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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Dienstschluß zu kaufen, selbst wenn er Jane danach nicht mehr treffen würde, wie es eigentlich geplant war. Er machte sich immer noch Sorgen, daß ein Ring zu verbindlich wirken könnte. Wie wär’s mit einem alten Ring? Den konnte sie als Geschenk oder aber als Versprechen auffassen und würde ihn vielleicht nicht als bedrohlich empfinden.
    Manchmal schien sie sich tief in sich selbst zurückzuziehen, an einen Punkt, wo er sie nicht mehr erreichen konnte. Dann veränderte sich ihr Gesicht und wirkte verschwommen, wie unter Wasser. Sie stand zum Beispiel an dem großen vorderen Fenster, schob die Gardinen zur Seite, sah in den Regen hinaus, fast so, als hielte sie nach jemandem Ausschau. Solche Stimmungen machten ihm angst, er fühlte sich ausgeschlossen. Aber er verdrängte dieses Gefühl, denn die meiste Zeit waren sie wie Kinder, die ein Riesengeheimnis miteinander teilen.
    Ein paar Tage, nachdem sie sich kennengelernt hatten, lagen sie im Bett. Er hatte den Arm um sie gelegt und fragte: »Bin ich in irgendein Fettnäpfchen getreten?« Er versuchte, amüsiert zu klingen. Die Antwort war Nein.
    Kein Mr. Cuttle war im Laden, nur eine andere Kundin, eine Frau, die fast ganz hinter den alten Samtstoffen und perlengeschmückten Kleidern, den Boas und Pfauenfedern verschwand. Man fand diese Dinge nur, wenn man herumstöberte, was sie auch tat. Sie kam Jury bekannt vor. Er konnte einen Teil ihres Rückens und ihr Haar sehen, das sich unter einem Liberty-Schal lockte.
    Jemand räusperte sich. Jury drehte sich blitzschnell um und sah, daß ein älterer Mann durch einen schweren Vorhang hereingekommen war. Er war von gedrungener Gestalt, hielt die Hände vor dem Bauch gefaltet und den Kopf gebeugt. Ein unter schweren, buschigen Brauen verstecktes Augenpaar warf Jury einen verstohlenen Blick zu.
    »Mr. Cuttle?«
    Mr. Cuttle nickte und verbeugte sich mehrmals.
    »Ich möchte einen Ring für eine Dame kaufen.«
    Mr. Cuttle nickte erneut.
    Jury war heftig versucht, ebenfalls den Blick zu senken, um Mr. Cuttles Augen auf gleicher Höhe zu begegnen. In einem mit Samt ausgeschlagenen Kasten hatte Jury einen Ring gesehen, den er besonders hübsch fand, einen Rubin in einer antiken Goldfassung, der nicht zu teuer aussah - auf jeden Fall würde es sich lohnen, um ihn zu feilschen. »Könnte ich den bitte sehen?«
    Mr. Cuttle griff in den Kasten und nahm ihn heraus. Einige Augenblicke stand er da und schüttelte schließlich den Kopf. »Verkauft« war alles, was er sagte, bevor er den Ring in die Tasche steckte.
    »Oh. Gut, was ist dann mit dem Granat - das ist doch ein Granat? - und den winzigen Diamanten?«
    Der Granat wurde einer ebenso genauen Prüfung unterzogen; das gleiche Urteil gefällt.
    »Aber, Mr. Cuttle, warum liegen denn die schon verkauften Ringe in der Auslage?« Die euphorische Stimmung, in der sich Jury zu dieser Mission aufgemacht hatte, verflog rapide. »Vielleicht können Sie mir verraten, welche zum Verkauf sind.«
    Mr. Cuttle nahm den Kasten mit den Ringen heraus, sah ihn sorgfältig an und entnahm ihm einen silbernen Ring mit Onyx und Filigranarbeit, der schwer genug aussah, um Janes Arm zu Boden zu ziehen. Mr. Cuttle sah ihn mit einem Lächeln an, das er jedem Kunden schenkte, den er für so dumm hielt, den Ring zu kaufen.
    »Nein«, sagte Jury.
    Während Mr. Cuttle die Suche fortsetzte, sagte eine Stimme hinter Jury: »Mr. Cuttle, Sie sollten Ihre Spielchen besser nicht mit einem Polizeibeamten spielen.«
    Jury erkannte die Stimme, ehe er sich umdrehte. »Lady Kennington!«
    Sie zog lächelnd ihren Handschuh aus und begrüßte ihn. »Superintendent.«
    Jenny Kennington hatte sich nicht im geringsten verändert, immer noch dunkelbraunes schulterlanges Haar, immer noch dieselbe Garderobe; Jury glaubte sogar, den legeren schwarzen Pullover mit den dünnen Silberfäden wiederzuerkennen. Jury war auch der Schal aufgefallen. Den hatte die Lady getragen, als er sie zum erstenmal gesehen hatte, als sie, im Arm eine kranke, in eine Decke eingehüllte Katze, die breiten Steinstufen ihres riesigen Hauses hinuntergeeilt war.
    »Also, Mr. Cuttle, wir wissen, daß Sie nur Spaß machen; holen Sie die Ringe aus der Tasche und zeigen Sie sie dem Herrn.«
    Widerwillig gehorchte Mr. Cuttle. Jury nahm den Rubin und fragte: »Was meinen Sie?«
    »Er ist wunderschön. Aber es kommt auf den Menschen an, nicht wahr? Und den Anlaß«, fügte sie hinzu.
    Jury sagte nichts, und dann fiel ihm ein, daß er nicht wußte, welche

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