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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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erleuchtet - spannten sich über beide Seiten des Flusses und dienten anscheinend nur dem Zweck, Autos hin und her fließen zu lassen und natürlich dem Jungen und seinen Freunden Obdach zu gewähren. Dies war die wichtigste Funktion des nächstgelegenen schwarzen Haufens.
    Manchmal hob Sparky den Kopf und sah die Vorübergehenden an, die sich wie Roboter bewegten, stur geradeaus blickten und nur auf das hörten, was in ihren Köpfen und Ohren war. Runter, guckt runter, guckt doch runter, kommt runter, mit eurer Nase dicht am Boden und schnüffelt! Ihr verpasst hier unten nämlich eine ganze Schnüffelwelt. Das höchste der Gefühle war, wenn einmal jemand, und es waren wenige, die Hand zu ihm hinunter streckte, um ihn zu streicheln, aber lange hielten sie sich damit nicht auf.
    Den schmalen betonierten Gehweg entlang schnüffelnd verbrachte er oft Stunden damit, Abfall und Lumpen zu durchstöbern. Er war bloß froh, dass er in diesem Zeug nicht mehr nach etwas Fressbarem suchen musste. Das war schlimm gewesen, als er noch jung war, bis ihn der Junge gefunden und ihm zu fressen gegeben und ihn von da an gefüttert hatte. Ja, er hatte den Jungen genau so lieb wie das Herumschnüffeln.
    Er konnte die ganze Nacht aufbleiben, umherstreifen und tagsüber schlafen, wenn er wollte (na ja, außer natürlich, wenn etwas ausgeliefert werden musste). Er hatte auch einen Namen bekommen - Barky? Sparky? Perky? - ach, egal. Der Name war wegen dem Jungen wichtig. Bernte? Benny? Bunny? Na ja.
    Sparky machte seinen Kontrollgang am Flussufer und dort, wo die schmalen, dunklen Straßen zusammenflössen, in denen einst nur Lagerhäuser gestanden hatten, wo heute jedoch Menschen wohnten und schicke Autos durch den Regen zischten.
    Hier lag so ein Lumpenbündel. Sparkys feine Sinne wurden von dem Geruch so geschockt, dass er unwillkürlich zurückwich, als die Stimme plötzlich rief: »Hau ab, du Scheißköter!«
    Sparky trottete weiter und kam sich dämlich vor, denn es passierte ihm nicht zum ersten Mal, und inzwischen müsste er eigentlich wissen, was ein Lumpenbündel war und was nicht. Der Mann sah sich schon nach etwas um, was er werfen konnte, als Sparky losrannte. Er sollte sich vor diesen erbärmlichen Geschöpfen besser in Acht nehmen. Einmal, als er so einen beschnüffelt hatte, packte ihn der unselige Kerl, warf ihm ein Seil um den Hals und nahm ihn mit zum Betteln an die große, belebte Geschäftsstraße. Es war immer nützlich, wenn man einen Hund dabei hatte, das wusste Sparky. Er wusste auch, dass er wieder abhauen konnte. Solche Leute konnten sich nämlich auf nichts konzentrieren. Als man ihm zwei Pfundmünzen in den alten Hut warf, wurde der Kerl so aufgeregt und wollte die Münzen schnell einsacken, dass er das Seil losließ und Sparky davon sauste, vom Strand zum Themseufer rannte und in null Komma nichts wieder bei dem Jungen war. Der war überglücklich, ihn zu sehen. Der arme Barney (Bernie?) hatte sich offenbar zu Tode geängstigt, und Sparky hätte ihm gern irgendwie klar gemacht, dass er ein spektakuläres Talent hatte, immer wieder irgendwo zurückzufinden, und ihn sein Geruchsinn nie im Stich ließ. Manchmal dachte er, er hätte vielleicht Weinverkoster statt Botenhund werden sollen. Oder Florist, wie die beiden in dem Laden mit den blauen Blumen.
    Man hörte doch immer wieder diese unglaublichen Geschichten, erinnerte er sich, über Hunde wie ihn selbst, die es geschafft hatten, zu ihrem Herrchen zurückzufinden. Etwa von dem, der auf der Suche nach seinem frisch verzogenen Besitzer den ganzen Weg von Bognor Regis nach Bath zurückgelegt hatte. Ach ja, wer's glaubt, wird selig, dachte Sparky.
    Wo war er eigentlich gerade? In der Stink Street. Er nannte sie so, weil einem hier mehr Gerüche begegneten als an irgendeinem anderen Ort, den er kannte, abgesehen von Marktplätzen. Die Stink Street hätte ihn fast umgehauen; sie lag zwischen all diesen alten Lagerhäusern, in die sich jede Menge junger Snobs mit guten Jobs und Geld einquartiert hatten. Hier konnte er den üppigen Duft von Pelzen schnuppern, der Geruch der Tiere, denen sie abgezogen worden waren, haftete ihnen noch an. Neue Reifen, Autos, Leder, der süßliche Geruch von Haschisch. Parfüm. Das Gemisch von parfümierten Gerüchen war so stark, dass es einen fast umgerissen hätte.
    In der Stink Street fühlte man sich wie berauscht. An solchen Orten musste er aufpassen, sonst wurde er süchtig danach, dann würden sie ihn nicht mehr loslassen. Sparky

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