Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU
sein Mobiltelefon hervor.
»Gelten bei Boring's für die Dinger auch Vorschriften?«
»Vermutlich. Die stören den allgemeinen Gemütlichkeitspegel, sind also mit Sicherheit untersagt.
Also, wenn Sie dann mein Dessert vollends aufgegessen haben, nehmen wir den Kaffee im Klubraum ein.« Melrose warf schwungvoll seine Serviette auf den Tisch.
Jury ging in den Eingangsbereich hinüber, um seinen Anruf zu tätigen, während Melrose Kaffee und Brandy bestellte.
Jury kam zurück und teilte ihm mit, Tilda gehe es gut und sie habe strikte Anweisung, das Winterhaus-Grundstück nicht zu betreten.
»Ha! Was das für einen Wert hat, wissen Sie ja«, sagte Melrose. »Obwohl ich denke, wenn ein Kind eine Leiche findet, bleibt es dem besagten Ort wohlweislich fern. «
»Die Kleine ist allerdings hart im Nehmen. Sie war schon oft allein dort, und, ehrlich gesagt, mir ist das Haus ziemlich unheimlich.« Jury schwenkte seinen Brandy im Glas und freute sich, wie die Flammen vom Kaminfeuer sich darin widerspiegelten. Und freute sich über das Feuer.
»Was sind Sie für ein Hasenfuß.«
»Stimmt. Danke für den Brandy. Und fürs Abendessen.«
Melrose hob fragend die Augenbraue. »Das geht alles auf mich ? Obwohl Sie bei sämtlichen Gängen gewonnen haben?«
»Ganz recht. Ach, hallo, Major Champs.«
»Dachte doch, wir hätten Sie drüben gesehen. Die Rückenlehnen an den Stühlen sind so hoch, dass man einen fast nicht erkennt.« Der Major lachte stillvergnügt in sich hinein.
»Wo steckt denn Colonel Neame?«, erkundigte sich Melrose.
»Im Anmarsch. Er ist noch kurz im Speisesaal, auf ein Wort mit dem jungen Higgins. Also, ich will ja nicht neugierig sein, aber wie kommen Sie denn in Ihrem Fall voran? Gewisse Entwicklungen -«, dabei holte er mit schwungvoller Geste die Daily News hervor, schlug sie auf und deutete auf eine Meldung, einen auf die Innenseiten verweisenden Nachtrag, bei dem es sich weniger um einen Nachtrag als vielmehr um das Wiederkäuen einer alten Meldung handelte. Das Fazit lautete, dass die Polizei immer noch nicht schlauer war. Man hatte mit dem Besitzer vom Winterhaus, Ben Torre, Kontakt aufgenommen.
»Ben Torre«, sagte Melrose. »Ben Torre haben wir ja gar nicht auf der Liste der Verdächtigen.« »Na, wenn der sich aus Italien wegbewegt, wird die Polizei das ganz sicher erfahren.«
»San Gimignano.« Melrose seufzte. »Von dort würde ich mich nie wegbewegen.«
45
Er hatte es bei der Jardinière versucht, aber dort wäre Elfchen nur hineinzubekommen, wenn er es hineinstopfte, und das sollte er wohl lieber nicht tun, fand Mungo. Er blickte suchend im Wohnzimmer umher. Die meisten Plätzchen hatte er schon einmal benutzt... Aha! Die Sitzbank am Fenster war seltsamerweise aufgeklappt und mit ein paar Büchern festgeklemmt. Ob er bis dort hinaufreichte? Nein. Und womöglich würde jemand die Klappe herunterlassen, und dann bekäme er sie nicht wieder auf.
Da war noch dieses große Kupferding, in das früher die Leute gespuckt hatten. Es war zwar so niedrig, dass Shoe Elfchens Ohren sehen würde, könnte aber geeignet sein. Mungo war erschöpft. Dieses dünne, langgezogene Miiiaaauuu ging ihm allmählich auf die Nerven. Und nach der Geschichte mit dem Klinikprospekt und den Uniformierten war er sowieso mit den Nerven ein wenig herunter. Wenn er die Spürnase in die Klinik lotsen wollte, fiel ihm aber keine andere Methode ein. Er konnte dem guten Mann ja schlecht sagen, dass er nicht Hughs Hund war (leider). Na ja, insofern hatten es gewisse Kinder auch nicht gut getroffen. Der Junge, mit dem er damals vor einem Jahr den Nachmittag verbracht hatte -
Und was für einen Nachmittag! Er konnte sich nicht erinnern, jemals so einen herrlichen erlebt zu haben. Ballspielen, mit weit ausholenden Sätzen übers Gelände rennen, mit fliegenden Ohren und wehendem Schwanz beinahe selbst zu fliegen, während der Wind pfiff und die Bäume glitzerten, rennen bis zu der Stelle, wo das Mädchen stand, und wieder zurück und wieder nach vorn. Die Frau hatte ihm auch gefallen, Rosa, und jetzt war sie tot.
Manchmal spielte er mit dem Gedanken wegzulaufen. Aber wenn er sich davonmachte, wer würde sich dann um Elfchen und die anderen kümmern? Er ließ Elfchen in den Kupfertopf fallen und trat zurück, um sein Werk zu begutachten. Gut, man konnte bloß noch die Ohren sehen.
Selbst Hunde sollten einen Plan haben, statt einfach bloß sinn-und zwecklos in der Gegend herumzurennen. Jetzt hatte Mungo einen Plan. Und zwar
Weitere Kostenlose Bücher