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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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will, wo Sie das Bild gemalt haben«, es schauderte ihn bei dem Gedanken, irgend etwas anderes zu erklimmen als die Stufen von Ardry End, »welche Route muß ich nehmen?«
    »Sie? Entschuldigen Sie, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie in voller Montur auf den Scafell klettern.«
    »Ich auch nicht. Aber welche Route müßte ich nehmen?«
    »Die leichteste. Die, die ich beziehungsweise wir genommen haben. Von Wasdale Head aus, am anderen Ende von Wast Water. Sie starten am Wasdale Hotel -«
    Wo Melrose am liebsten umkehren würde.
    Ach, Wordsworth! Ach, Gasthöfe!
    Dr. Maurice Kingsley hatte ihn anscheinend nicht erkannt.
    Alex wußte es nicht genau. Licht war an dem Abend nur vom Widerschein aus der Haustür und von der kurz aufschießenden Flamme gekommen, als Kingsley das Streichholz angezündet hatte. Und gewiß war der Doktor so betrunken gewesen, daß er nicht nur das Gesicht von William Smythe, sondern den ganzen Abend vergessen hatte. Sternhagelvoll war er gewesen.
    War er das wirklich gewesen?
    Sein Gesicht drückte nichts als Anteilnahme aus. »Es tut mir leid, Alex. Wegen Ihrer Mutter. Ich mochte sie«, sagte er einfach, schaute weg und dann wieder Alex an. »Hören Sie, wenn Ihnen danach ist, zu reden, kommen Sie einfach bei mir vorbei. Reden hilft -«
    »Sie müssen es ja wissen, Kingsley«, sagte Adam. »Sie tun es ja zur Genüge.« Adam nahm sein Gebiß heraus und deponierte es in einem Glas neben dem Rollstuhl.
    Kingsley lachte. »Na, na, na, Adam. Lassen Sie lieber mal eine von den Zigarren rüberwachsen, die sie wie ein Eichhörnchen verscharrt haben, obwohl Rauchen hier verboten ist.«
    Adam äffte die altjüngferliche Schwester Lisgrove nach und lispelte: »>Herr Doktor, er hat schon wieder sein ganzes Zimmer vollgestänkert.< Bei Gott, die ist hinter Ihnen her wie der Teufel hinter der armen Seele. Gott weiß, warum. Obwohl, ich vermute, das geht allen Frauen hier so ... außer Helen Viner. Die ist zu vernünftig dazu.« Adam bückte sich und kramte unter seinem Bett herum. Er holte eine Kiste handgerollter Zigarren hervor und warf dem Arzt eine zu.
    »Das ist sie zweifellos.« Er lächelte geheimnisvoll. »Danke.«
    Während des gesamten Gesprächs hatte der Arzt Alex beobachtet. Alex wiederum hielt Kingsley sehr wohl für einen Frauenhelden, hatte aber auch den Eindruck, daß er in zehn Jahren ziemlich fett sein würde. Wahrscheinlich vom Trinken. Würde er seiner Mutter gefallen? Er war freundlich, aber aalglatt. Verschlagen, fand Alex.
    Ob seine Anteilnahme vorgetäuscht war, wußte Alex genausowenig, wie er abschätzen konnte, ob Kingsley tatsächlich betrunken gewesen war. Das Problem war, daß es Alex im Moment überhaupt schwerfiel zu erkennen, was bei jemandem ehrlich war und was nicht. Außer bei seinem Urgroßvater und bei Millie. Aber der Freund dieses Polizisten, Mr. Plant, sah ehrlich aus, und es überraschte Alex, daß er so überzeugt davon war. Einen Augenblick lang fand er es tröstlich, daß der Mann hier in der Gegend war.
    Er fühlte sich fast sorglos.
    »Was war mit Ihnen, Alex? Ihre Familie ist außer sich ...« Kingsley hielt inne.
    Die »Familie«. Aus Alex’ Gesicht wich jeder Ausdruck. Bestimmt hatte irgend jemand - sein Großvater, Dr. Viner, sonst jemand - Kingsley gesagt, wie wenig überzeugt Alex davon war, daß die Familie sich um sein Wohlergehen sorgte. »Ich war in London. Ich habe mich in einem Hotel versteckt. Ich wollte nicht mehr von der Polizei oder sonst jemandem belästigt werden. Was haben sie Sie gefragt?«
    Kingsley hatte die Zigarre immer noch nicht angezündet, er hielt sie schräg zur Seite. »>Sie    »Die Polizei.«
    Adam sagte nichts. Er konnte »erstarren«, ohne einen Muckser von sich zu geben, und beinahe von der Szene verschwinden, wenn er fand, daß die Umstände es erforderten.
    Kingsley runzelte die Stirn. »Die Polizei? Wieso? Nichts. Sie haben mich nur gefragt, ob ich Mrs. Holdsworth kenne. Hätten sie mich verhören sollen?« Jetzt lächelte er.
    »Mrs. Holdsworth.« Nicht »Jane«. Wie reizend, dachte Alex. Kingsley würde wohl kaum im Anzug und auf einer Parkbank auf eine »Mrs. Holdsworth« warten. Er dachte angestrengt nach und hörte mit halbem Ohr mit, wie Dr. Kingsley sich darüber ausließ, daß die Polizei immer Fragen stellte .
    »... bei plötzlichen - Todesfällen.« Diskret sah er weg. »Dr. Viner kann Ihnen mehr sagen. Sie kannte Ihre Mutter sehr viel besser als ich.« Schweigend blickte er erst in Adams und dann

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