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Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Vierzigern zu sein und trug eine Art langes, loses, buntes Patchworkkleid, das die Principessa allein schon wegen seiner Farbenpracht gutgeheißen hätte.
    Als Abby nicht von ihrer Arbeit abließ, ging die Frau zur Wand, drehte sich um und sagte: »Rena«, obwohl Charles Citrine sie als »Irene« vorgestellt hatte. Sie streckte Abby ein kleines Päckchen hin, das (so hörte Melrose sie sagen) »von Nell« war.
    Abby musterte die braune Verpackung und ließ es in eine ihrer großen Rocktaschen gleiten.
    Melrose bekam Bruchstücke ihrer Unterhaltung mit, während der Bruder mit ihm Allgemeinsätze über das Wetter, das Landleben im Januar und Weavers Hall austauschte. Citrine sagte (wobei er mit dem Kopf in Richtung Tür deutete), daß er in einem alten Haus »jenseits des Moores« wohne.
    Irene Citrine stand neben Abby und unterhielt sich mit ihr. Unterhaltung war indes kaum das passende Wort dafür, so einsilbig wie Abby antwortete. Melrose bekam mit, daß das Päckchen von »Nell ist, die es extra für dich ausgesucht hat ... und hast du es schon mal mit flüssigem Klebstoff versucht ... ein hübsches Poster ... wer ist denn das? ... es tut Nell so leid, daß sie nicht selbst kommen kann ... Nelligans Herde ist ... brauchst du etwas .?«
    Angesichts von Abbys Antworten fand sie sich wirklich auf die geradesten Pfade der Konversation verwiesen.
    »Danke.«
    »Nein.«
    »Ja.«
    »Rockband.«
    »Na ja.«
    »Ja.«
    »Nein.«
    Mit anderen Worten, ein typischer Abby-Austausch mit jemandem, der ihr gleichgültig war, und doch schien sie auf die Gabe, wenn auch nicht auf die Überbringerin, großen Wert zu legen. Melrose fand, daß sich die Überbringerin wirklich alle Mühe gab.
    Und Charles Citrine auch. Das war ein Mann, auf den die Beschreibung »umgänglich« wie angegossen paßte. Augenblicklich wirkte er jedoch etwas gequält. Er war mit seinen Gedanken woanders; seine hellblauen Augen hingen an der Schwester und an Abby, gleichzeitig jedoch drosch er mit Melrose leeres Stroh. Auf eine weltläufigere Art ähnelte das durchaus Abbys Antworten auf die Fragen von Nell Healeys Tante.
    Kaum waren die Citrines gegangen, lief Abby in den Kuhstall, darauf in ihr »Schlafzimmer« und kam dann zum Tisch zurück, wo sie den angeschlagenen Becher, den Ethel für Melrose aufgedeckt hatte, gegen eine zierliche Tasse und eine nicht dazu passende Untertasse mit winzigen blauen Blümchen austauschte.
    »Na? Was ist es?« wollte Ethel wissen. »Was ist in dem Päckchen?«
    »Ich hab’s nicht aufgemacht«, sagte Abby ruhig.
    Ethels Hände flatterten aufgeregt. »Mach schon.«
    »Es ist in meinem Versteck. Hol den Wasserkessel.« Damit setzte Abby sich hin und faltete die Hände.
    Erbost griff sich Ethel einen Topflappen, holte den Kessel vom Haken über dem Feuer und goß das Wasser in den Teetopf. Abby hatte es sich auf dem niedrigen Holzstuhl bequem gemacht, und Ethel saß auf dem Schemel mit dem ausrangierten Kissen, so daß die Sitzhöhe der Teetrinker in gar keinem Verhältnis zueinander stand. Melrose kam sich vor, als blickte er aus jenem Himmel auf die beiden herab, von dem Abby nichts wissen wollte.
    Abby schenkte Tee ein, Melrose zuerst. Sie tranken in feierlichem Schweigen. Die beiden Hunde hatten zu fressen bekommen, und Stranger faßte das als Zeichen auf, daß er nicht mehr aufpassen mußte und sich am Kamin ausstrecken durfte. Tim hatte sich auf der Suche nach etwas Verlockenderem gemacht, ihn langweilte dieser Faulpelz.
    Abby teilte ihre Aufmerksamkeit zwischen der Tasse und der leeren Luft rings um Melroses Schultern.
    Ethel erwies sich trotz ihrer Adrettheit als geräuschvoller Tischgenosse. Sie schlürfte ihren Tee und schlug dazu mit den Hacken den Takt am Hocker. Ihr war schon wieder etwas eingefallen, womit sie ihre Freundin ärgern konnte. »Ich hab in der Scheune hier Sachen versteckt«, vertraute sie Melrose an, »aber Abby weiß nicht wo.«
    Nach Abbys steinerner Miene zu urteilen, nahm sie Ethel ab, was sie sagte. »In meiner Scheune darf niemand ein Versteck haben. Das hab ich dir schon oft gesagt.«
    Ethel spielte sich auf. »Ich hab aber eins. Was weißt denn du, ich könnte sogar einen Revolver da verstecken.« Und schon ging es übergangslos weiter zu dem Mord im Gasthaus.
    »Überall Blut-«
    »Ist ja gar nicht wahr.« Abbys Einspruch klang sachlich. »Hör auf damit.«
    Doch Abbys frevlerische Bemerkung über den toten Sänger war nicht vergessen, Ethel wollte es ihr eindeutig heimzahlen. »Sie hat

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