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Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Pfoten weg!«
    Sie gehorchte nicht.
    Er stolperte über einen Stein, ging beinahe zu Boden und dachte, wenn er wirklich gefallen wäre, hätte sie ihn vermutlich einfach beim Kragen gepackt und hinter sich hergeschleift. Jetzt schubste sie ihn auf den länglichen Ledersitz der BMW. Als sie vorn aufsprang, wurde er gegen die metallenen Kotflügel gedrückt. Der Motor sprang mit ohrenbetäubendem Krach an. Sie schossen vom Hof, so daß Melrose sich an ihr festhalten mußte. Er sah sich um und sah Malcolm immer noch mit einer albernen Fahne winken. Melrose war sicher, daß die Hühner sich in einer langen Reihe aufgestellt hatten und flügelschlagend applaudierten.
    Das Motorrad war einen überwucherten Feldweg entlanggerumpelt und auf der Oakworth Road herausgekommen, hatte in einem verfallenen Zaun eine Öffnung gefunden, und nun ging es über Stock und Stein und gefrorene Erde querfeldein.
    Melrose hob die Stimme, die im Wind verwehte, und fragte: »Wissen Sie, wohin Sie fahren?«
    »Nein.« Der stürmische Gegenwind trug das Wort weg.
    »Keighley Moor.« Er löste einen Arm von ihrer Taille und zeigte nach Westen: »Da hinüber.«
    Ellen holperte durch einen Bach und riß das Motorrad in der angegebenen Richtung herum.
    Der schneidende Wind wehte ihm das Jackett nach hinten. Eines stand fest, man würde ihn sofort in ein Krankenhaus einliefern müssen. Doch offen gestanden, fand er die wilde Fahrt durch kalte, feuchte Luft, so eng an Ellen geschmiegt, recht amüsant.
    Jedenfalls bis er eine niedrige Steinmauer rasend schnell auf sie zukommen sah.
    Da kam die Mauer; er wußte, die Wolligen würden stehenbleiben, wenn sie dort ankamen, wußte, er könnte sie gleichsam überfliegen, doch sie mußten durch eine Lücke im Geröll. Das Leittier würde versuchen, sie anzuhalten und dann auszuscheren.
    Der Ansturm der Wolligen vor ihm geriet schon ins Stocken und wollte nach links ausweichen. Er umkreiste sie, schlug Haken, um sie zu verwirren, und brachte sie damit wieder auf Kurs. Wollige konnten rennen. Und Wollige waren schlau.
    Er wußte dumpf, daß er in dieses dicke, salzige Zeug nicht hineinbeißen durfte, aber wenn der Wolkige nicht weitergehen wollte, würden die anderen um ihn herum auch stehenbleiben. Und dann alle. Zeitverschwendung. Er umrundete den Großen, Sturen, erwischte ihn am Knöchel und biß zu. Der Wolkige stieß ein dumpfes, wütendes Geblök aus, verzog sich aber zurück zur Herde, und die anderen ihm nach. Flink lief er im Zickzack vor diesem Teil der Herde auf und ab und zeigte ihnen die Zähne, Zähne, ja Zähne, Zähne, Zähne. Dann ging er wieder in Position, hielt sich dicht hinter ihnen. Er sah zum Glotzer hinüber, der in der Ferne auf einen Wolkigen zuschoß. Der Glotzer hatte nur Augen. Augen.
    Er hatte recht gehabt. Die Wolligen waren fast bei der Mauer angelangt. Dunkel und naß zog sie sich durchs Moor wie ein Bach. Er konnte die Stelle nicht sehen, wußte aber, seit er den Hügel hinter sich gelassen hatte, wo sie sich versteckte, wußte, daß auf der anderen Seite dieser Mauer nur noch ein unbestelltes Feld zwischen ihnen lag. Zu dieser Stelle ging sie immer mit dem, der die großen Stiefel und das Gewehr hatte und immer versuchte, den Himmel herunterzuschießen. Es gelang ihm aber nie.
    Er hatte recht gehabt; er mußte den Alten, das Leittier, gut im Auge behalten. Denn nur das Leittier bekam die Wolligen durch die Mauer und auf die andere Seite.
    Er kauerte mit eingekniffenem Schwanz, als läge ein Sattel auf seinem Rücken. Sein Bauch berührte fast die Erde.
    Er blickte dem alten Wolligen fest und lange ins Auge. Das hätte er eine ganze Nacht durchhalten können, aber er mußte darauf achten, daß sie weiterliefen. Der Wollige gab den Blick zurück, dann riß er die Augen los und trabte etwas nach rechts, dann etwas nach links. Er konnte dem eindringlichen Blick nicht entkommen.
    Der Blick machte, daß er weiterlief. Der Faulpelz zog flache Halbkreise hinter der Herde. Gut. Die Herde drängelte sich an der Mauer, aber der alte Wollige bockte.
    Er durfte keine Zeit mehr verlieren, sie schwebte in Gefahr. Ihm blieb keine andere Wahl. Er erschauerte. Er würde bellen müssen. Der alte Wollige brach durch die Öffnung, und die anderen strömten hinter ihm her.
    Am liebsten wäre Abby aufgesprungen; sie traute ihren Augen nicht, aber es hatte geklappt. Soweit jedenfalls hatte es geklappt.
    Mr. Nelligans Schafe hatten den felsübersäten Hang schneller geschafft, als sie ihnen

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