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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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darin stand, das einem anderen schaden könnte - ich vermute, das ist oder besser gesagt war der Fall. Denken Sie mal nach, Mr. Tynedale.«
    Oliver nickte und schürzte die Lippen. »Sie hätten nicht zufällig 'ne Zigarette dabei?«
    Jury lachte. »Wenn's nach mir ginge schon. Aber ich habe aufgehört.«
    »Ach, zum Teufel. Fiel Ihnen das Denken nicht leichter, wenn Sie dabei eine rauchen konnten?« »Gar keine Frage.«
    Oliver lehnte sich schwer zurück. Es war still. »Ich denke nach.«
    Jury nickte und lächelte. Als er hinter sich ein kurzes Zischen hörte, drehte er sich um und überlegte, ob mit dem Sauerstoffbehälter vielleicht etwas nicht in Ordnung war. Es war Snowball. Wie war die Katze eigentlich hier hereingekommen? Die Tür war geschlossen.
    »Das griesgrämigste Mistvieh, das mir je über den Weg gelaufen ist«, sagte Oliver. »Immer mies gelaunt. Taucht immer da auf, wo man es nicht haben will, also überall. Gehört Kitty Riordin, die sollte es mal lieber kurz anbinden.« Er kratzte sich seinen kahlen Schädel. »Ralph Herrick - ist Ihnen der Name schon untergekommen ? Das war der Mann meiner Tochter Alexandra. Allerdings leider nicht sehr lange. Er war Jagdflieger bei der Royal Air Force. Sehr jung für einen Hauptmann, aber gut genug, um einen Haufen Messerschmitts 109 abzuschießen. Das war das deutsche Jagdflugzeug, das am meisten im Einsatz war. Ralph war ein blendender Flieger. Stürzte sich einfach auf sie und dann -«
    Mit den Armen deutete er ein Maschinengewehr an und machte rattatat-tat wie ein Zehnjähriger.
    Jury grinste. »Ja, das habe ich gehört. Hatte er denn etwas zu tun mit diesem Buch?«
    »Nicht direkt, zumindest glaube ich, nicht direkt. Simon interessierte sich anscheinend besonders für das, was damals in Bletchley Park vor sich ging. Die Entschlüsselungsspezialisten, Sie wissen schon? Die Enigma-Maschinen. Alan Turing. Jedenfalls war Ralph darin involviert. Nachdem er verwundet und ausgemustert war, ging er nach Bletchley Park. War im Entschlüsseln offenbar genauso gut wie im Abschießen von deutschen Flugzeugen. Ich weiß nicht, was für spezielle Fähigkeiten er hatte. Hatte in Oxford Philosophie studiert. Er war kein Mathematiker, aber offenbar konnte er einen monoalphabethischen Code lesen, indem er ihn sich bloß anschaute. Ich glaube, er war bei der Gruppe in Bedfordshire, einer Abhöreinheit der Royal Air Force. Oder in Cheadle. N etter J unge, sozusagen der Stolz der Nation. Alexandra war total verschossen in ihn.« Oliver schüttelte seufzend den Kopf.
    »Nein, dass er das Gefühl hätte, er sei in Gefahr, davon hat Simon mir nichts gesagt. Allerdings -«, er sah Jury kurz an, »hätte er es mir auch nicht erzählt. Sie wollen damit andeuten, dass ihn womöglich jemand aus der Familie umgebracht hat. Ich bezweifle, dass Simon mir etwas gesagt hätte, falls er den Verdacht hatte, dass von denen jemand einen Groll gegen ihn hegte. Er fand wohl, er müsste mich vor schlechten Nachrichten verschonen. Simon wollte mich in Frieden sterben lassen, er wollte mir meine Illusionen nicht nehmen. Er hätte sich gewundert, wie wenig Illusionen ich überhaupt habe.« Tynedale lächelte Jury an. »Er war ein guter Mensch. Er wird mir fehlen.«
    Seine Stimme war plötzlich schwach und abweisend, Regen im Wind. Jury wechselte das Thema, um etwas - wie er dachte -Erfreulicheres zur Sprache zu bringen.
    »Ich würde gern mehr über Gemma Trimm erfahren.«
    Oliver wurde munter. »Ah! Das ist eine, mit der man zu rechnen hat! Ich nehme an, Sie haben sie schon kennen gelernt?«
    »Und ob. Dass man mit ihr zu rechnen hat, da bin ich ganz Ihrer Meinung. Ich wundere mich bloß, wieso eigentlich keiner von ihr redet? Ich hatte jeweils ziemlich lange Gespräche mit Ihrem Sohn, mit Marie-France Muir und mit Ihrer Enkelin. Niemand hat Gemma erwähnt. Ich traf sie rein zufällig.«
    Oliver patschte Jury herzhaft aufs Knie.
    »Genauso wie ich. Rein zufällig! Das war vor etwa drei Jahren. Ich hatte mit Simon in der City zu Mittag gegessen, in einem Lokal in Cheapside, und schlenderte dann so herum. Das mache ich in der Gegend gern. Dort springen einem die Dinge so ins Auge. Tja, und worauf ich dann stieß, war dieses kleine Mädchen, das in der Bread Street mitten auf dem Bürgersteig stand. Sie war mutterseelenallein, bis auf diese Puppe, die sie immer noch überallhin mitschleppt. Die hatte keine Kleider an, eine ganz nackte Puppe. Die Kleine weinte auch nicht, schaute nur ernst und etwas

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