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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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befestigten sie an dem eistütenförmig um die Blumen gewickelten rosa Papier einen Griff aus Bindfaden, an dem Sparky den Strauß erstaunlich geschickt tragen konnte. Sparky liebte Blumen über alles. Sooft sie beim Delphinium vorbeikamen, machte Sparky einen Rundgang durch den großen, kühlen Raum, um die verschiedenen Blumen in den hohen Metallhaltern zu beschnüffeln. Glockenblumen mochte er am liebsten, obwohl die ihn manchmal zum Niesen brachten. Die Besitzer des Delphinium schenkten Benny vor Geschäftsschluss oft all die Blumen, von denen sie glaubten, dass sie die Nacht nicht gut überstehen würden, und meinten, er solle sie doch für seine Mum mitnehmen. Das würde er tun, sagte Benny, bedankte sich und zog seines Weges.
    Wenn er sich nur nicht immer so viele Geschichten ausdenken müsste über seine Mum und über das, was sie den lieben langen Tag machte. Dass sie in Wirklichkeit Schauspielerin sei, sich ihr Geld aber als Kellnerin verdienen müsste, bis sie den großen Durchbruch hätte. Das Problem beim Erfinden einer Geschichte war, dass man nicht vergessen durfte, sich daran zu halten und sie mit allen möglichen Details anzureichern, etwa, wo seine Mum als Bedienung arbeitete. Lyon 's Corner House, ach so, das hat geschlossen? Ah, ich wollte sagen, als es das noch gab. Im Moment bedient sie in der Lebensmittelabteilung bei Harrods; nein, weiß ich doch, dass die keine Tische haben, ich meine, an der Theke. Es war so anstrengend!
    Wenn im Moonraker Zeit war, setzte Benny sich auf die Bibliotheksleiter und las David Copperfield, sein Lieblingsbuch. Es gefiel ihm deswegen, weil David noch schlimmer dran war als er selbst. Benny schätzte sich glücklich, dass es bei ihm keinen Mr. Murdstone gab, der ihm das Leben schwer machte. Andererseits gab es natürlich auch keinen Peggotty, der Benny über ein Missgeschick hinweghelfen konnte, und so glich sich das Leben insgesamt so ziemlich aus, und für ihn und David war es gleichermaßen schwer.
    Trotzdem saß er oft lange da und grübelte, das Kinn in die hohle Hand gestützt. War es besser, keine Feinde zu haben, selbst wenn es bedeutete, dass man keine Freunde hatte, oder sollte man beides haben? Die Frage war gar nicht so einfach. Jedenfalls konnte er eigentlich nicht behaupten, er habe keine Freunde, denn es gab ja die Leute, mit denen er zusammenlebte, und die, bei denen er auslieferte, die zu ihm und Sparky sehr freundlich waren. Was seine Arbeitgeber betraf, konnten nur Mr. Siptick und Mr. Gyp die Rolle von Mr. Murdstone einnehmen. Mr. Siptick motzte andauernd, was er alles falsch machte, und Mr. Gyp fragte Benny immer ganz genau über seine Mum aus (sein Dad war ja tot, was auch stimmte). Es endete stets damit, dass er mit seinem keuchenden Lachen zu Benny meinte: »Bist du dir überhaupt sicher, dass du eine Mum hast, Benny Keegan? Oder sollte ich besser das Jugendamt verständigen?«
    Das ließ Benny erstarren. Er bekam Schiss, nicht nur wegen sich, sondern auch wegen Sparky. Und Sparky machte sogar jedes Mal ein paar Schritte rückwärts, wenn Mr. Gyp das Jugendamt erwähnte. Doch trotz der eisigen Angst, die dann statt Blut durch seine Adern lief, war Benny so schlau, ein ganz unverbindliches Gesicht zu machen, wenn er antwortete: »Hm, könnten Sie schon, bloß wenn die dann zu uns nach Hause kämen, um mich mitzunehmen, dann wäre Mum... also, die wäre dann ganz schön wütend und ich könnte hier nimmer arbeiten. Nicht mehr«, korrigierte er sich dann. Durch die ausgedehnte Lektüre im Moonraker hatte sich seine Ausdrucksweise beträchtlich verbessert.
    Es war allerdings so, dass weder Mr. Siptick noch Mr. Gyp Benny verlieren wollten, denn Benny arbeitete für weniger Geld - und machte seine Sache besser -, als jeder andere, den sie hätten finden können. Heute Morgen rollte Mr. Siptick, im immer gleichen uralten, grünen Jackett mit dem Namen SIPTICK auf der Tasche, ein Exemplar von Welt des Gärtners zusammen und reichte es Benny.
    »Dass die Promenadenmischung aber nicht draufsabbert.« Das sagte Mr. Siptick jeden Tag.
    »Er heißt Sparky, und hat sich etwa schon mal jemand über sein Sabbern beschwert?«, lautete jeden Tag Bennys Antwort. Sparky konnte zwei Zeitungen gleichzeitig tragen, weil Benny sie in eine dünne, braune Papiertüte steckte, damit er sie besser zusammenbehalten konnte.
    Mr. Siptick machte eine abfällige Handbewegung und ließ sich auf seinem Hocker nieder, um Benny den Tageslohn abzuzählen. »Na, los, nun geh

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