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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Gesichtsausdruck war undurchdringlich. Er verspürte unwillkürlich das Bedürfnis, ihr etwas zu erwidern.
    »>Der Tod weilt immer unter uns< - ist das nicht ein ziemliches Klischee?« Er lächelte.
    »Nein.« Sie lächelte ebenfalls.
27
    Das Hausmädchen der Tynedales, Rachael, öffnete die Haustür, um Jury zusammen mit einer weißen Katze einzulassen, die ihn die ganze Zeit unverwandt gemustert hatte. Jury sagte dem Hausmädchen, er habe einen Termin mit Oliver Tynedale. Er wisse, er sei zwanzig Minuten zu früh dran. »Ich würde auch gern Miss Tynedale sprechen, wenn das möglich ist.« Jury sah hinunter. »Für die Katze kann ich allerdings nicht sprechen.« Rachael kicherte und führte ihn durch die Eingangshalle. Die Katze kam hinterher.
    Sie saß an einem Schreibtisch in einem Erkerfenster und erhob sich, um ihn zu begrüßen. »Superintendent Jury.« Ihr Ton war ruhig und fest wie ihr Blick, keines von beiden war einladend. Beim Anblick der Katze entspannte sie sich ein wenig. »Wie ich sehe, haben Sie Snowball mitgebracht. Sie gehört Mrs. Riordin -ein merkwürdiges Tier.«
    Wieder starrte die Katze Jury eindringlich an. »Was merkwürdige Katzen betrifft, kenne ich mich aus, glauben Sie mir. Darf ich mich setzen? « Er bemerkte ein leichtes Zögern, bevor Maisie den Arm ausstreckte und auf den Sessel neben ihm deutete. Die Katze ging wieder zur Tür.
    »Hat sich noch etwas ergeben?«
    »Nein.« Er ließ sich nicht weiter aus, weil er sie reden lassen wollte.
    »Sie haben Kitty Riordin ganz schön durcheinander gebracht, wissen Sie.«
    »Das hat die Polizei so an sich.«
    »Sie wollten über den Krieg reden und was damals passiert ist.«
    »Das tut die Polizei normalerweise, nicht? Über das reden, was passiert ist?«
    Maisies Blick wanderte überall hin, nur nicht zu ihm. Jetzt besah sie sich offenbar eingehend irgendein Dokument, das auf ihrer Schreibtischunterlage lag. »>Was passiert ist<«, erwiderte sie auf seine Frage, »Simon wurde ermordet. Es geht nicht um den Krieg und nicht um das Blue Last.« Sie versuchte, sich ihre Verärgerung nicht anmerken zu lassen.
    Jury sah sie forschend an. »Woher wissen Sie das, Miss Tynedale?«
    Sie sah auf dem Schreibtisch umher, als suchte sie etwas, könnte es aber nicht finden. »Ein Bombenangriff ist passiert, und das Blue Last wurde getroffen. Das war vor fünfundfünfzig Jahren, gleich nach Weihnachten, am neunundzwanzigsten Dezember. East London wurde völlig zerstört. Es war der schwerste Angriff des ganzen Krieges, ungefähr siebenhundert Bombenflieger. Meine Mutter -Alexandra - und Francis Croft kamen zu Tode. Das ist passiert.«
    Ein halbes Jahrhundert war vergangen, und sie verspürte die emotionale Erschütterung immer noch? Jury nahm es ihr nicht ab.
    »Sie haben alle Einzelheiten richtig benannt. Man hat sie Ihnen wahrscheinlich immer wieder erzählt. Ich war damals ein kleines Kind und kann mich an gar nichts erinnern, zumindest nicht richtig. Und was das betrifft, dass der Tod Ihrer Mutter schon so lange zurückliegt, nun, Sie wissen sehr genau, dass ein Tod einen anderen beeinflussen kann, egal, wie viel Zeit dazwischen vergeht.«
    »Nicht in diesem Fall. Nein.«
    »Sie sind sich da sehr sicher. Warum?«
    Sie schüttelte bloß den Kopf.
    Da sie nicht darauf antworten würde, sagte er: »Sie haben das Riordin-Baby gar nicht erwähnt.«
    »Ach, Erin, natürlich.« Maisie betrachtete eingehend ihre Hände. Offenbar schämte sie sich immer noch ein wenig wegen ihrer verstümmelten Finger. »Ich weiß, dass man die Knochen gefunden hat.«
    »Ja.«
    »Ich kann mir nicht denken, was Sie daran erkennen wollen. Ich verstehe nicht, woran Sie sehen, dass es die von meiner Mutter und Erin Riordin sind.«
    »An vielem. Das Geschlecht lässt sich relativ leicht feststellen, jedenfalls bei der Erwachsenen. Bei einem so kleinen Kind ist es vielleicht nicht so einfach. Da muss man andere Faktoren heranziehen. Das Skelett des Kindes befand sich ganz dicht neben dem der Erwachsenen, und es waren offensichtlich sonst keine Kinder im Pub...« Jury zuckte die Achseln. »Man kann nach der Zusammensetzung des Erdbodens gehen, nach der Vegetation - einer ganzen Reihe von Dingen abgesehen vom Zustand der Knochen selbst. Nehmen Sie zum Beispiel die Zähne. Selbst bei Säuglingen ist das möglich. Die Zähne sind dann zwar noch nicht durchgebrochen, im Kiefer aber schon ausgebildet. Im Fall von Ihrer Mutter und Erin Riordin kommt noch die Bombardierung selbst dazu.

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