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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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er fand es eine echte Tugend.
    Miss Penforwarden wollte Benny für die geleisteten Überstunden bezahlen, was er aber rundweg ablehnte, denn er tat es ja gern. Statt Bezahlung lud sie ihn und Sparky deshalb an den Abenden immer zum Essen ein. Das nahm Benny gern an. Dinner bei Miss Penforwarden fand also mehrmals wöchentlich statt und war inzwischen zu einer regelmäßigen Einrichtung geworden. Miss Penforwarden redete viel über die Vergangenheit, über ihren Ehemann, der inzwischen tot war, über ihren ebenfalls toten Sohn und über ihren geliebten Hund Raven, der auch schon tot war.
    Benny gingen Miss Penforwardens Schicksalsschläge sehr nahe. Es war mehr, als ein Mensch eigentlich durchmachen müsste. Trotzdem stellte sich ihr Leben nicht als eine einzige Abfolge von Kummer und Leid dar und war gerade deshalb so leidvoll. Sie war ganz nüchtern, ja sogar humorvoll, wie seine eigene Mutter gewesen war, die immer das in den Vordergrund gestellt hatte, worauf es eigentlich ankam. Im buchstäblich letzten Atemzug hatte sie Benny vor dem Sozialamt gewarnt und dabei sogar ein Lachen zustande gebracht.
    Sparky und er hatten wirklich großes Glück, fand Benny, aber schließlich, fand er, taten sie ja auch etwas dafür. Soweit er wusste, waren sie von denen, die hier unter der Brücke kampierten, die Einzigen, die sich ihren Lebensunterhalt durch Arbeit verdienten. Ein paar von den anderen täten es wohl ebenfalls, wenn sie auch nur die geringste Chance dazu hätten, aber viele nahmen Drogen und tranken sich in den Schlaf, den sie dem Wachzustand vorzogen, was er verstehen konnte. Wach fühlten sie sich auch nicht wohler.
    Diejenigen, die im Kopf klar genug waren, bettelten. Benny schaute aber nicht verächtlich auf sie herunter, denn seine eigene Mutter war dazu ja auch gezwungen gewesen. Davor hatten sie ein schönes Leben gehabt. Benny konnte sich an ein richtiges Haus mit vielen Zimmern erinnern, in dem er mit seiner Mutter gewohnt hatte. Sie hatte eine Anstellung als Köchin bei einer wohlhabenden Familie gehabt. Nur waren die dann eines Tages plötzlich nicht mehr so wohlhabend gewesen. Der Hausherr war bankrott gegangen, und man hatte das Personal entlassen müssen. Sie trifft keine Schuld, Mary, aber wir müssen uns eben einschränken. Bankrott! Dieses Wort fand der kleine Junge seltsam. War die Bank verrottet? Er malte sich aus, wie die Banknoten vor sich hin schimmelten und wie Papierschnippselchen miteinander verklebten. Sparky, der sich immer als Erster aus dem Päckchen bedienen durfte, suchte sich immer den Rinderknochen aus, schnüffelte aber an allem herum: Koteletts, Knochen. Er nahm seinen Knochen und trottete davon, um ihn irgendwo zu zernagen, einzugraben oder vielleicht für schlechte Zeiten aufzusparen.
    Hier unter der Brücke war er eigentlich nur, wenn es regnete. Die Leute waren größtenteils nicht besonders freundlich, was Benny ihnen aber kaum verdenken konnte. Nachdem er hier zweimal beraubt worden war, beschloss er, seinen Verdienst auf die Bank zu tragen. Bei der NatWest hatte er ein Sparkonto eröffnet und inzwischen ein hübsches Sümmchen angespart. Sie hätten ihn unter der Brücke nie aufgenommen, wenn er mit seiner Mutter nicht während der letzten Monate ihres Lebens hier gehaust hätte. So hatten sie sich an ihn gewöhnt, und als seine Mutter gestorben war, waren manche sehr nett zu ihm gewesen und hatten ihm Essen und Gin angeboten. Die in bauschige, verknotete Umhänge gehüllte Mags hatte ihn im Arm gewiegt und gesagt: »Armes Jungchen, armes Jungchen.« Für Benny war es der schlimmste Tag seines Lebens gewesen und würde es für immer bleiben.
    Natürlich war er auch wegen der gelegentlichen Fleischpakete wohl gelitten. Die Koteletts brieten sie über einem Feuerchen, die Knochen machten sich gut in einer wässrigen Suppe. Es reichte natürlich nie für alle, doch es half.
    Zum Schlafen hatte er einen Strohsack. Decken hatte er vom Lodge bekommen, als er einmal hörte, dass Mrs. MacLeish sie in die Altkleidersammlung geben wollte. Er hatte ihr erzählt, der Tierschutzbund sei immer an Decken und solchen Sachen interessiert, und er sei dort als freiwilliger Helfer tätig. Sie war völlig einverstanden, dass die Decken dorthin kamen (und meinte, er sei ja ein guter Junge, dass er sich so um die armen Tiere kümmere).
    Benny fand den alten Feldwebel beim Schein der Taschenlampe in ein Buch vertieft. Er hatte einen alten Terrier, der sich jedes Mal aufsetzte und Sparky - wenn

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