Grimes, Martha - Inspektor Jury 20 - Inspektor Jury kommt auf den Hund NEU
Sie bereits einen dabei.«
»Was haben Sie denn zu verbergen?«
»Es hat nichts mit Verbergen zu tun. Aber eine ganze Menge mit meinen bürgerlichen Rechten.« »O, verdammt. Die wollen wir natürlich schützen. Und zwei Kinder im Alter von acht und neun Jahren - was ist mit deren Rechten?« Jury war sich klar darüber, dass er dummes Zeug redete. Mit den Harry Johnsons dieser Welt stritt man sich nicht herum. Zu Psychopathen ging man nicht auf Konfrontationskurs. Man nahm sich entweder, was man brauchte, oder ließ die Hände davon. Sachkundige Tresorknacker waren im Übrigen ebenfalls dieser Ansicht.
»Wissen Sie, mir ist da wieder etwas eingefallen, was Sie in Bezug auf Mungo im Pub sagten. Etwas im Sinne von, er sei >schon immer so gewesene Er habe Ihre Katze schon immer gehasst. So eine Bemerkung würde niemand machen, außer dem Besitzer eines Tiers. Das hätte mir auffallen müssen.« Jury schüttelte den Kopf.
Mungo konnte nicht in den Keller hinuntergehen. Die Tür war abgeschlossen und verriegelt. Also legte er sich vor der Tür nieder und überdachte die Lage.
Sie konnten nicht um Hilfe schreien, weil ihre Münder mit Klebeband versiegelt waren. Mit ihren Händen konnten sie auch nichts machen, weil die hinter ihrem Rücken zusammengebunden waren.
Und nun waren sie also dort unten, während die Spürnase im Wohnzimmer saß, fast direkt über ihnen, und redete. Das Leben war einfach ungerecht.
Diese Erkenntnis kam Mungo aber nicht zum ersten Mal.
Laut Aussage von Chief Inspector Dryer war bei der Polizei von Surrey niemand - weder eine noch mehrere Personen - in Begleitung eines Hundes als vermisst gemeldet worden. Letzteres war es, was die Polizei schmunzeln ließ und was eine Entführung eher unwahrscheinlich machte. »Sie haben eine Menge Teller in der Luft jongliert, was, Harry? Ich muss sagen, erstklassig.«
Harry trank seinen Whiskey. »Nein.«
»Na, na, Harry! Sie werden mir doch jetzt nicht weismachen, nichts von alledem sei passiert? Auch nicht die Geschichte, die Sie mir all die Abende im Old Wine Shades erzählt haben?«
Harry sah aus, als würde er sich die Geschichte wirklich durch den Kopf gehen lassen. »Naja, einiges davon muss schon passiert sein, weil in dem Haus tatsächlich eine Frau ermordet wurde, aber mit mir hat das alles nichts zu tun.« Harry warf Jury ein strahlendes Lächeln zu.
»Rosa Paston. Sie kannten das Opfer also doch.«
»Natürlich. Ich will damit bloß sagen, ich habe keine Ahnung, was diese Frau in dem Haus verloren hatte. Oder wieso sie sich für Glynnis Gault ausgab.«
Jury erhob sich mit einiger Mühe. »Ich gehe dann jetzt.«
»Sie sind aber doch gerade erst gekommen. Ich freue mich über Ihre Gesellschaft.«
Das sieht dir ähnlich, was?
Harry sagte: »Ich gehe heute Abend ins Shades, falls Sie Lust haben, sich mir anzuschließen.« Harry lächelte. »So gegen neun. Sie wissen schon.« Er nahm einen kräftigen Schluck Whiskey.
Da saß er mit der großspurigsten Selbstsicherheit, die Jury je gesehen hatte. Dich haut wohl überhaupt nichts um, was, Harry? Er würde einfach nicht lockerlassen dürfen, dachte Jury. Harry würde zwar weiter bloß lächeln, womöglich rutschte ihm aber doch etwas heraus. »Vielleicht mache ich das sogar.«
Jury sah aufmerksam zu, wie Harry seinen Whiskey vollends austrank, und kam sich - obwohl er wusste, dass Harrys Benehmen nicht gegen ihn persönlich gerichtet war - seltsam betrogen vor. »Also, bis dann, Harry.«
52
Jury verließ Belgravia und fuhr zu Johnny Blakeley im West End Central. Johnny, der dort das Kinderschänder-Dezernat leitete, verbrachte gut drei Viertel seiner Zeit im Büro. Einem engagierteren Polizisten war Jury nie begegnet, mit Ausnahme von Brian Macalvie in Devon. Johnny war bereits einmal vom Dienst suspendiert worden. Ein zweites Mal beinahe, als er sich gewaltsam Zutritt zu einem heruntergekommenen Haus in Earl's Court verschafft hatte, wo ein paar Kids im Teenageralter mit einem Camcorder schmutzige Filme drehten. Sie kannten es schließlich nicht anders! Ihre »Stars« waren drei kleine Kinder zwischen drei und sieben. Einen Durchsuchungsbefehl hatte Johnny nicht, auch in Bezug auf einen hinreichenden Tatverdacht nichts in der Hand. Er wusste, dass er mit einer Anklage nicht durchkommen würde, versuchte aber - wieso auch nicht? -, sie wegen Entführung und fahrlässiger Gefährdung zu belangen. Wenigstens die Kleinen konnte Johnny anschließend an einen Ort bringen, wo sie hoffentlich in
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