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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Leben, das er gar nicht hatte. Er war sich nicht einmal sicher, ob er es überhaupt wollte. Denn ihm gefielen die Dinge, die für ihn inzwischen zur Routine geworden waren: die blaue Morgendämmerung über der Waterloo Bridge, seine morgendliche Stärkung bestehend aus Tee und einer dicken Scheibe Brot, die Botengänge. Als »richtiges« Leben stellte er sich die Art von Leben vor, das die Bewohner von Tynedale Lodge wohl führten. Allerdings konnte er dem keine spezielle Aktivität zuordnen. Tennis vielleicht? Tanzen? Säbelfechten mit Maske? Ein geheimnisvolles Leben. Er war neugierig darauf, aber weil er außer in den Garten und die Küche nirgends hinkam, wenn er Sachen austrug, würde er es wohl nie erfahren. Bestimmt gehörten dazu unzählige Verwandte und Freunde. Er hatte keine Verwandten, und das, was man am ehesten seine Freunde nennen konnte, waren die Leute auf seiner Lieferroute und seine Kumpel dort, wo er wohnte.
    David Copperfield aufgeschlagen in den Händen, lehnte er den Kopf an die anderen Dickens-Bücher und dachte an seine Mum. Ihr hatte die Routine auch gefallen. Donnerstags war es Selfridges gewesen, montags Harrods und dienstags Harvey Nick's. Er hatte immer behauptet, die Leute würden sofort erkennen, dass sie Iren waren, denn viele Irinnen taten das Gleiche und hatten ein Baby dabei oder ein kleines Kind. Und die Leute mochten keine Iren. Benny fand Betteln demütigend. Wenn ein Passant ihm ein paar Münzen in die umgedrehte Mütze warf, wandte Benny den Blick ab. Aber wenigstens ging seine Mutter nicht wie so viele mit ihm an der Hand auf dem Bürgersteig auf und ab und sprach immer wieder eine Frau an. Wenn er danach fragte, erzählte ihm seine Mum, warum sie momentan so schlimm dran waren, und meinte, es täte ihr so Leid, dass sich die Dinge für sie beide zum Schlechten gewendet hätten.
    Dad ist gestorben, sagte er dann, als müsste er es ihr erklären. Doch sie wollte wohl nicht über seinen Vater sprechen, weil es sie so schmerzte.
    Dann erzählte sie von ihrem alten Zuhause in County Cläre. Ach, war das schön! Aber, was soll's, wir gehen wieder hin, wenn alles besser wird, und dann...
    Benny sah auf die Seiten von David Copperfield hinunter. Es ging gerade um Steerforth. Benny dachte an Davids Mum und wie hübsch sie war. War seine eigene auch gewesen. Hübscher noch, mochte er wetten. Bilder von County Cläre zogen vor seinem inneren Auge vorbei: die raue Küste und das Meer, die hohen, glatten Felsen, abgetragen von den heranbrandenden Wellen, wilde Stürme, wie Steerforth und David sie erlebt hatten, als sie Peggotty besuchen gingen.
    Gute Bücher, hatte seine Mum gesagt, werden dir immer zugutekommen. Gute Bücher sind wichtig, Bernie. Lies so viel, wie du kannst.
    Sein richtiger Name war Bernard, doch als er klein war, hatte er Mühe gehabt, dieses r auszusprechen, und es hatte wie »Benny« geklungen. Und weil Namen an einem hängen bleiben, hatte er seinen behalten.
    »Da wären wir, mein Lieber«, sagte Miss Penforwarden, die mit dem zusammengeschnürten Päckchen hergekommen war. Es war auch ein kleines Buch dabei, das sie mit Bindfaden verschnürt hatte, damit Sparky es tragen konnte. »Das ist für die kleine Gemma«, sagte Miss Penforwarden.
    Da es nicht eingepackt war, konnte Benny den Titel erkennen: Namen für Ihre Katze. »Dabei hat sie gar keine Katze.«
    Benny und Sparky machten sich mit den Büchern auf den Weg.

8
    Gemma stand schon am hinteren Gartentor, als Benny und Sparky ankamen, in der Hand wie üblich ihre Puppe in »Taufgarnitur« (wie Gemma es nannte) - in Häubchen und biskuitfarbenem, schmuddligem Kleid, das ihr bis auf die Füße reichte und noch darüber hing. Die Puppe war immer noch namenlos. Gemma konnte sich einfach nicht entscheiden. Da sie letztes Mal die Vornahmen, die mit Q begannen, durchgemacht hatte, waren jetzt wohl die mit R dran.
    Das Tor ging knarrend auf, und Benny betrat den hinteren Garten des Lodge. Die Oberkante des Tores war höher als Gemmas Kopf. Sie war neun, und Barkins, der Butler, wollte ihr immer weismachen, sie sei doch zu alt für Puppen.
    Lächerlich, hatte Benny gemeint, denn für etwas, was man wirklich gern hatte, kann man nie zu alt sein.
    »Wieso wolltest du denn dieses Katzenbuch?«, fragte er. Sparky hatte es zu ihren Füßen fallen lassen und war zum Teich hinübergetrottet, für den er eine gewisse Schwäche zu haben schien. Wahrscheinlich wollte er die großen Goldfische beobachten.
    »Ich meine«, fuhr

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