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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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hallo. Ich versuche gerade, diesen Schnürsenkel hier -reißen dir deine auch manchmal?«
    Als Antwort kam sie ein paar Schritte näher, hob ihr Schuhwerk, eine Sandale mit Schnalle, in die Höhe und schüttelte den Kopf. Ihre Sandalen waren nicht winterfest, sie trug sie jedoch mit weißen Socken. Der Rest von ihr steckte in einem (zu langen) Baumwollmußelinkleid mit Zweigmuster und einem dicken Sackpullover im gleichen Grün wie ihre Augen.
    Indem er so tat, als hätte er den Schnürsenkel endlich in Ordnung gebracht, sagte er: »Schlau von dir, Schuhe ohne Schnürsenkel zu tragen.« Nun sah er es: Das, womit sie auf ihrem Spaziergang die ganze Zeit geredet hatte, war eine Puppe, seltsam gewandet in ein spitzenbesetztes Häubchen und ein ebenfalls zu langes Kleid, das der Puppe über die Füße hing. Als sie noch näher trat (wenn auch nicht in Händeschüttelnähe), fiel ihm ihr glattes, glänzendes schwarzes Haar auf, die wie Perlen schimmernde Haut, die dunkelgrünen Augen. Er wusste nicht, ob Vivien Leigh grüne Augen hatte. Wenn nicht, dann Pech, arme Vivien.
    »Der Garten ist wunderschön, sogar im Winter. Ich kann mir schon denken, dass du oft hier bist.« Sie nickte. Sehr feierlich und sehr schön. Zu welcher der beiden Familien gehörte sie? Mit ihrem schwarzen Haar und der durchscheinenden Haut ähnelte sie natürlich Alexandra Tynedale.
    »Ich heiße übrigens Richard Jury.« Ihren Namen sagte sie daraufhin nicht.
    Er sagte: »Deine Puppe ist ja dick eingepackt. Friert sie denn?«
    Das kleine Mädchen schüttelte den Kopf. »Das hat sie immer an, es ist nämlich ihr Taufkleid. Ich hab mal eine gesehen.« Bei diesen Worten bedachte sie Jury mit einem leicht herausfordernden Blick, als könnte er womöglich in Zweifel ziehen, was für Kleider man zu einer Taufe anzog.
    Er vermutete, dass sie damit meinte, sie habe schon mal eine Taufe gesehen. »Ich noch nie.«
    Ein T rost, denn so konnte er die Details, mit denen sie nun aufwartete, nicht bestreiten. »Da schütten sie einem Wasser über den Kopf. So wie im Kosmetiksalon, außer dass es bei Taufen keine Seife gibt und sie einem nicht die Haare waschen. Die werden bloß gespült.«
    Dies war zweifellos ein Ereignis, das man mit diversen Metaphern beschreiben konnte. Jury lächelte. »Dann ist deine Puppe also getauft?«
    »Erst wenn ich einen Namen gefunden hab. Ich suche schon lange. Ich bin jetzt bei R angelangt und kann mich einfach nicht entscheiden. Ich dachte vielleicht Rebecca.« Sie warf ihm einen prüfenden Blick zu, um zu sehen, wie er darauf reagierte.
    Jury sagte: »Könnten wir uns da rübersetzen?« Er deutete auf eine weiße Bank, die zu beiden Seiten von einem Spalier mit Weinranken gesäumt war.
    »Okay.«
    Sie ließen sich auf der Bank nieder - alle drei, die Puppe dazwischen -, und Jury fragte: »Bist du sicher, dass deine Puppe ein Mädchen ist?«
    Gemma sah ihn verblüfft an. »Was?« Die Puppe hatte das Kleid schon angehabt, als sie sie gefunden hatte. Egal, was sie anderen erzählt hatte - sie war überzeugt, das Kleid deutete darauf hin, dass es ein Mädchen war.
    Jury zuckte die Achseln. »Ich überlege bloß, wieso es so schwer für dich ist, einen Mädchennamen zu finden. Vielleicht ist es in Wirklichkeit ein Junge und will nicht mit einem Mädchennamen rumlaufen. Würde ich auch nicht.«
    Sie hatte sich über dieses Thema oft Gedanken gemacht, aber nicht gewusst, wen sie fragen sollte. Etwas abgewandt, hob sie das Taufkleid der Puppe an und sah nach. Dann drehte sie sie so hin, dass Jury es sehen konnte. Sagte aber nichts.
    Jury sagte: »Ach, du hast Glück. Es könnte ein Junge oder ein Mädchen sein, du kannst es dir aussuchen. Das können nicht viele. Hier ist der Beweis, falls jemand Zweifel dran hat.«
    Gemma war hingerissen.
    »Apropos Namen, du hast mir deinen noch gar nicht gesagt.« »Gemma Trimm.« »Wohnst du hier, Gemma?«
    »Ich bin Mr. Tynedales Mündel. Ein Mündel, das ist was anderes, als wenn man adoptiert ist. Ich bin mit niemand verwandt, ich bin irgendwie so übriggeblieben. Mr. Tynedale, der ist krank und hat es gern, wenn ich ihm vorlese. Das mach ich jeden Tag, fast jeden. Ich lese ihm aus Dickens Raritätenladen vor, und er findet, dass ich so ähnlich bin wie die kleine Neil. Das find ich aber gar nicht. Die ist nämlich irgendwie doof.«
    »Du bist noch so jung und liest schon so komplizierte Bücher. Charles Dickens finden sogar Erwachsene manchmal schwer.«
    »Ich bin neun.« Sie schien zufrieden

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