Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
geredet?«
    Millie schüttelte den Kopf. »Sie hat darüber geredet.«
    Sie war natürlich Nemesis, Genevieve Holdsworth. War etwas Wahres daran, fragte sich Melrose - daß Jane einen Liebhaber gehabt hatte? Und hätte sie ein Vermögen, um das es doch sicher ging, geopfert, indem sie sich mit jemand anderem einließ?
    »Zeit zu gehen!« Millie sprang hoch.
    »Zeit, wohin zu gehen?«
    Sie antwortete nicht, sondern drehte sich um und fing an, die Felsen hinaufzukraxeln. Er konnte ihr nur folgen. Er war so vertieft in ihr Gespräch gewesen, daß er nicht gemerkt hatte, wie sich die Dunkelheit herabsenkte.
    »Ich muß zurück, weil ich kochen muß. Es ist schon sechs vorbei. Sie gehen da lang.« Sie zeigte auf eine andere Baumgruppe neben dem Felsvorsprung. »Auf Wiedersehen.«
    »Warte einen Moment! Komm noch mal zurück! Wo soll ich hingehen?«
    »Zu dem großen Baum da hinten. Hexer weiß Bescheid.«
    Hexer hielt die Stellung und starrte Melrose an.
    »Nun gehen Sie schon, gehen Sie schon!«
    Der Kater drehte sich um und ging durch die Bäume.
    Es war dunkel, die Wolken schoben sich vor den Mond. Wie in Träumen nahmen die Bäume menschliche Gestalt an -gebeugte Rücken, ausgestreckte Arme, dürre, skelettartige Finger.
    Er hätte schwören mögen, daß er aus dem Augenwinkel heraus gesehen hatte, wie die Buche, an der er gerade vorbeigekommen war, sich teilte, auseinanderging.
    Dann eine Stimme, nicht laut, aber deutlich: »Bleiben Sie dastehen.«
    Er dreht sich langsam um. »Was -?«
    Der schlanke Junge, der dort stand und bis dahin wie ein Teil des Baumes gewirkt hatte - wie konnte man so ruhig stehenbleiben? -, hatte eine Pistole in der Hand.
    »Sie müssen Alex sein.« »Nein. Ich halte keine Konferenz in einem Baumhaus ab.«
    Alex war schon halb oben und deutete Melrose mit einem Kopfnicken an, daß er ihm folgen solle. Hexer flog geradezu die Leiter hoch, seine Pfoten berührten kaum die Sprossen.
    Jenseits des langen Feldes mit Adlerfarn und ausgedörrtem Gras konnte Melrose die Lichter in der Küche und im ersten Stock sehen, wo eine Gestalt hinter dem Fenster hin und her ging und sich dann aus seinem Blickfeld herausbewegte. Madelines Zimmer, dachte Melrose. Er sah an dem hohen Baum hoch; Alex saß neben Hexer in der provisorischen Tür. »Jetzt kommen Sie schon. Vielleicht ist Onkel George hier irgendwo draußen.«
    Melrose fügte sich und kletterte widerwillig die verrottende Leiter hoch. Er war sicher, daß sie unter ihm nachgeben würde. »Was hat George hier denn mitten in der Nacht noch verloren? Und was machen Sie mit einer Knarre?«
    »Vielleicht legt er Netze aus.«
    Über die Knarre wurde er nicht aufgeklärt. Melrose schob sich durch die enge Öffnung. Er kam sich lächerlich vor. Aber als er die ramponierten Bretter, das Blechdach, die wenigen Einrichtungsgegenstände wie Bettzeug und Bücher sah, die das Ganze wohnlich machen sollten, überrollte ihn eine Welle von Wehmut.
    »Außerdem«, sagte Alex, zündete ein Streichholz an und legte seine Hand schützend über eine Zigarette, »können wir hier oben rauchen.« Er warf das Päckchen Melrose zu.
    »Großartig. Können wir auch unanständige Wörter sagen und uns Pornohefte angucken?«
    Alex grinste. »Tut mir leid. Hab keine. Sie sind also der Bibliothekar?« Alex betrachtete ihn, als wolle er sagen, daß sein Großvater sich wirklich was Besseres hätte aussuchen können. Er nahm einen tiefen Zug, atmete langsam aus und musterte den Bibliothekar.
    »Verdammt, wenn Sie mit Millie gesprochen haben, wissen Sie ganz genau, daß ich keiner bin.« Melrose nahm sein silbernes Zigarettenetui heraus.
    »Wenn Sie damit herumspielen, wird man in Tarn House schon dahinterkommen, daß Sie kein verlotterter Bücherwurm sind.«
    Mußte er sich von einem Jungen Lektionen erteilen lassen? »Ich spiele nicht damit herum.« Und dann fiel ihm ein, daß dieser Junge hier erst vor einigen Tagen seine Mutter tot aufgefunden hatte. Er wußte allerdings nicht, was man jemandem nach so einer schrecklichen Erfahrung überhaupt sagen konnte. Also rauchte er und sah Alex an. Er schaute wirklich gut aus. Die Augen so dunkel, daß man die Iris kaum erkennen konnte; dunkles Haar, etwas lang, aber Friseure verirrten sich ja auch selten in Baumhäuser. Es fing gerade an, sich über dem Zopfmusterpullover zu kräuseln.
    »Erzählen Sie mir, was im Haus los ist. Millie hat mir schon ein bißchen was berichtet, aber sie kann sich nicht so rumtreiben wie Sie. Wie nehmen sie es

Weitere Kostenlose Bücher