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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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wirklich sehr schnell gemacht werden müssen. Ich sitze mit dem Telefon im Baum; er ist unten mit seinem Telefon im Auto. In der Sekunde, in der das Pferd über die Ziellinie läuft, rufe ich ihn an, und er ruft den Buchmacher an. Diesmal haben wir vielleicht zwei Monate gebraucht, um ihn soweit zu haben. Es war eine große Wette mit einer dicken Quote, er sah die Fünfzigpfundnoten schon auf sich zugaloppieren. Also nimmt er die große Wette schließlich an, ohne das Rennen zu timen, und er kann nichts unternehmen, nicht mal, wenn er herausfindet, daß die Wette abgeschlossen worden ist, nachdem die Pferde aus der Startmaschine waren. Aus der Startmaschine? Meins war sogar schon über der Ziellinie, bereits fertig, verstehen Sie? Und bei Ned und mir war es so, daß wir überhaupt nicht verlieren konnten. Wenn er vorher eine kleine Wette angenommen hätte, na ja, dann hätten wir eben weniger Geld gekriegt. Aber verlieren? Fehlanzeige. Das heißt, >einen Gelaufenen spielen<. Falls Sie es mal ausprobieren wollen. Dem Biologielehrer habe ich erzählt, ich würde den Pilzbefall auf Blättern studieren. Deshalb sei ich immer oben in den Bäumen. Das Fernglas war unverdächtig, weil ich ihm erzählt habe, daß ich das Migrationsverhalten bestimmter Vögel studiere, wenn ich mich gerade nicht mit den Blättern beschäftige.«
    Die Stille summte. Jury machte den Mund zu, räusperte sich und sagte: »Sie und Lady Cray wären ein gutes Team.«
    »Warum das?«
    »Ach, egal. Dr. Kingsley hat Sie gestern abend beim Abendessen nicht erkannt?«
    »Nein, aber vielleicht ist er ja einfach nur ein guter Schauspieler.«
    Jury erhob sich. »Gehen wir und finden es heraus, ja?«
    Als sie durch den blauen Flur gingen und sich Kingsleys Tür näherten, sagte Alex: »Wissen Sie, was Millie zu der Herzdame gesagt hat?« Er blieb stehen und lächelte, als könne der Tag vielleicht doch noch ein wenig Freude bringen. »Daß es die rote Dame aus Alice im Wunderland sei.«
    Jury war überzeugt, daß Millie recht hatte.
    »Warten Sie hier, Alex, bis ich Sie hole.«
    »Die hab ich nie gesehen.« Maurice Kingsley drehte mit melancholischem Blick die mit dem Band umwickelten Briefe um. »Was geht hier überhaupt vor, verdammt noch mal?« Die Melancholie wurde von Ärger überlagert.
    »Ich dachte, Sie könnten helfen, diese Frage zu beantworten«, sagte Jury. »Das Päckchen war auf Ihrem Bücherregal.« Jury ließ seine Augen prüfend über die Buchreihen schweifen, aber in Wirklichkeit waren es ja gar keine Bücher. »Sie waren in einem der hohlen Whiskybücher.«
    Kingsley war perplex. »Wie ...? Wer ...?« Er schloß die Augen, lehnte sich zurück. »Lady Cray. Himmel, die Frau hat wirklich einen Röntgenblick.« Kingsley zog an dem Band. »Das hier ist es, ja? Sie hat das Band gesehen. Oh, mein Gott. >Nein, keinen Wispa-Riegel; ich muß Pralinen haben.<«
    Jury mußte lächeln. Kingsley konnte Lady Crays Tonfall wirklich gut nachahmen. »Machen Sie sie nur auf. Sie können sie lesen.«
    Kingsley entfernte schnell das Band und starrte auf den obersten Umschlag. »Jane?« Er breitete sie aus, sah auf die Stempel. »Sie sind alle an Jane. Fünf, sechs Jahre alt.«
    Jury nickte.
    Kingsley las die Briefe, ohne ein einziges Wort zu sagen. Dann steckte er jeden einzelnen in seinen Umschlag zurück, legte sie ordentlich übereinander und sah Jury an. Er schwieg noch immer.
    Nachdem einige Augenblicke so verstrichen waren, sagte Jury: »Und?«
    Kingsley bedachte ihn mit einem strengen Blick. »Ich denke, Superintendent.«
    »Gut.« Das taten Verdächtige selten. Jury wartete.
    Endlich sagte Maurice Kingsley: »Jeder hätte Ihnen erzählen können, daß ich am Tag ihres Todes nach London gefahren bin. Aber das sind Genevieve und Madeline auch -und alle anderen, außer Helen und Crabbe Holdsworth. Und nachdem die Polizei hier war, hatte sich herumgesprochen, daß ich sogar am Abend ihres Todes draußen vor ihrem Haus gesessen habe. Aber warum sollte ich es getan haben? Warum sollte ich Jane umbringen?« Mit den Fingerspitzen schob er die Briefe weg. »Ich habe diese Briefe jedenfalls nicht geschrieben.«
    »Ich weiß. Ich weiß auch, daß Sie kein Motiv hatten, Jane Holdsworth zu töten. Aber Sie begreifen nicht, um was es geht.«
    »Dann helfen Sie mir auf die Sprünge.«
    »Werde ich tun, vorausgesetzt, das, was ich sage, bleibt unter uns.«
    Kingsley nickte.
    »Ich glaube, daß sie sich selbst umgebracht hat. Ich glaube, sie wollte, daß ich - ich war

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