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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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darf nicht, deshalb tu ich’s. Bitte.« Sie schenkte ein. »Pralinen und Haarbänder. Aber Helen hat gesehen, wie Sie die Cadbury-Schachtel aufs Korn genommen haben.«
    »Ach, sie weiß über meine >lüsternen Begierden< doch längst Bescheid. Man hat sie ja über meine gesamte unrühmliche Geschichte schon in Kenntnis gesetzt.«
    »Tochter und Schwiegersohn, was? Die liebe Familie. Ist doch klar. Haben Sie denn einen Termin bei Helen?«
    »Nein, sie will, daß ich zu Dr. Kingsley gehe.«
    »Maurice?« Er runzelte die Stirn. »Merkwürdig. Dachte, den behielte sie nur aus Mitleid. Er ist Alkoholiker. Dann glaubt sie nicht wirklich, daß es Ihnen schlechtgeht. Netter Bursche, aber eher Playboy als Arzt. Verschreibt immer nur Pillen, sagt Helen. Sie sollten mal seinen Vorrat sehen.« Adam sah auf seine Nachttischuhr. »Mist, in fünf Minuten kommt er zur Kontrolle.«
    »Kontrolle?«
    »Na ja, das machen sie bei gewissen Leuten. Sie wollen gern sehen, ob ich noch hier bin oder ob ich mich schon über alle Berge gekarrt habe.« Adam keuchte vor Lachen. »Sie müssen wissen, dazu bin ich durchaus in der Lage. Hab es schon gemacht, um ehrlich zu sein.«
    Sie sah sich in seinem Zimmer um. Es war wunderschön, ein Eckraum mit hohen Fenstern, die auf den Hof, den trockenen Springbrunnen, den weiten grasbewachsenen Abhang und den Irrgarten hinausgingen. »Die Fensterbänke sind niedrig, ja. Sie brauchten aber trotzdem Ihren Rollstuhl.«
    »Fühlen Sie mal den Bizeps. Ich habe starke Arme.«
    Lady Cray sah auf seinen ausgestreckten Arm und verzog irritiert den Mund: »Nein, danke.«
    »Den Rollstuhl kann man zusammenklappen. Hat Rübe Ihnen erzählt, wie sie abends mal stundenlang nach mir gesucht hat? Ich war im Irrgarten.« Er verschluckte sich beinahe an den Mandeln. »Ich bin der einzige -«
    Lady Cray sah aus dem Fenster, auf das Adam gezeigt hatte, und setzte sich plötzlich auf. »Adam, da draußen ist jemand.« Sie hatte gemeint, im Hof knirschende Schritte zu hören.
    Alex wußte nicht, was er tun sollte. Eine Fremde im Zimmer seines Urgroßvaters. Jetzt hatte sie ihn gesehen oder gehört, bevor er sie gesehen hatte. Er preßte sich gegen die Mauer rechts neben dem Fenster. Es öffnete sich, und diese Frau -eine ältere Frau, die eindeutig keine Angst vor Dieben hatte -fragte: »Wer ist da?«
    Er sagte nichts. Und dann guckte der alte vertraute Kopf heraus, und sein Urgroßvater murmelte Verwünschungen, und Alex kam zu dem Schluß, na gut, wenn Adam sie mag, muß sie in Ordnung sein.
    »Alex!« Tränen kullerten aus den leuchtendblauen Augen Adam Holdsworths, als er seinen Urenkel umarmte. »Meine Güte, du kannst doch durch die Haustür kommen, aber andererseits bin ich froh, daß du es nicht getan hast. Das ist eine gute Freundin, Lady Cray.«
    Sie hielt ihm die Hand entgegen. Alex fand sie wirklich -elegant. Elegant war das Wort. Und ihre grauen Augen hatten diesen klugen, harten Blick, den er auch oft bei seinem Urgroßvater sah. Offensichtlich war sie reich.
    »Weine nicht, Großvater.« Alex umarmte ihn wieder.
    »Ach, das geht die ganze Zeit so, junger Mann. Er ist wie ein unterirdischer Sturzbach, ein richtiger Wasserfall.«
    »Gar nicht wahr!« schrie Adam. »Mein Gott, Alex! Du warst verschwunden. Alle suchen dich.« Er schien in seinem Rollstuhl zusammenzuschrumpfen.
    »Großvater?«
    Adam sah ihn traurig an. »Deine Mutter. Was kann ich sagen? Was kann ich sagen oder tun?«
    Alex sah weg.
    Lady Cray hob ihr Kinn ein bißchen. »Nichts. Es gibt nichts, was irgend jemand sagen oder tun könnte. Ich habe meine Zweifel, ob er hierhergekommen ist, um sich an Ihrer Schulter auszuweinen. So sieht er nicht aus. Er ist wie Andrew.«
    Egal, wer Andrew war, Alex mußte über ihre sachliche Art lächeln. Der Schmerz wurde weniger stechend. Sie sagte, sie habe sich sehr gefreut, Alex kennenzulernen, und dann war sie verschwunden.
    »Sie ist nett. Wer ist sie?«
    »Ach, einfach nur eine Frau.« Adam machte eine abwehrende Handbewegung. »Mein Gott, jetzt erzähl mir mal, was passiert ist.«
    Während Alex erzählte, sah er, wie sein Urgroßvater sichtbar alterte, immer noch ein bißchen, als hätte ihn ein Spezialeffekte-Experte für einen Film in der Mangel. Alex wußte, er dachte auch an seinen Vater; der alte Adam hatte seinen Vater immer besonders gern gemocht. Zwei Selbstmorde.
    »Es ist undenkbar«, sagte Adam, als hätte er Alex’ Gedanken gelesen. »Das hätte Jane nie getan. Sie hätte es sich selbst nicht

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