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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Jury hielt das Bündel Briefe hoch.
    Adam schlug krachend auf die Rollstuhllehnen. »Das Spiel ist aus!«
    »Die haben Sie aus Dr. Kingsleys Büro, Lady Cray?«
    »Ja, ich habe sie zufällig dort gefunden.« Sie inspizierte einen blutrot lackierten Fingernagel, verschränkte dann rasch die Arme und klopfte mit dem Fuß auf.
    »Sie waren mit irgend etwas zusammengebunden«, sagte Jury. »Vielleicht mit einer Schnur oder mit einem Band.«
    Sie zog eine Braue hoch. »So?«
    Jury nickte. »Nichts gefunden? Oder waren sie so zusammengeklammert, wie Sie sie Mr. Plant gegeben haben?«
    Woraufhin Adam zu ihr sagte: »Erzählen Sie es ihm, um Gottes willen. Was interessiert es ihn, ob Sie Bänderfetischistin sind? Besser als anonym ins Telefon zu stöhnen.«
    »Dann hole ich es eben.« Sie ging zur Tür. »Das ist vorbei, Adam. Inzwischen finde ich Bänder langweilig.« Sie g in g.
    »Meine Schwiegertochter«, sagte Adam, und schon der Gedanke an sie schien ihn abzustoßen, »hat die Telefondrähte zum Glühen gebracht, nachdem Sie gestern im Tarn House waren. Hat tatsächlich gedacht, sie sei Hauptverdächtige im Mordfall Jane. Falls Jane ermordet worden ist. Und wer hat Ihnen das über Graham erzählt? Helen Viner? Sie hat ihn wegen seiner Depressionen behandelt.«
    »Nein, sie wollte nicht gegen die ärztliche Schweigepflicht verstoßen. Millies Tante hat es uns gesagt.«
    »Die alte Xanthippe?«
    Jury lächelte. »Annie, ihre Schwester, hat es Thomasina erzählt.« Noch wollte Jury nicht Millies Märchen über Tante Tom ins Gespräch bringen.
    Adam schüttelte den Kopf. »Verdammt, möglich ist es wohl. Was wäre nicht möglich? Aber warum hat er dann mit Annie angebandelt?«
    »Hat er doch gar nicht; sie waren Freunde. Ich glaube, hier geht es aber ohnehin bloß darum, wer am meisten von Ihrem Testament profitieren würde. Könnte das sein?«
    »Gott, das Geld.« Adam umfaßte die Rollstuhllehnen und sagte: »Alex ist der Haupterbe. Und dann Millie. Das überrascht sie wahrscheinlich, aber sie steht ganz allein da und ist noch ein kleines Mädchen.« Er strich sich mit der Hand über seinen kahlen Schädel. »Ich mache mir ziemlich große Sorgen um die beiden, das muß ich schon sagen.«
    »Ich glaube nicht, daß sie in Gefahr sind, Mr. Holdsworth«, sagte Jury freundlich. Im Moment noch nicht.
    Bei diesem Stichwort erschien Lady Cray, ging zu Jury und ließ ein sorgsam aufgerolltes Band in seine Hand fallen.
    Jury übergab Briefe und Band Wiggins. »Kümmern Sie sich darum.« Dann wandte er sich lächelnd und mit fragenden Blicken an Lady Cray.
    »Die waren in seinem Bücherregal - aber das hat Ihnen Mr. Plant ja sicher schon erzählt. Er hat eine besondere kleine Reihe Bücher, ein halbes Dutzend, auf dem vierten Bord von unten. Es sind Attrappen. Er hat Schnaps da drin. Und in dem Fach darüber war auch so ein Buch. Dr. Kingsley ist Alkoholiker, aber egal, seine Wahrnehmungsfähigkeit ist dadurch nicht beeinträchtigt. Na ja, seine Augen sind nicht sehr gut, aber das kann er durch seinen Verstand ausgleichen. Meine Augen sind dagegen perfekt. Was Sie sehen, sind keine grauen Kontaktlinsen; ich kann auf fünfzig Meter Entfernung einen Raben in einer Schar Bussarde erkennen - oder von den Wällen aus einen Fuß auf einem Rollstuhl.«
    Drohend hob Lady Cray den Finger, und Jury merkte, daß Adam und Wiggins einen schnellen verstohlenen Blick austauschten.
    »Wissen Sie, es sah aus wie ein kleines Lesebändchen, das nicht ganz herausgezogen war. Ich habe zufällig eine Vorliebe für Bänder - besonders rote ... hatte, sollte ich sagen. Also, dieses Band habe ich gestern morgen bei meinem ZehnUhr-Termin gesehen - ein Termin, um den ich zufällig nicht gebeten hatte. Erst ganz zum Schluß der Sitzung habe ich das Band in dem Buch bemerkt; dann habe ich darum gebeten, den nächsten Termin vorzuverlegen, und Dr. Kingsley empfing mich schon um drei Uhr wieder. Zwei, drei, vier - es war im Grunde einerlei, aber ich entschied mich einfach für die erstbeste Uhrzeit. Wenn man etwas will, wartet man nicht gern, finden Sie nicht auch? Na ja. Als ich um drei wieder in seinem Sprechzimmer war, schaute ich natürlich zu dem Regal, um sicher zu sein, daß das Band noch da war. Ich hatte natürlich einen Plan, um da ranzukommen. An das Regal zu kommen und das unechte Buch zu stehlen war nicht ganz so leicht, wie einen Stift mitgehen zu lassen. Wissen Sie, das schafft man immer, wenn man so tut, als wolle man an etwas anderes ran ... Oh,

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