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Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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zugetraut hätte. Eine böse Wegstrecke. Normalerweise dauerte das Stunden.
    Jetzt brachen sie durch die Mauer, als wäre diese gar nicht vorhanden, als bestünde sie aus Nebelschleiern, Dunst und Wolken.
    Wieder wäre Abby gern aufgesprungen und hätte diesem wilden Haufen zugejubelt, der da, von Stranger und Tim angetrieben, auf sie zugerannt kam. Nun konnte der Ballermann nicht mehr schießen, nachladen und wieder und wieder schießen, selbst wenn er so bescheuert sein sollte, hundertfünfzig Schafe abknallen zu wollen.
    Zumindest aber kam sie auf die Knie und faltete die Hände unter dem Kinn wie zum Gebet.
    Sie blickte hoch zum Himmel und dachte: Wieso eigentlich nicht? und bedankte sich bei Janes, Helens und Charlottes Gott. Doch dann ließ sie die Hände sinken, stemmte die geballten Fäuste in die Seiten und rief hoch: »Die Idee war aber von mir .«
    Sie ließ sich zurückfallen, versuchte, sich wie ein Akkordeon zusammenzufalten, schlang die Arme fest um die Beine und behielt dabei immer noch die Schafe fest im Auge, die direkt auf sie zugelaufen kamen - O nein!
    Das Motorrad röhrte durch dichten Bodennebel, und Melrose wurde fast abgeworfen, als Ellen einen gefrorenen Bach nahm wie ein Hindernis beim Pferderennen.
    Auf der Suche nach der einen Mauer, die Melrose kannte, waren sie im Zickzackkurs zwischen den Bruchsteinmauern herumgefahren. Einmal hatte das Motorrad im weichen Morast geschliddert und hatte sie beide in eine halb aufgetaute Schneewehe geworfen. Sie zog mit der BMW immer größere Kreise und Spiralen, die von den Enden verlassener Feldwege ausgingen.
    Nach dem zweiten Sturz bedachte Ellen die BMW mit milden Flüchen, denn sie schien nun metallisch zu stottern und zu klopfen. Melrose versuchte, einen Felsbrocken aus seinem Schuh und den Schmutz von seiner Jacke zu entfernen. Ellen hatte die Karte ausgebreitet, die sie für ihre Bronte-Trips benutzte, und kümmerte sich nicht um ihn; sie hielt die Karte vor den Scheinwerfer und ließ den Motor aufheulen. Sie wollte unbedingt weiter.
    Als Melrose mühsam aufgestiegen war, drückte sie ihm die Karte in die Hand und trat so hart in die Pedale, daß das Motorrad bockte wie ein noch nicht zugerittenes Pferd.
    »Da drüben!« gellte Melrose, als er den fernen Lichtschimmer von Nelligans Zigeunerwagen sah.
    »Wo?«
    »Geradeaus. An der Mauer da entlang -«
    Die Worte verwehten, während sie mit dem Motorrad hügelabwärts donnerte, daß ihm der Gegenwind erneut ins Gesicht knallte.
    Melrose riß die Augen auf und blickte ihr, so gut es ging, über die Schulter. »Da runter«, schrie er, als er die Lücke in der Mauer sah. Er legte die Hand über die Augen, sah etwas Unförmiges, das wie ein totes Schaf wirkte, bis es sich träge bewegte. »Nicht das Schaf an -«
    Nein, geschafft. Sie flogen nicht durch die Öffnung, sondern eher darüber hinweg. Er drehte sich halb um und sah durch das Bruchsteinmauerwerk das mondscheinbeschienene Hinterteil des Schafs, und so kam es für ihn völlig überraschend, als sie jäh bremste.
    Ellen sagte: »Was zum Teufel« - doch da tanzte die BMW auch schon wild auf der Stelle, und Melrose flog in hohem Bogen in Geröll und Stechginster - »ist das?« setzte sie hinzu, bekam das Motorrad wieder in die Gewalt und hielt mit einem Ruck. Ihr schwarz gekleideter Arm zeigte nach vorn. Sie richtete sich auf und benutzte die Pedale als Steigbügel.
    Melrose kam mühsam aus dem Gestrüpp hoch und untersuchte sein aufgeschlitztes Hosenbein und den Schaden, den sein Ärmel genommen hatte, der fast in Fetzen herunterhing.
    »Da, sehen Sie mal!« rief Ellen ihm zu.
    »Schafe! Können Sie nicht mal ein Schaf erkennen, wenn Sie eines sehen? Ich glaube, ich habe mir den Knöchel gebrochen.«
    Ihre Stimme klang jetzt hoch und schrill. »Ich gehe wohl besser nach Queens zurück.«
    Melrose quälte sich wieder auf die BMW, die es offensichtlich kaum erwarten konnte weiterzukommen, und sagte: »Hören Sie auf zu jammern. Los!« Er versetzte dem Schutzblech einen aufmunternden Klaps.
    Knapp eine Minute später kam die Maschine dicht bei der Herde schliddernd zum Stehen, und Melrose wollte sich herunterschwingen, übersah allerdings, daß sich sein Schnürsenkel in den Speichen verfangen hatte, und machte eine Bauchlandung.
    »Himmel und Zwirn«, knurrte er und befühlte sein Gesicht, um sich das abzuwischen, was sich wie lauter kleine Rinnsale von Blut anfühlte. Ellen war natürlich auf beiden Beinen gelandet und winkte ihm

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