelbaum. »Angeber«, sagte Melrose.
    Der Angeber riss Melrose den Apfelrest aus der Hand und biss davon ab. »Ein schönes Gericht mit Flageolettböhnchen, und ich bin glücklich«, sagte Masaccio.
50
    Na, die mussten ja wütend sein!
    Gemma hatte schon die Hand gehoben und wollte gerade beim Keeper's Cottage an die Tür klopfen, als sie ihre erhobenen Stimmen hörte und die Hand daraufhin wieder fallen ließ und einen Schritt zurücktrat. Sie war gekommen, um von Mrs. MacLeish wegen des Weihnachtsessens etwas auszurichten. Als sie die Stimmen hörte, wich sie jedoch erschrocken zurück.
    Kitty Riordin und Maisie stritten sich. Gemma konnte ein paar Wörter ausmachen: Ohrringe... Bei dem Streit ging es um einen Ohrring. Gemma fragte sich, ob Kitty wohl entdeckt hatte, dass der goldene fehlte. Dachte sie, Maisie hätte ihn genommen?
    Die Stimmen klangen wütend, man bekam richtig Angst davon. Gemma packte Richard fest, als fürchtete sie, die geballte Wut könnte ihn ihr aus den Händen schlagen. Er trug die neuen Sachen, die Ambrose ihm zu Weihnachten geschenkt hatte. Das Ensemble war schwarz: schwarzes Jackett, Hosen und Pullover. Der Anzug war so weich, dass sie sich Richard genüsslich über die Wange rieb, um es zu fühlen.
    »Schwarz ist cool«, hatte Ambrose in seinem Briefchen geschrieben. Gemma konnte nur noch staunen. In seinen neuen Kleidern sah Richard toll aus. Clever und gefährlich sah er aus, Eigenschaften, die er zwar schon immer gehabt hatte, die unter dem langen alten Kleid jedoch verborgen gewesen waren.
    Ohrring? Nein, das war es nicht. Es ging um »wohin gehen« und »erledigen«. Gemma glaubte zu hören: »...wohin du gehen musst, um das zu erledigen.«
    Das Fenster stand ein Stück weit offen. Wegen der alten, von einer Mittelstrebe unterteilten Fensterscheiben konnte sie die Leute dort drinnen nicht deutlich sehen. Sie waren nur als verzerrte Formen zu erkennen, verschwommen, zerrissen, als sähe sie sie vom Grund eines Wasserbeckens aus.
    Plötzlich hörte das Streiten auf. Stille. Die Tür flog auf, bevor Gemma wegrennen konnte.
    »Gemma! Was machst du denn hier? Wie lange stehst du schon da?«
    Gemmas Hals fühlte sich wie erstickt an von lauter Tönen, die sie einfach nicht herausbrachte. Maisie Tynedale drehte sich um und rief nach Kitty Riordin.
    Als sie Gemma auf der Türschwelle stehen sah, holte Kitty vernehmlich Luft und wiederholte die Frage: »Wie lange stehst du denn schon da?«
    Gemma schüttelte den Kopf und schluckte. Ihre Füße waren wie festgeklebt. Dann gelang es ihr, einen Fuß anzuheben, doch bevor sie sich rühren konnte, packte Maisie Tynedale sie am Arm und zog sie ins Cottage. Dann knallte sie die Tür zu.
    Kitty war im Bademantel und hatte ihr Haar aus dem glatten, geschlungenen Knoten gelöst. Ohne Schminke sah sie viel älter aus. Sie war bestimmt hundert.
    »Gemma«, sagte sie, »Liebes, komm doch rein.«
    Angst durchströmte Gemmas Körper, während sie Richard fester an sich drückte. Dieses »Liebes« machte sie misstrauisch. So hatte Kitty sie noch nie genannt. Sie machte einen Satz in Richtung Tür, aber dort stand Maisie und krallte ihre Finger wie eine Beißzange in Gemmas Arm.
    »Meine Güte, Kindchen, du möchtest doch bestimmt gern einen Kakao«, sagte Kitty. »Komm herüber in die Küche, ich habe gerade welchen gekocht.«
    Gemmas hielt den Blick starr auf sie gerichtet. Kitty Riordin, der Gemma nach Möglichkeit immer aus dem Weg ging, war ihr noch nie so gefährlich vorgekommen wie jetzt, wo sie nett erscheinen wollte.
    In der Küche war nichts Ungewöhnliches - Herd, Kühlschrank, vor der blassgelben Wand ein Tisch mit drei Stühlen, eine mit einem roten Gockelhahn verzierte Wanduhr. Der einzige Farbtupfer im Raum war dieser Gockelhahn.
    Gemma machte den Reißverschluss an ihrem Daunenmantel auf und steckte Richard vorsorglich hinein für den Fall, dass jemand nach ihm greifen wollte. Dann machte sie den Reißverschluss wieder zu.
    Sie hatten sie auf einen der Stühle gesetzt, und jetzt stellte ihr Kitty einen Henkelbecher mit

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