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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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in Alex’ ausdrucksloses Gesicht. »Hören Sie, wollen Sie damit sagen, die Polizei hat einen Verdacht?«
    Tonlos erwiderte Alex: »Nein. Ich will damit sagen, daß ich einen Verdacht habe.«
    Maurice Kingsley brach das Schweigen und sagte: »Ein Trauma verursacht oft - Phantasien, seltsame Gedanken, Alex. Um Gottes willen, ich will nicht sagen, daß Sie unrecht haben. Aber es wäre mir lieb, Sie würden mit mir darüber reden.«
    Es ist wie beim Wetten, dachte Alex, wie auf dem Turf oder beim Pokern, eine Herausforderung. Wenn er sich an mich erinnert oder den Verdacht hat, ich war der William Smythe auf der Bank, wird er etwas unternehmen.
    Nur zu.
    »Ich habe einen Termin, tut mir leid.«
    »Uns nicht«, sagte Adam und schenkte ihm ein zahnloses Lächeln. »Gehen Sie besser in Ihr Büro, bevor Lady Cray es ausgeräumt hat.«
    Kingsley schenkte Alex ein launiges Lächeln, das besagte, ich bin daran gewöhnt, und ging mit seiner nicht angezündeten Zigarre davon.
    »Was zum Teufel hat das alles zu bedeuten?« fragte Adam, nahm eine Zigarre aus der Kiste und versuchte, die Spitze abzubeißen (ohne Zähne).
    »Er war da , Großvater. Vor unserem Haus, und zwar an dem Abend -« Alex war völlig durcheinander und fuhr erst nach einer Weile fort: »Er saß auf einer Bank im Park, völlig betrunken, grummelte, daß er versetzt worden war, und fragte mich nach einer Kippe.«
    »Warum warst du im Park?«
    »Das erzähl ich dir später, das ist doch jetzt egal«, sagte Alex ungeduldig.
    Die feuchte, angekaute Zigarre im Mund, sagte Adam: »Du meinst ... verdammt und zugenäht. War das, nachdem die Polizei angekommen war?«
    Alex nickte. »Du willst doch wohl nicht behaupten, daß das ein Zufall gewesen sein kann.«
    Adam sagte: »Ich würde sagen, erzähl das der Polizei. Deine Tante und Genevieve waren an dem Abend auch in London. Das macht zusammen drei.« Adam paffte vor sich hin, sah auf den trockenen Springbrunnen, in den nebligen Tag. »Drei, von denen wir wissen.«
    Er hatte seinem Urgrossvater erzählt, er ginge sofort zum Tarn House (mit der Geschichte von Trauma und
    Gedächtnisschwund, irgendwas, was ihm auf dem Weg dorthin vor die Füße kam wie Kieselsteine), aber Alex blieb noch auf dem Grundstück von Castle Howe.
    Er verstand sich selbst nicht mehr. Was er über Dr. Maurice Kingsley herausgefunden hatte, hätte ihn veranlassen müssen, direkt zu Melrose Plant oder zum Telefon zu gehen, um Inspector Kamir anzurufen, denn jetzt hatten sie eine Person, die mit Sicherheit am Ort des Verbrechens gewesen war. Ob die Polizei überhaupt von einem Verbrechen ausging, war Alex einerlei. Er wußte, daß es eines war.
    Trotzdem blieb er noch. Er ging durch den Park, sah über den großen Rasen zu Dr. Viners Büro in dem kleinen Steinhaus, beobachtete zwei alte Damen (denen das Geld zu den Ohren rauskam, ein Blick auf die Diamanten genügte) Arm in Arm Spazierengehen und miteinander tuscheln. Die eine drückte der anderen ein wenig den Arm, woraufhin die lachte.
    Sie wirkten so sorglos. Er wiederholte das Wort im Geiste immer wieder. Es klang hohl, falsch, ein Wort ohne Bedeutung. Er ging über den schmalen Weg, der von den ersten Schlüsselblumen gesäumt war, betrachtete die Osterglockenbeete und dachte an Mühe. Hörte das überhaupt nicht mehr auf, dieses trostlose Gefühl?
    Er erreichte den Eingang zum Irrgarten (dem Lieblingsaufenthaltsort seines Großvaters), blieb stehen, sah hinein. Wenn er hineinginge, käme er wieder heraus? Spielte es eine Rolle? Alex sah zum bleiernen Himmel hoch. Solche Gefühle kannte er gar nicht, es war mehr als bloßes Niedergeschlagensein, und nicht einmal der Tod seiner Mutter konnte sie erklären. Er fühlte sich ausgetrocknet, geschrumpft, fast wie die gebrechlichen Alten in Castle Howe. Und dennoch: so verrückt, so wahnsinnig sie auch waren, die meisten schienen mehr Leben, mehr Energie zu haben als er. Wenn es denn Wahnsinn war. Manche wanderten mit Vorliebe hier hinein, verirrten sich und fingen an, Hilfe, Hilfe zu schreien. Kojak schimpfte dann, sie würde den Irrgarten dem Erdboden gleichmachen, aber sein Großvater war dagegen. Und er war Castle Howes größter Gönner.
    Vom oberen Stockwerk und vom Balkon aus konnte man die Besucher des Irrgartens beobachten. Die Gefahr, daß ein »Gast« darin starb, bestand überhaupt nicht.
    Alex mußte an den Baum bei der Severn School denken, an das Fernglas, die Rennbahn. Das schien alles Jahre her und Kontinente weit entfernt zu sein;

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