Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz
Halterung, schob das eine Ende gegen das Boot und stieß das Ruderboot ab. Mit einem Ruder gin g es, wenn sie beide Hände nahm. Mit beiden zu rudern, hätte sie nie geschafft. Als sie es versuchte und dabei feststellte, dass das Boot mit nur einem nicht geradeaus fuhr, ruderte sie abwechselnd nacheinander auf jeder Seite. Das Boot bewegte sich vorwärts, und obwohl sie nicht besonders schnell vorankam, konnte sie sehen, wie das Haus und der Bootssteg sich langsam näherten.
Wenn sie die Hände frei gehabt hätte, hätte Gemma geklatscht. So verkündete sie an Richard gewandt bloß: »Du bist nicht der Einzige, der hier schlau ist.«
Seine Antwort klang zwar gedämpft, aber nicht schmeichelhaft. Glockenblumen.
Das war es, was ihm in die Nase kam, was ihn zum Niesen brachte. Es verstärkte sich, als er schnüffelnd ums Haus streifte. Er war verblüfft: dieser Geruch sollte eigentlich gar nicht hier sein, sondern dort, wo das Mädchen wohnte, dem er die Glockenblumen gebracht hatte. (Jimmy? Janie? Jemima?) War sie etwa hier? War sie hier gewesen?
Er schnüffelte den Bootssteg entlang. Er hasste es, so nah am Wasser zu sein. Sein Kopf fuhr hoch, denn er spürte etwas. Als er ganz am Ende des Bootsstegs auf den Fluss hinausblickte, sah er ein kleines Ruderboot näherkommen. Er lief aufgeregt hin und her, hin und her.
Dann sah er sie und fing an zu bellen.
Gemma konnte es kaum glauben, als sie einen Hund hörte. Wieso rannte dort auf dem Bootssteg ein Hund auf und ab und bellte sich die Seele aus dem Leib -?
»Sparky!«
Das Boot stieß gegen den Steg und drehte sich. Sparky schaute über die Kante. Der Steg war so hoch, dass das Mädchen (Jimmy? Jeanna?) nicht heraufreichte. Plötzlich landete ein Tau, das irgendwo angebunden war, auf dem Steg. War das etwa diese verdammte Puppe? Die war an das Tau gebunden. Er schnappte die Puppe mit den Zähnen, und das Tau hing erst ziemlich durch, doch er packte kräftig zu und zog es auf den Steg.
Gemma überlegte: Woher sollte Sparky wissen, was er mit dem Tau anstellen musste? Liebe Güte, er war schließlich bloß ein Hund. Ja, das schon, aber ein sehr schlauer. Sie wollte, dass er das Tau um etwas herumschlang, um irgendetwas, wo es Halt fand. Einer der Poller ginge doch. Sie brauchte bloß etwas, wo sie sich ein bisschen abstützen konnte, um hinaufklettern zu können. Der Abstand war nicht so groß. Als sie zu den Pollern hinaufsah, bemerkte sie ein zweites Ruderboot, das unter den Bootssteg und wieder weg trieb, bloß dass dieses einen Motor hatte. Es war auch nicht besonders fest vertäut. Maisie Tynedale musste es sehr eilig gehabt haben wegzukommen, dachte sich Gemma.
Als das Tau schon ganz straff war, hielt Sparky die Puppe (die ziemlich schwer war) immer noch fest im Maul und blickte um sich. Er zog die Puppe und das Tau zu einem Poller hinüber und hatte gerade noch genug Platz, um das Tau ein paarmal herumzuschlingen. Nachdem Gemma daran gezogen hatte und es hielt, begann sie hinaufzuklettern.
Sparky hüpfte aufgeregt herum, als es Gemma gelang, sich eine Hand über der anderen auf den Bootssteg hoch zu hieven.
»Sparky!« Gemma packte ihn und drückte ihn an die Brust, bis er fast keine Luft mehr kriegte. Darauf war er eigentlich nicht so scharf.
Dann band sie Richard los. Erstaunlicherweise war er immer noch derselbe; er war nicht einmal nass geworden. Sie vergewisserte sich gerade, dass die Schnur noch hielt, als sie den Wagen hörte. Alle beide hörten den Wagen.
Er fuhr in den Hof, der Wagenschlag wurde zugeknallt, der Motor lief noch und die Scheinwerfer blieben eingeschaltet. Gemma wusste, dass sie es waren, oder jedenfalls eine von ihnen, entweder Kitty oder Maisie. Eine von ihnen hatte sie hierher gebracht. Sie hatte damit gerechnet, hatte aber immer noch Angst. Selbst wenn sie wieder ins Boot hätte springen können, blieb dafür jetzt keine Zeit mehr.
Ins gleißende Licht der Scheinwerfer getaucht, kam die Frau auf sie zu. Als sie den Bootssteg erreicht hatte, blieb sie jedoch unvermittelt stehen. Es war Maisie. Sie starrte Gemma mit riesengroßen Augen an. »Mein Gott! Wie um alles in der Welt -?«
Gemma ließ sich zu Sparky nieder. »Sparky, fass!«
Sparky sprang los. Er hatte vorher noch nie diesen Befehl erhalten und sah jetzt seine Chance gekommen. Er stürzte sich auf Maisie, packte sie am Fußgelenk und ließ sich wild hin und her schütteln, wurde angeschrieen, weg da, weg da. Verflucht. Gemma hielt Richard fest umklammert und sah
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