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Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury geht übers Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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»Die Wette gilt nicht. Der Oberwachtmeister hat Sie gar nicht vorgeschlagen.«
    Macalvie grinste. »Vielen Dank, daß wir Ihnen die Zeit stehlen durften.«
    Im Hinausgehen kamen sie durch das Eßzimmer, wo noch immer das Geschirr und die Flasche Weißwein standen. Dennis Dench stellte drei Gläser auf den Tisch und sagte: »Den müssen Sie probieren. Er ist superb. Chablis.«
    Macalvie hielt sein Glas gegen das Licht und ließ den Wein kreisen.
    »Er versteht von Wein genausoviel wie von Knochenfugen«, sagte Dench.
    Macalvie trank einen Schluck und rollte den Wein im Mund. »Voll und kräftig. Feines Bukett, wenn auch etwas aufdringlich. Bemerkenswert trocken - was meinen Sie, Wiggins?«
    Wiggins nippte; sein Gaumen zog sich zusammen. »Sehr trocken, Sir.«
    »Knochentrocken«, sagte Jury.
    »Der Kerl ist ein Genie«, befand Macalvie, als die drei wieder am Auto standen. Der Wind fegte Regen vom Meer herüber und blies Wiggins’ Schal nach hinten; er griff danach, denn an einem Abend zweimal ohne Schal, das war zuviel. »Jammerschade, daß er so dickköpfig ist«, fuhr Macalvie fort und knallte die Autotür zu.
    »Wie weit ist es bis zum Haus der Citrines?« fragte Wiggins mit starrem Blick auf die Regenwolke.
    Jury drehte sich um und antwortete: »Drei, vier Strafzettel wahrscheinlich.«
    Jury hinten auf dem Rücksitz fragte sich, ob die Polizei von Devon-Cornwall wohl alle ihre Polizeiautos mit Tapedecks ausstattete oder ob Macalvie das nur bei diesem hier durchgesetzt hatte, um Elvis hören zu können.
    Nach zwanzig Meilen ließen sie »Heartbreak Hotel« Hotel sein und widmeten sich der Erinnerung an einen strahlenden Sommertag, der so flüchtig war, wie es strahlende Sommertage nun einmal sind.
    Jury bemühte sich, an Denchs Knochen zu denken und gleichzeitig einen Eindruck von der dunklen Landschaft zu gewinnen, an der Macalvie vorbeibrauste. Auf einmal erzitterte das Auto unter Heavy Metal.
    »Mein Gott, Macalvie, so stellen Sie doch leiser.«
    »Led Zep?« Macalvie verrenkte sich etwas auf seinem Sitz. »Nicht mal Led Zep mögen Sie?«
    Nicht mal. Jury, der musikalische Stiesel. »Und immer schön die Straße im Auge behalten.«
    »Eine schöne Stimme, dieser Robert Plant«, sagte Wiggins und begleitete »Stairway to Heaven« mit da-di-da-da.
    »Und Pages Gitarre. Astreiner Anschlag. Dabei stehe ich sonst gar nicht auf Klampfenheinis wie Edward und Yngwie.«
    Klampfenheinis?
    »Da muß ich Ihnen heftigst widersprechen. Die können Sie doch nicht einfach als Tempo-Freaks abqualifizieren. Yngwies Sequenzen sind klassisch, klassischer geht’s gar nicht«, sagte Wiggins.
    Yngwie? Edward? Duzten alle Fans ihre Idole? »Und was ist mit Charlie?« fragte Jury.
    Macalvie verrenkte sich erneut auf seinem Sitz. »Welcher Charlie?«
    Jury seufzte. »Raine. Sind Sie etwa nicht auf dem laufenden über die neueste Musikszene?«
    »Meinen Sie diese Gruppe, die in London gastiert? Dann habe ich etwas für Sie.«
    Erschrocken sah Jury, daß Macalvie die Hand vom Steuer nahm, seine Bänder durchsuchte und dann eins einschob. Eine Stimme, gläsern wie eine frostige Nacht, mitten in einem Song.
    ... sky
    Was blue above The trees but only For a while
    Jury hatte den Eindruck, als ob dieser Song denselben Weg nahm wie Elvis’ strahlender Sommertag. Licht wich der Dunkelheit, Sommer dem Winter, Steinmauern Ruinen, Klippen den anbrandenden Wellen. Irgendwie erinnerte der Song Jury an die claire-voie.
    I watch the streetlamp Down below I watch you turn I watch yo go -
    »Ei, ei, ei«, sagte Macalvie und stellte das Band ab, als ein flacher Sportwagen auf dieser sonst so verlassenen Strecke an ihrem Ford vorbeisauste.
    Wiggins wurde zurückgeschleudert, als Macalvie Gas gab.
    Jury seufzte.
    Das Haus der Citrines hob sich blendendweiß vor dem Regenhimmel ab; es lag unweit einer Klippe an einer einsamen Stelle der Küste von Cornwall. Die gefrorene, ausgefahrene Straße war nicht gerade eine Einladung für Besucher. Nell Citrine Healey war die einzige gewesen, die das Haus je genutzt hatte; sie schien großen Wert auf ihre Privatsphäre gelegt zu haben. Doch gerade das, dachte Jury, ist ihr zum Verhängnis geworden.
    Nach hinten ging das Haus auf einen Feldweg. Sie betraten es durch die unverschlossene, unverriegelte Küchentür.
    »Macht sich niemand die Mühe abzuschließen?« fragte Wiggins.
    »Sie muß wohl gedacht haben, daß es hier nichts Wertvolles mehr zu stehlen gibt«, sagte Macalvie.
    Wiggins wandte den Blick

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