Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor
not a good mother
Unerbittliche, klagende Gitarrenakkorde. Die Akkorde äfften Carolines ewig gleiche, sinnlose Affären nach -Armeeoffiziere, Inzest, sie machte vor nichts halt. Er lächelte ein wenig, als er an Major George Poges denken mußte. Doch Ruby mochte noch soviel Andeutungen über Ann Denholmes Promiskuität machen, Melrose konnte sich nicht vorstellen, daß sie ihre Talente an dem Major erprobt hatte.
miserable rotten slut couldn’t turn anyone away
Er stand wieder auf und ging im Zimmer auf und ab, blieb stehen, trat auf die Diele, musterte die dort aufgereihten Stiefel und stellte fest, daß die hermelingefütterten der Principessa fehlten. Vielleicht hatte sie sich doch noch dazu durchgerungen, mit Poges essen zu gehen.
Was tat eine Frau wie sie, eine Frau mit Kleidern aus Samt und geblümtem Satin ... was tat sie hier?
Er kehrte zum Kamin in den Salon zurück und stützte den Kopf in die Hände. Polizei. Sollte er sie anrufen? Weswegen? Keiner außer ihm machte sich hier auch nur die geringsten Sorgen, weil Abby nicht zum Tee erschienen war. Er seufzte und ging auf und ab.
Charles Citrine. Charles Citrine war ein regelmäßiger Besucher in Weavers Hall ... Es war lächerlich, daran überhaupt zu denken. Er hatte den Mann nur kurz kennengelernt. Dennoch.
Ann Denholme hatte einen Anruf bekommen; sie hatte sich in Richtung jenes Hauses aufgemacht. Als er auf dem Weg von Harrogate hierher Pause gemacht hatte, war die Gestalt in dem Umhang da nicht auf demselben Weg gewesen?
Aber wenn Charles Citrine angerufen hatte, wenn er nun auf dem Moor gelauert hatte - was war das Motiv? Oder wenn es jemand anders aus dem Haus gewesen war - Nell Healey oder ihre Tante? Hatte Charles Citrine Ann Denholme heiraten wollen? Die Erbschaft konnte doch kein Motiv sein. Machte sich die Schwester, Rena, Hoffnungen auf das Geld ihres Bruders? Jury zufolge kamen die beiden nicht gut miteinander aus. Und Nell Healey war weitaus reicher als ihr Vater. Wenn es nicht das Geld war, was dann?
Wissen? Erpressung?
since she lost her daughter it’s her eyes that fill with water
Dieser Gesprächsfetzen beim Frühstück. Daß Ann Denholme ihre kranke, schwangere Schwester gepflegt hatte, weil der Arzt eine Fehlgeburt befürchtete.
Die Principessa hatte erzählt, daß sie Ann Denholme bei ihrem ersten Aufenthalt in Weavers Hall nicht angetroffen hatte. Das war elf Jahre her. Mir kommt sie nicht gerade mütterlich vor, nein, weiß Gott nicht, hatte George Poges hinzugefügt. Warum hat sie nur das Kind aufgenommen? Scheint sich doch nicht viel aus ihm zu machen ...
because of the things that she did in the streets and
Er hörte den durchdringenden Pfiff aus ihrem Versteck. Sie kam nicht hinter dem Pfiff her. Er wußte, was das zu bedeuten hatte, aber er war daran gewöhnt, daß sie dem Laut folgte, mit dem Hirtenstab herumfuchtelte oder mit der Zunge klickte und schnalzte oder manchmal nur mit den Augen Befehle erteilte. Oder es zumindest versuchte. Gut verstand sie sich noch nicht darauf, aber sie war noch zu klein, und so waren auch die meisten Laute, die sie machte, etwas mickerig. Schließlich konnte sie nicht alles wissen.
Er wußte jedoch, daß Gefahr drohte; der Knall mit dem die Luft über seinem Kopf geborsten war, roch eindeutig nach Gefahr. Die konnte er wittern wie Blut. Blut, überall Blut im Schnee.
Er war nicht weggelaufen. Hatte sich nur etwas zurückgezogen, war höher geklettert, um zu beobachten und abzuwarten.
Er blickte prüfend von einer Seite zur anderen und nahm dabei die verlockende Fährte der Wolligen auf. Die standen einfach da oder wanderten schweigend übers Moor und um Böschungen herum. Auf der anderen Seite des Hügels waren noch mehr, er mußte in ihren Rücken gelangen und - Er erstarrte. Etwas Weißes kam herangestürmt, auf die Wolligen los. Es lief schneller, als er es ihm zugetraut hätte. Es war der Faulpelz, der sich nie von der Matte vor dem Feuer wegrührte.
Der konnte rennen?
So schnell konnte sich der Faulpelz bewegen? Aber wenn sie ihn so weit ausgeschickt hatte, dann wollte sie, daß er mit ihm zusammenging.
Er jaulte kurz auf, nicht vor Schmerz und nicht zur Begrüßung. Es hieß »o nein, o nein, o nein«, und er versuchte, es zu unterdrücken.
O nein.
Von seinem Standort aus konnte er dem Glotzer direkt in die Augen blicken; er japste, denn es war ein gutes Stück Wegs bis zu den Wolkigen gewesen. Er hatte schon öfter gesehen, wie der Glotzer die Wolkigen mit seinen
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