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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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favore.« Ihr ausgestreckter Arm wies ihnen den Weg in eine Eingangshalle, die mit mehr Fotos, als Melrose je an einer Wand versammelt gesehen hatte, hübsch verziert war, dazu einem zierlichen Tisch mit einer sanft leuchtenden Lampe darauf und dem Duft einer undefinierbaren Blume. Sie folgten ihr den Korridor entlang bis zu einer Tür, wo sie leise anklopfte.
    »Avanti«
    Das Mädchen öffnete die Tür und ließ die beiden vortreten. »Grazie«, sagte Trueblood.
    »Prego.« Sie nickte und ging.
    Bei dem Herrn, der am Fenster gestanden hatte, nahm Melrose an, dass es sich um Tomas Prada handelte.
    »Signore Prada?«, erkundigte sich Melrose. Er stellte sich und Trueblood vor. »Wir haben angerufen wegen des Gemäldes.«
    Melrose schätzte Tomas Prada auf etwa Ende fünfzig. Er hatte sehr dunkles Haar und einen dichten Schnurrbart; in beidem zeichneten sich graue Strähnen ab. Seine Gesichtszüge waren fein gemeißelt, Wangenknochen und Nase scharf geschnitten.
    »Ah, ja. Der Masaccio. Bitte, setzen Sie sich.« Prada deutete auf zwei bequem aussehende Lehnsessel. Er selbst blieb weiter am Fenster stehen.
    Er war offenbar auch Maler, denn Melrose sah eine Staffelei und glaubte auf der Leinwand, der Studie eines Olivenhains, frische Farbe erkennen zu können. »Sie sind selbst ebenfalls Maler?« Prada zuckte wie zur Entschuldigung mit den Schultern. »Si. Ich unterrichte an der Accademia in Florenz. Nur drei Tage in der Woche, also habe ich beschlossen, in Lucca wohnen zu bleiben.« Prada kam vom Fenster quer durch den Raum herüber. »Also, zeigen Sie mal diesen Masaccio, den Sie da gefunden zu haben glauben.«
    Melrose (der heute aus irgendeinem Grund das Heft in die Hand genommen hatte) fand diese Bemerkung ziemlich herablassend und korrigierte ihn: »Es ist eigentlich nicht so, dass wir das glauben. Mr. Trueblood hat es hier und in England einigen Leuten gezeigt, alles Experten im Bereich der Renaissancekunst, Ihren Freund Pietro Di Bada inbegriffen. Weder er noch die anderen glauben definitiv sagen zu können, es sei nicht Masaccios Werk.« Obwohl Di Bada verdammt nah dran gewesen war.
    Prada lächelte ziemlich tintenschwarz. Sein Schnurrbart triefte sozusagen. »Schwankelmütige Gesellen!« Er wischte die anderen Experten kurzerhand beiseite, seinen Freund Pietro inbegriffen.
    Melrose runzelte verständnislos die Stirn. »>Schwankelmü...    »Na, Leute, die sich nicht entscheiden können. Lassen Sie mal sehen.« Er nahm das Bild mit beiden Händen und stellte es aufrecht auf den Boden vor die Staffelei. Er musterte es flüchtig. Dann nahm er es mit ans Fenster, um es sich ausführlicher zu besehen. »Also, als Erstes, haben Sie das Material prüfen lassen?«
    »Ja«, sagte Trueblood.
    »Und die Farben, die Oberfläche sind zweifelsfrei fünfzehntes Jahrhundert?« Trueblood nickte. Prada lehnte das Tafelbild wieder gegen die Staffelei und korrigierte die Stellung, so dass mehr Licht darauf fiel. Er betrachtete es eine ganze Weile, den einen Arm quer übers Zwerchfell gelegt, den anderen darauf gestützt, während er sich ausgiebig seiner nervösen Angewohnheit widmete, an seinem Schnurrbart zu zupfen. Prada starrte den Hl. Wer-immer-er-sein-mochte eine Zeitlang schweigend an.
    Dann meinte er: »Diese Altarbilder wurden gewöhnlich auseinander genommen und in Einzelteilen wieder zu der Familie gebracht, die die Arbeit ursprünglich in Auftrag gegeben hatte. Vielleicht verkauft, vielleicht durch viele Hände weitergereicht. Von dem Pisa-Polyptychon befindet sich nichts mehr in der Carmine-Kirche und nur ein Stück überhaupt in Pisa, in einem Museum. Sehr interessant.«
    Prada trat wieder ans Fenster, um sich das Bild noch einmal anzusehen. »Sie wissen ja, dass Donatello an seiner Werkstatt ein Schloss anbringen ließ, weil er Angst hatte, andere würden seine Werke stehlen oder nachahmen. Was zumindest einer auch tat. Es gab so viel Konkurrenz um Aufträge, denn die bedeuteten nicht nur Geld, sondern weitere Aufträge.«
    Das alles sagte er zu dem Gemälde. Er hob den Blick von seiner eingehenden Überprüfung, stieß einen Seufzer aus und gab Trueblood das Bild zurück. »Ich habe einen Vorschlag. Sie haben am Ende Ihrer Suche begonnen. Gehen Sie doch an den Anfang zurück.«
    »Wie bitte?«
    »An den Anfang. Statt ans Ende. Also, wo sind Sie auf dieses Bild gestoßen?«
    »In einem Antiquitätengeschäft. Ich bin selbst Kunsthändler.«
    »Und das Geschäft, das es Ihnen verkauft

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