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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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zu machen wäre.
    »Nichts kann ihn aufhalten. Er sitzt überall, im Blut, in den Knochen.«
    »Es tut mir Leid, Mickey. Es tut mir wirklich leid.« Es ging Jury wirklich an die Nieren. Was für eine Lücke Mickey hinterlassen würde! Was um alles in der Welt würden Liza und die Kinder bloß ohne ihn machen? »Wie kommen die Kinder mit dem allem zurecht?« »Sie sind großartig. Ich bin auch sehr stolz auf sie.«
    Eins von Mickeys Kindern war erwachsen, verheiratet und ins Ausland gegangen. Dann waren da noch die Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen, die den Autounfall überlebt hatten, bei dem ihre Eltern, Mickeys und Lizas Tochter und Schwiegersohn, damals vor zwei Jahren ums Leben gekommen waren. Die Zwillinge waren jetzt nicht älter als sechs oder sieben, überlegte Jury. Dann gab es noch eine Vierzehn- oder Fünfzehnjährige und einen Jungen, der bald auf die Uni kam. Mickey hatte einfach zu viele Verpflichtungen.
    »Peter geht nächstes Jahr nach Oxford. Darüber bin ich wirklich sehr glücklich.«
    Man merkte es ihm zwar nicht gleich an, aber Mickey hatte selbst dort Literatur studiert. Er liebte Lyrik, hatte immer eine Gedichtzeile auf Lager.
    »Beth, also, die redet schon von der Londoner Universität. Und Clara und Toby - die Zwillinge - sind im Internat.« Er ließ den Blick von einem unbestimmten Punkt vorm Fenster zu Jury hinüber wandern. »Liza wird vermutlich wieder zur Met gehen. Tja, irgendwas muss sie tun, meine Scheißpension wird ja bestimmt nicht reichen. Jedenfalls nicht für Oxford, das ist schon mal sicher. Ich würde diese Gedanken am liebsten ganz weit von mir weg schieben, wissen Sie. Natürlich komme ich sowieso nicht umhin dran zu denken, aber ich würde es ohne dieses Gefühl tun, dass alles zu Ende geht.« Er schob seine Tasse weg. »Eigentlich brauche ich jetzt einen Drink.« Er lachte kurz auf. »Na, wenigstens muss ich mir jetzt keine Sorgen mehr machen, ob ich vielleicht ein Problem mit dem Trinken habe. >Ein Problem mit dem Trinken.< Ein herrlicher Euphemismus. Bei meiner letzten Runde mit der Chemo dachten sie, sie hätten es gestoppt. Die Krankheit war vorübergehend abgeklungen. Ich dachte sogar, ich hätte sie besiegt. Hatte ich aber nicht.
    Dieser Krebs hat einen beängstigenden Nebeneffekt: Keiner will was damit zu tun haben. Alle haben das Gefühl, sie müssten was tun, wissen aber nicht, was. Halten Abstand, wechseln auf die andere Straßenseite, im übertragenen Sinn, aber vielleicht auch sogar ganz konkret. Es wundert mich schon, dass meine Kumpels, meine Kollegen, die doch jeden Tag mit Mord und Todschlag zu tun haben - dass die das nicht packen.«
    »Weil es so viel näher an einem dran ist, Mickey. Weil es Ihre Kumpels sind, Ihre Freunde.« Mickey sah ihn an und lächelte. »Sie sind auch mein Freund, Rieh, aber Sie sind hier. Ich finde diesen Spruch einfach wunderbar:
    Gehn schlimme Sorgen ihr durch Mark und Bein, legt die ganze Welt ein wildes Tänzchen ein.
    Stand in einem irischen Pub an der Wand. Das wäre was für uns drei gewesen!«
    Aus Mickeys Blick strömte so tiefes Vertrauen in Jurys Freundschaft, als er das sagte, dass dieser wusste, er würde alles, aber auch alles tun, um ihm zu helfen.
14
    Keeper's Cottage war klein, aber behaglich. Jury stand im Wohnzimmer, von dem aus er in eine Küche hinübersehen konnte. Oben (vermutete er) befanden sich ein großes Schlafzimmer und ein davon abgetrenntes Bad.
    Kitty Riordin bat ihn, sich zu setzen und bot ihm Tee an. Er lehnte dankend ab.
    Auf einem Beistelltischchen neben Jury standen mehrere silbergerahmte Fotos, dazu ein paar Nippesstücke aus blauem Milchglas. Die Bilder zeigten die Familie Tynedale, auf dem größten war Maisie abgebildet.
    »Sie sind wegen Simon Croft hier.« Es war keine Frage. Ihr weicher Gesichtsausdruck wurde nüchtern. »Ich war... ich konnte es nicht recht begreifen.«
    Ihre Hand krampfte sich zusammen und presste sich gegen ihre Brust, eine Geste, die ihn sehr an Mickey erinnerte. Sie war schwarz gekleidet, als wäre sie in Trauer. Eine kleine, ockergelbe Rüsche am Kragen ihres Kleides lockerte den Eindruck etwas auf. Das Kleid war altmodisch, und auch sie selbst erinnerte an eine Kamee.
    Sie sagte: »Unfassbar, dass ihn jemand ermordet haben soll.«
    »Sie können sich also nicht denken, dass er mit jemandem eine Auseinandersetzung gehabt haben könnte?«
    Sie tat es mit einer ungeduldigen Geste ab. »Ich bin jetzt seit über fünfzig Jahren bei der Familie, Superintendent. Ich

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