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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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mit sich, dass sie etwas lesen konnte, was Erwachsene nicht konnten. »Die schweren Stellen überspring ich, aber das macht nichts, er hat ja so viel Seiten über alles geschrieben.«
    »Stimmt, das hat er.« Nachdem er eine Weile über Gemma und Dickens nachgedacht hatte, sagte Jury: »Ich bin wegen Simon Croft hier. Hast du gehört, was mit ihm passiert ist?« »Ja. Er ist tot. Er wurde erschossen.« Sie zog der Puppe das Häubchen über den Kopf, um die Augen zu verdecken. »Was hat er denn getan? Muss was Schlimmes gewesen sein, wenn ihn dafür jemand erschossen hat.«
    »Das wissen wir noch nicht. Ich bin übrigens so etwas wie ein Detektiv und habe die Absicht, es herauszufinden.«
    Sie musterte ihn voller Staunen. »Ach ja? Hat Benny Sie geschickt?«
    »Benny? Nein, hat er nicht. Ist das ein Freund von dir?«
    »Mein bester. Er streitet aber viel. Wenn Sie Detektiv sind, sollten Sie mal rauskriegen, wer mich umbringen will.«
    »Dich umbringen? Wie kommst du denn darauf?«
    »Weil sie's schon ein paarmal probiert haben. Einmal im Treibhaus.« Sie wies mit dem Kopf hinüber. »Sie wollten mich erschießen, als ich was in einen Topf einpflanzen wollte. Mr. Murphy kümmert sich um den Garten. Und das nächste Mal in meinem Zimmer, da hab ich geschlafen, und jemand wollte mich erdrosseln und mich ersticken. Und das nächste Mal wollte mich jemand vergiften, und Mrs. MacLeish hätte schon fast gekündigt, weil sie Angst hatte, dass sie sagen, ihr Essen sei schuld.«
    Jury war nicht leicht zu schockieren. Doch dieses Kompendium an Straftaten, noch dazu dargeboten von einem so kleinen Personellen und in so nüchternem Ton, schockierte ihn nun doch, obwohl er bezweifelte, dass es sich alles so zugetragen hatte. Das Melodramatische an der Sache leuchtete ihm ein. Ein Kind, offensichtlich ohne Familie, mitten hineinversetzt in eine, die nicht ihre war und ihr vielleicht (mit Ausnahme des alten, gebrechlichen Oliver) voller Gleichgültigkeit begegnete - da konnte es doch kaum verwundern, dass sie sich so eine Geschichte zusammenreimte. Und doch...
    »Erzähl mir mehr über diese Zwischenfälle, Gemma. Ich meine, gib mir weitere Anhaltspunkte.«
    »Also, ich war im Treibhaus, hab ich ja schon gesagt, und schaute mir die Stecklinge an, die Mr. Murphy dort hatte. Ich hab überlegt, wann er wohl die Schneeglöckchenzwiebeln setzt. Die da drüben.« Sie deutete auf das schmale Beet mit Schneeglöckchen, das ihm vorhin schon aufgefallen war, die weißen Blütenblätter mit dem kleinen grünen Fleck, der regelmäßig an jedem Blütenblatt saß, so dass sie wie gemalt aussahen.
    »Die heißen Tryms. Wie mein Name, bloß anders buchstabiert. Sie sind was ganz Besonderes. Ich hab eins in einen Topf gepflanzt und nach dem Dünger gesucht. Ich hatte die Puppe in der anderen Hand, und da hörte ich das Glas zerschmettern und spürte, wie was an mir vorbeizischte. Vielleicht hat jemand einen Stein geschmissen, dachte ich. Das war damals, beim ersten Mal.
    Das zweite Mal war ich im Bett und hab geschlafen, also kann ich Ihnen nicht mehr sagen als vorhin. Wegen irgendwas bin ich aufgewacht, ich glaub, weil ich nicht atmen konnte. Ich hab ein Fenster aufgerissen und den Kopf rausgestreckt. Sie haben den Doktor geholt und wieder die Polizei gerufen. Ich hab mal einen Film gesehen, in dem kam ein Mörder vor, der seinen Opfern immer ein Kissen aufs Gesicht gedrückt hat.«
    Gemma hielt inne, um ihre Puppe wieder ordentlich hinzusetzen, und fuhr dann für den fasziniert lauschenden Jury fort.
    »Ich hatte grade die dritte Portion Früchteauflauf gegessen -den macht Mrs. MacLeish immer mit Vanillesauce -, als mir richtig schlecht wurde, und der Doktor musste wieder kommen und sagte, zum Glück hätte ich erbrochen und es raus gespuckt. Ich sagte, es war vergiftet, aber das glaubte er nicht. Das ist alles.«
    Sie lehnte sich zurück und nahm die Puppe in die Hand.
    Jury war so erschöpft, als hätte er selbst die ganze Zeit geredet. »Du musst ja furchtbare Angst gehabt haben.«
    Sie musterte ihn schweigend, als wollte sie damit andeuten, dass das ja wohl jeder Trottel kapieren könnte.
    »Dann kam die Polizei, ja?«
    Sie nickte nachdrücklich.
    »Hat man Patronenhülsen gefunden?«
    »So heißen die ja wohl. Eine war draußen auf der Erde. Oder vielleicht steckte sie auch in einem Baum.«
    »Bist du dir denn sicher, dass der Schütze auf dich gezielt hat?«
    »Sie meinen, die wollten vielleicht auf die Trym-Zwiebeln schießen?« Die

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