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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ihrem »jour fixe« normalerweise arbeitslose »Künstler« oder Schauspieler zu Gast, die sich »zwischen zwei Engagements ausruhten«. Mummy hatte ihren Gin pur getrunken.
    Maurice schmauchte und lächelte. »Sie müssen sich schon noch ein bißchen anstrengen, Lady Cray.«
    »Ich?« Eine wie lackiert aussehende Augenbraue schoß hoch. »Warum?«
    »Sie haben keinen Bruder.«
    »Ich hätte schwören können ...« Sie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht irre ich mich. Es muß eins von den lieben Kleinen von Mummys Liebhabern gewesen sein. Sie hatte einfach Dutzende. Ich wurde immer übergangen ...« Sein Kopf bewegte sich hin und her. Auch nicht gut, nein. »Lesen Sie?«
    Mit Pokergesicht sagte er: »Nein. Die sind alle hohl. Nur Attrappen.«
    Vergeblich bemühte sie sich, nicht zu lächeln. »Wenigstens haben Sie Humor.« Ihr Blick durchkämmte die Buchreihen. »Mehr oder weniger.«
    »Sehen Sie, Lady Cray, wir wissen alle ganz genau, daß Sie nicht wirklich eine Kleptomanin sind, obwohl Ihre Familie offensichtlich der Meinung ist.«
    »Familie? Die wagen es, sich selbst so zu nennen? Mein einfältiger, knickeriger Schwiegersohn und meine ewig jammernde Tochter?«
    Er lehnte sich zurück. »Sind wir jetzt etwa bei einer Wahrheit angelangt?«
    Was sagte er da? Und warum machte er sich Notizen? »Offensichtlich haben Sie nicht mit meinem Enkel gesprochen. Andrew.« Sie spürte, wie sie strahlte; das Blut floß schneller in ihrem schmalen Körper. »Er ist der einzige, der was taugt. Wissen Sie, auch wenn Andrew doppelt so alt ist wie Alex Holdsworth, die beiden würden sich garantiert blendend verstehen.« Er hatte aufgehört, sich Notizen zu machen. Oder was immer er da kritzelte.
    Er sah sie unter seinen dichten Augenbrauen hervor an. »Mittlerweile kennen Sie Adam ganz gut, oder?«
    »Da horte ich das Diebesgut. In seinem Zimmer.« Kritzel, kritzel.
    Schweigen. Hatte Sie einen Nerv getroffen?
    »Sie wollen nur deshalb hier sein, weil Sie es nicht ertragen, bei Ihrer Tochter zu wohnen. Aber das müßten Sie doch gar nicht. Offensichtlich sind Sie unabhängig. Sie sind reich. Gold, Seide und reines Kaschmir.« Er deutete mit dem Kopf auf ihr Kostüm.
    »Von unreinem Kaschmir habe ich noch nie gehört, aber ich freue mich, daß Ihnen meine Aufmachung gefällt.« Sie sah auf ihre Bluse, ihr federleichtes Kostüm. Es war hinreißend. »Meine Tochter und ihr Mann stellen es immer so dar, daß ich bei ihnen wohne. Dabei ist es umgekehrt. Es ist mein Haus, obwohl ich eine eigene Wohnung darin habe, einen separaten Eingang, alles separat.« Sie seufzte. »Es war schön, solange Andrew bei ihnen wohnte. Aber er ist ausgezogen, und da war Schluß mit lustig. Eine Freundin hat mir Broschüren von
    Altersheimen, Pflegeheimen, Nervenkliniken gezeigt.« Sie rauchte und lächelte. »Das scheint hier eine Kombination von allen dreien zu sein.«
    Er legte die Zigarre hin und blätterte eine andere Seite in Ihrer Akte auf. »Sie sind verhaftet worden, und zwar ... mal sehen -«
    »Dreimal. Das kann ich Ihnen sagen. Was für interessante Leckerbissen hat Ihre Dr. Viner denn noch mit hineingenommen, nachdem sie mich durchleuchtet hat?«
    Wieder ignorierte er ihre Frage. »Mrs. Barrister behauptet, Sie hätten den Kerzenständer von ihrem Tisch im Eßzimmer genommen.« Er kaute auf den Lippen.
    »Ach, du meine Güte. Jetzt bin wohl immer ich schuld, wenn etwas verlorengeht. Warum sollte ich mir die Mühe machen, einen Kerzenständer mitzunehmen?«
    »Warum sollten Sie sich die Mühe machen, ein silbernes Besteck mitzunehmen?« Er sah sie aus unschuldigen Kulleraugen erstaunt an, »Mrs. Barrister dürfte gar keine Kerze auf dem Tisch haben. Adam hat gesagt, sie hat ihr Haar sogar einmal angezündet. Sah aus wie der brennende Busch, hat er gesagt.«
    »Lady Cray, wir können nicht zulassen, daß unsere Gäste sich ständig darüber beklagen müssen, daß ihnen etwas abhanden kommt.«
    »>Gäste< Die meisten sind völlig meschugge. Sehen Sie doch nur mal aus dem Fenster. Der Pfarrer prügelt schon wieder die Rosenbüsche zu Tode.«
    Kingsley schüttelte den Kopf, erhob sich, ging zum Fenster und beobachtete den alten Herrn bei seiner Metzelei. Lady Crays Hand schnellte hervor und ließ das Feuerzeug in ihre Tasche gleiten. Kingsley drehte sich um.
    »Zugegebenermaßen sind manche recht alt und nicht mehr im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte.«
    »Übergeschnappt, gaga, total durch den Wind. Nennen Sie das Kind doch beim

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