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Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury 17 - Die Trauer trägt Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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abwesend. Ich fragte sie, ob sie jemanden suchte - ihre Mutter vielleicht ? Sie schüttelte den Kopf. Ich sagte, wir sollten zusammen wohin gehen, wo man herausfinden könnte, wo sie wohnte. Ich nahm sie bei der Hand -sie wehrte sich überhaupt nicht. Es war, als hätte sie darauf gewartet, dass jemand kam. So was Seltsames ist mir noch nie passiert. Na, jedenfalls brachte ich sie dann aufs Polizeirevier von Snow Hill, wo man sehr freundlich war, aber auch nicht mehr aus ihr herausbekam als ihren Namen. >Gemma Trimm<, sagte sie, ganz schlicht. Trommelte es einfach heraus, wie einen Hammerschlag auf Blech. Sie wusste aber nicht, wo sie wohnte. Nun ja, man holte einen Arzt, der meinte, es handle sich vermutlich um eine Art Aphasie oder Amnesie. Eine Sozialarbeiterin gab natürlich auch noch ihren Senf dazu, aber die habe ich gleich abblitzen lassen. Nachdem es mir nicht gelang, irgendwelche Verwandten oder sonst wen aufzutreiben - ich habe wirklich lange gesucht -, ernannte ich Gemma zu meinem Mündel. Und habe bis heute nicht das Geringste über sie herausgefunden.«
    »Sie ist überzeugt, jemand hätte versucht sie umzubringen.«
    Er nickte. »Das war diese Geschichte mit dem Schuss. Die Polizei wusste nicht, was sie davon halten sollte, aber es ist tatsächlich passiert. Es war schon dunkel, und Gemma war draußen im Treibhaus und hatte Licht gemacht, als jemand auf sie schoss. Ich habe einen Heidenschreck gekriegt, das kann ich Ihnen sagen.« Er schloss die Augen. »Jemand muss furchtbar eifersüchtig auf die Kleine sein, anders kann ich es mir nicht erklären. Ian wohl eher nicht, der schert sich nicht drum. Und was die anderen betrifft, die rechnen wahrscheinlich damit, dass ich Gemma einen Riesenanteil am Geld der Tynedale-Brauerei vererben werde.«
    »Und - werden Sie das?«
    »Ja, natürlich. Wissen Sie, Mr. Jury, in dieser Familie ist jeder sowieso schon reich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass einer von denen wegen des Geldes tötet. Ich kann's einfach nicht.«
    Jury schüttelte den Kopf. »Manche Leute können vom Geld nie genug kriegen. Das ist eine Sucht.« Er erhob sich. »Ich bin Ihnen für dieses Gespräch sehr dankbar, Mr. Tynedale. Ich denke, es hat mir sehr geholfen.«
    »Das hoffe ich.« Oliver streckte ihm die Hand hin. »Ich hoffe auch, Sie kommen wieder.«
    »Danke. Das werde ich bestimmt.«
    »Und wenn Sie schon gehen -«
    Jury folgte seiner Blickrichtung.
    »- dann nehmen Sie die gottverdammte Katze gleich mit.«
29
    Als Jury den Klubraum bei Boring's betrat, fand er Melrose Plant, den Whisky in der Hand, wie von einem Kran herabgelassen in seinen Ledersessel gesunken.
    »Himmel«, sagte Jury, »sind Sie zu Fuß zurückgekommen?«
    »Ha, ha, sehr witzig.« Melrose richtete sich ein wenig auf und nahm einen Schluck Whisky. »Ich bin geschafft.«
    Das Kaminfeuer neben seinem Sessel sprühte kurz einen Funken, um dann wie aus lauter Mitgefühl mit Melrose' Seelen- und Geisteszustand gleich wieder nur noch an heißen Kohlen empor zu züngeln.
    »Whisky?« Er hielt sein Glas in die Höhe.
    Jury nahm es.
    »Ich meine doch nicht meins« Melrose nahm ihm den Drink wieder weg und hob die Hand, um dem jungen Higgins ein Zeichen zu geben.
    Jury setzte sich. »Florenz soll doch eher belebend als erschöpfend wirken.« Er legte ein paar mitgebrachte Bücher auf das kleine runde Hockertischchen neben seinem Sessel.
    »Dann hat Florenz aber Marshall Trueblood noch nicht kennen gelernt. Wenn etwas durch bloße Blicke dem Erdboden gleichgemacht werden kann, dann liegt die Brancacci-Kapelle jetzt in Trümmern. Ziehen Sie den Mantel aus. Wir können uns zum Abendessen an meiner Erinnerung an tagliatelle alle noci gütlich tun.«
    »Wow«, machte Jury. »Mit Pommes als Beilage?«
    Der junge Higgins war so langsam angekrochen gekommen, dass man hätte meinen können, er habe die Kreuzwegstationen absolviert.
    »Zwei Whisky, bitte, Higgins.«
    »Und ein härenes Hemd«, sagte Jury.
    Higgins ging von dannen, ohne das Gewünschte auch nur in Frage zu stellen.
    »Der bringt Ihnen womöglich eins. Wofür eigentlich? Haben Sie Ihr Leidenspensum für heute denn nicht schon hinter sich?«, fragte Melrose.
    »Es ist für Sie. Das Martyrium des Hl. Hieronymus ist dagegen ein Klacks.«
    Melrose rutschte in seinem Sessel nach unten. »Mein Gott, sagen Sie bloß nicht, Sie sind ein Fan von Masaccio.«
    »Eigentlich von Sunderland.« Jury packte seinen Mantel auf den Lehnsessel, der am dichtesten beim Feuer stand, und setzte

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