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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nicht tat.
    Dennoch mußte Melrose es zugeben.
    Er mochte Sam lieber als Wam.
    Coleridge war ein Seher, ähnlich wie Rimbaud, obwohl nicht so bewußt und sicherlich nicht so extrem. Als Melrose in die schmale Straße durch die Langdales einbog, den Wrynose Pass, dachte er an Rimbaud. Er dachte am Jim Morrison, der so mysteriös in Paris gestorben und dort begraben war.
    Am allermeisten dachte er an seinen Freund Jury. Wie hielt er das nur durch? Kurz vor seiner Hochzeit hatte die Frau sich entweder selbst umgebracht oder war umgebracht worden. Und nun wurde er auch noch als Mörder verdächtigt!
    Melrose nahm eine Kurve und versuchte zu verdrängen, wie er und Marshall Trueblood ihre alberne Schau in Venedig abgezogen und diese absurde Geschichte erfunden hatten ...
    Da war es vielleicht gut, daß er auf einer Todesstrecke fuhr. Er hörte auf, an irgend etwas anderes zu denken, als wie er von dieser verdammten Straße wieder herunterkam.
    Als er dann außer Gefahr war, fuhr er sein japanisches Auto auf den Parkplatz eines der Gasthöfe, die Wordsworth erwähnte, und ließ den Kopf einfach auf das Steuerrad fallen.
    Das verstand die Dame also als »unsicher«?
    Die mit blauen Klecksern gekennzeichneten Swaledale-Schafsböcke, an denen er vorbeigefahren war, hätten ihm im übrigen mit noch mehr Vergnügen hinterhergeglotzt, wenn er in seinem Bentley gefahren wäre.
    Es war durchaus eine schwierige Frage gewesen, welches Auto er nehmen sollte. Wenn man sich um den Posten eines Bibliothekars bewarb, rollte man wohl kaum im Bentley oder Rolls Royce vor. Jetzt mußte er den Japanern noch dankbar sein, obwohl er die Mistkarre auf der M6 nicht über neunzig gebracht hatte. Und wie laut sie war! Aber sie schmiegte sich an die Straße wie die Schafe an die Berghänge.
    Ein weiteres Problem war seine Kleidung gewesen. Gestern abend hatte er Ruthven angewiesen, ihm alte, abgetragene Klamotten einzupacken.
    »Mylord, Sie besitzen keine abgetragene Kleidung«, hatte der Butler erwidert und schien beleidigt, daß man ihm zutraute, die Anzüge und Pullover Seiner Lordschaft zu losen Fäden und Fusseln verlottern zu lassen.
    »Zum Kuckuck noch mal, es muß doch was geben, in dem ich aussehe wie ein arbeitsloser Bibliothekar.« Melrose inspizierte eins seiner handgenähten Hemden; angewidert warf er es aufs Bett; es war ein Meisterstück der Schneiderkunst. Warum gab er immer allen seinen Gelüsten nach? Warum kaufte er nicht wie ein vernünftiger Mensch aus zweiter Hand?
    Ruthven spitzte die Lippen und fuhr mit der Hand über Jacketts, Hosen, Hausmäntel. Er zog einen Anzug heraus, hielt ihn mit gerunzelter Stirn von sich weg. »Der müßte gehen, Mylord. Der ist völlig aus der Form. Dekonstruiert, würde ich sagen.«
    Melrose stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ruthven, das ist ein Armani.«
    Savile Row und Bond Street treu ergeben, ließ sich Ruthven von einem ausländischen Schneider nicht einschüchtern. Er zog ein wenig an den Ärmeln und langen Jackenaufschlägen, als könnte er so den Schnitt verbessern, zuckte mit den Schultern und stopfte ihn wieder in den Schrank. »Hier ist einer von Ihren Blazern, Sir. Zweireihig und zehn Jahre alt. Der ginge vielleicht.« Er hielt ihn zur Begutachtung hoch.
    »Er sieht aus, als wäre er noch nicht mal zehn Wochen alt. Ich wußte immer, daß Sie meine Kleidung gut in Schuß halten, aber das ist ja wirklich eine Offenbarung.« Während Ruthven sich vor Freude ein affektiertes Lächeln nicht verkneifen konnte, sagte Melrose: »Bleibt nichts anderes übrig, als ein bißchen Leben aus dieser Harris-Tweedjacke zu nibbeln.« Er warf Ruthven das Jackett zu. »Martha soll ein paar Fäden rausziehen und Flicken auf die Ellenbogen setzen. Und ich nehme den Armani und hoffe, die Holdsworths verstehen nichts von Mode.«
    Hocherhobenen Hauptes stolzierte Ruthven hinaus, das Jackett aus Harris-Tweed aber hielt er wie ein sterbendes Baby.
    Er brauchte etwas zu trinken, und hier war endlich Boone und endlich ein kleines Pub, und für das Schild hätte er den Wirt umbringen können: The Old Contemptibles! Denn um Agatha zu zeigen, wie sehr er sie verachtete, hätte er es gern an ihr Cottage genagelt.
    Das Schild war in jeder Hinsicht ein Zeichen. Es pfiff nach ihm, rief ihn, lockte ihn mit seinem hölzernen Finger, zog ihn an wie ein Magnet.
    Es schien nur einen Schankraum zu geben, in den man durch einen düsteren Flur gelangte, den ein paar Fetzen orientalischen Bodenbelags zierten, die weit

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