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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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den Gedanken nahe, daß sie durchaus wußte, was sie sagte, zumindest in ihrer Körpersprache.
    »Wollen Sie ein Glücksplätzchen?« fragte Millie Melrose und gab ihm durch einen Blick zu verstehen, daß er besser daran täte, eins zu wollen.
    »Stellen Sie sich vor, Millie backt sie selbst«, sagte Crabbe. »Ich nehme eins.«
    Als Melrose nach einem langte, drehte sie den Teller ein ganz kleines bißchen. Er nahm einen Keks und reichte den Teller an Crabbe weiter. »Hoffentlich ist es lustiger als beim letztenmal, Millie. Nimm doch auch einen, Genevieve«, sagte Crabbe, aber sie ließ den Teller weitergehen; bisher hatte sie jedes nicht flüssige Nahrungsmittel abgelehnt. Crabbe las von einem schmalen Streifen Papier ab: »>Alex wird bald hier sein.< Hm, danke, Millie. Das ist sehr ermutigend. Ganz bestimmt hast du recht.«
    »Was steht denn auf Ihrem, Mr. Plant?«
    Melrose grinste. »>Sie sind kein Dichter.«< Er sah sich in der versammelten Runde um. Crabbe lächelte überheblich, als sei Southey rehabilitiert worden. »Da steckt eine Menge Wahrheit drin.« In Wirklichkeit steckte mehr Wahrheit in der Botschaft, als sie wußten. In extrem kleinen Buchstaben hatte Millie geschrieben: »Sie sind nicht, was Sie sagen.«
    »Ha!« sagte George. »Wenn ich dem hier glaube, werde ich Pfingsten bei den Braitherwaite-Rennen gewinnen.« Er wedelte Millie mit den Papierstückchen zu und sagte: »Aber sieh zu, daß Hawkes das Futter diesmal richtig mischt! Dünn wie Haferschleim war es gestern. Und verlaß dich nicht darauf, daß er sie füttert, Mädchen; fütter du sie.«
    Das hatte er nicht bösartig gesagt. Für sie alle schien Millie diejenige zu sein, die man zu großen oder kleinen Besorgungen hierhin oder dorthin schicken konnte. Sie antwortete nie mit Worten. Sie gab ihre Antwort in Form von Blicken oder nickte - außer, wenn es Melrose betraf. Ihn ignorierte sie völlig, offenbar überzeugt davon, daß er schon einen Weg finden würde, mit ihr zu reden.
    Als sie das Zimmer verlassen hatte, sah Melrose ihr nach. »Ist das kleine Mädchen aus dieser Gegend? Sie hat überhaupt keinen Cumbria- oder Lancashire-Akzent.« Er dachte an die, gutturalen Laute, den heftigen Dialekt der Stammgäste des Old Contemptibles.
    »Nein, ihre Familie ist aus London. Das heißt, was davon übrig ist. Eine Tante«, sagte Crabbe, »die, soweit wir wissen, nicht die netteste ist.«
    Madeline lächelte fein. »Tante Tom. Schwer zu glauben, daß eine Frau sich >Tante Tom< nennen läßt.«
    »Wahrscheinlich heißt sie Thomasina«, sagte Genevieve gedankenverloren, an wenig anderem interessiert als an dem goldenen Armband um ihr Handgelenk.
    »Warum lebt Millie nicht bei ihrer Tante?«
    Crabbe biß in sein Glücksplätzchen. »Wie ich gesagt habe, sie ist nicht die netteste.«
    Was bedeutete das nun wieder, fragte sich Melrose. War sie Prostituierte? Terroristin? Moormörderin?
    »Millie wollte nicht zu ihr; sie hat uns inständig gebeten, daß sie hierbleiben kann. Wir waren keineswegs damit einverstanden«, sagte Genevieve, »aber Adam bestand darauf. Adam findet Millie großartig.« Die Betonung machte deutlich, daß Genevieve weder Millie noch Adam großartig fand.
    Madeline sagte: »Die Tante hätte dem Mädchen das Leben wohl zur Hölle gemacht. Diese Person hat keine Geduld mit ... Sie wissen schon.«
    Da niemand einen Vater erwähnt hatte, ging Melrose davon aus, daß »Sie wissen schon« sich auf irgendeine amouröse Verwicklung bezog und die arme Millie unehelich war.
    »Sie schlägt sie, sagt das Mädchen. Wir haben sie zu der Tante geschickt, damit sie dort blieb. Gleich nachdem ihre Mutter, hm ...« Crabbe sah in seine Tasse.
    »Sich umgebracht hat«, sagte Genevieve ungeduldig.
    »Ja, und als sie zurückkam, bestand Adam darauf, daß sie bei uns blieb; sie hatte, wissen Sie, blaue Flecken . «
    »Schrecklich«, sagte Madeline. »Wir wollten die Polizei holen, aber Millie wurde hysterisch, verteidigte die Frau sogar, sagte, sie - Millie, meine ich - sei nur fürchterlich gefallen. Also haben wir nichts unternommen. Und wenn man bedenkt, daß die Tante, nach dem, was Millie durchgemacht hatte, dazu imstande war.«
    »Sex«, platzte George mit seiner Meinung heraus. »>Tom< - ganz recht. Viktorianisch. Verklemmt. Hübsche Schwester. Eifersüchtig. Dr. Viner weiß Bescheid. Torte?«
    Melrose lehnte ab. Er war mehr daran interessiert, Millie zu suchen.
    Die er auch fand, nach dem Tee, als sie die Hunde fütterte. Als das Tor des

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