Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz
weiß nicht alles über ihr Privatleben - nun, das kann man sich ja wohl denken.«
»Wie oft sind Sie Simon Croft begegnet?«
»Nicht oft. Manchmal, wenn er hierher kam.«
»Kam er denn regelmäßig?«
»Hm. Er ist Oliver Tynedale sehr zugetan.«
»Wer würde Mr. Crofts Geld erben?«
Die Worte waren kaum gefallen, als sie schon lachte. »Ach, lieber Gott, Superintendent. Ich hoffe, Sie suchen nicht in der Richtung nach dem Mörder?«
Jury lächelte. »Das tue ich oft. So laut wie Geld redet nichts, jedenfalls nicht das Gewissen.«
»In dem Fall verschwenden Sie Ihre Zeit. In der Familie hat jeder Geld.«
»Und was ist mit Maisie?«
Irgendwie hatte sie damit nicht gerechnet, dachte Jury. Sie zuckte zusammen. »Maisie hat Geld von ihrer Mutter. Sie hat auch von Francis Croft geerbt.«
»Spielt es sich zwischen den beiden Familien so ab? Dass die Tynedales und die Crofts ihr Geld nicht nur ihren direkten Angehörigen vermachen, sondern auch der jeweils anderen Familie?«
»Ja. Schließlich betrachten sie sich gegenseitig nicht als etwas >anderes<.«
»Demnach hätte Simon Croft also auch Maisie und Ian Geld hinterlassen?«
Sie schüttelte den Kopf, genervt von seiner scheinbaren Begriffsstutzigkeit. »Francis Croft hinterließ Alexandra ein kleines Vermögen, das beim Tod ihrer Mutter natürlich an Maisie überging. Er war Alexandra ebenso zärtlich zugetan wie ihr eigener Vater. Damit möchte ich nur noch einmal sagen: Wenn Simon Croft wegen Geld getötet worden wäre, dann bestimmt nicht von einem Mitglied der Familie.«
»Nach Oliver Tynedales Tod wird Maisie aber eine wohlhabende Frau sein -«
»Sie ist bereits eine wohlhabende Frau, Superintendent. Das sage ich doch gerade.«
»Ach ja, Sie wiesen darauf hin. Und was ist mit Ihnen, Mrs. Riordin?«
Kitty Riordin hob herausfordernd den Kopf. »Ob ich ihn ermordet habe, meinen Sie?«
Jury zuckte die Achseln. »Um es so unverblümt zu sagen, ja. Hätte Simon Croft Ihnen denn Geld hinterlassen?«
»Das bezweifle ich doch sehr. Wir werden es aber so oder so erfahren, wenn sein Testament eröffnet wird, und dann können Sie ja kommen und mich verhaften.«
Jury lächelte. »Abgemacht. Eigentlich meinte ich - was ist mit Ihrer eigenen Geschichte? Und mit Ihrem Mann?«
»Mein Mann Aiden war ein großer Dummkopf. Er hat mich -uns - sitzen lassen, damit er mit den Schwarzhemden losziehen kann. Mit den Anhängern von Oswald Mosley. Völlig absurd.«
»Viele Leute sind da anderer Meinung. Wenn Hitler hier in Großbritannien einmarschiert wäre, hätte er doch einen Statthalter gebraucht. Wer wäre als Marionettendiktator besser geeignet gewesen als Mosley?«
»Vielleicht haben Sie Recht. Na, jedenfalls kam ich hierher, um Aiden zu suchen, fand ihn auch, knöpfte ihm ohne große Gewissensbisse das bisschen Geld ab, das er hatte, und hörte nie wieder von ihm.«
»Sie mögen keine Dummköpfe, stimmt's?« »Sie etwa?«
Jury lachte. »Ich denke nicht. Ich versuche nur, mir ein Bild von Ihnen zu machen, Mrs. Riordin. Sie sind eine sehr patente Frau. Als Sie nach dem Bombenangriff mit Maisie zurückkamen und feststellten, dass das Blue Last nur noch ein rauchender Trümmerhaufen war, haben Sie sie da gesucht? Erin und Alexandra? Und Francis Croft?«
»Aber natürlich, so gut ich eben konnte, soweit man mich hereinließ. Aber die Wachposten haben mich zurückgehalten. Ich bin später aber wieder hin, ich war noch einmal dort.«
Jury musterte sie, ihren entschlossenen Gesichtsausdruck. Dann schweifte sein Blick zu den Fotos auf dem Tischchen, zu einem kleinen Bild, vermutlich von der kleinen Erin und von Kitty. Dann zu einem größeren von Alexandra und der kleinen Maisie. Wie schön Alexandra gewesen war! Wie hübsch aber auch Kitty Riordin gewesen war. Es überraschte ihn, dass kein anderer Mann sie sich geschnappt hatte. Doch damals herrschte Krieg, und auch sonst war vieles von dem, was hätte geschehen sollen, nicht geschehen.
Über eine Ecke von Maisies Silberrahmen hing ein silbernes Armbändchen. Jury nahm es in die Hand.
»Namensbändchen«, sagte Kitty und lächelte. »Das war so eine spaßige Idee. Die beiden waren knapp zwei Wochen auseinander das kann man auf den Fotos natürlich nicht sehen. Alexandra hat die Armbändchen machen lassen. Das andere ist oben.« Sie nahm das kleinere Foto von Erin, wischte mit dem Ärmel über das Glas, betrachtete es lächelnd und stellte es wieder auf den Tisch.
Jury fand das Lächeln im höchsten Maße
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