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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Namen!«
    »Das gilt aber nur für einzelne.«
    »Na gut, da stimme ich Ihnen zu. Die meisten sind vollkommen zivilisiert und einigermaßen vernünftig. Warum haben Sie Bücherattrappen?« Sie drehte sich um und deutete auf die Bücherborde zur Linken.
    »Ihnen entgeht aber auch nichts, was?« Kingsley ging hin, zog ein »Buch« heraus und nahm eine Flasche kostbaren Lindisfarne-Met aus dem hohlen Innern.
    »Ihr Privatvorrat! Wie wunderbar! Ich könnte eine kleine Stärkung gebrauchen.«
    »Nein.«
    »Wie langweilig. Sie sind schlimmer als die Polizei. Kein Alkohol im Dienst.« Sein Kopf, fand sie, schnellte recht fix hoch, als sie die Polizei erwähnte. Das war interessant. Aber er sagte nichts, sondern beugte sich nur über seinen Terminkalender.
    »Paßt es Ihnen um zehn?«
    »Kommt darauf an. Worum geht’s denn?«
    »Wahrscheinlich wird es schwierig, da Sie wieder nicht kooperieren werden, aber ich bin gut, wissen Sie. Ich könnte Ihnen helfen. Ich fürchte, daß Sie Ihre kleine Krankheit ein bißchen zu sehr genießen.« Er beobachtete sie lächelnd über seine zusammengelegten Fingerspitzen hinweg.
    Nach außen hin lächelte sie auch. Innerlich schauderte es sie. Es stimmte nicht, was er sagte. Zumindest nicht, was die Dinge betraf, die sie zwanghaft mitnahm. Die Pralinen und die Bänder. Besonders rote Bänder. Um seinem Blick auszuweichen, ließ sie ihren wieder über die endlosen Bücherreihen schweifen.
    Das da, hinter ihm. Stand einzeln drei Regale über dem Bord, auf das er gerade das schnapsgefüllte Buch zurückgestellt hatte. Dr. Kingsleys Augen waren ziemlich schlecht; sie wußte auch, daß er eitel sein mußte, denn seine Brille - mit Bifokalgläsern - lag auf dem Schreibtisch. Auch dieses Buch hatte einen unechten Rücken, und darin war ein Lesebändchen, eins, das man in besonders schönen alten Exemplaren sieht. Sie konnte es deutlich sehen. Es war blutrot.
    »Wissen Sie, lieber Dr. Kingsley, ich glaube, es wäre sogar besser, wenn ich Sie heute noch einmal sehen könnte.«
    Vollkommen verblüfft sah er auf.
    »Wenn Sie eine freie Stunde haben. Gegen drei, vier? Ich habe das Gefühl, daß wir ganz gut miteinander auskommen.« Sie hoffte, daß ihr Grübchen zu sehen war.
    »Ich bin erstaunt, aber ja. Um drei?«
    »Wunderbar.«
    Sie sah zu, wie er sich die Zigarre wieder in den Mund steckte und das schwarze Feuerzeug suchte.
    »Oh, wenn Sie gestatten wollen. Ich habe meins gefunden.«
    Sie lehnte sich vor, um ihm Feuer zu geben, und er bedankte sich.
    Alex sprach in den Telefonhörer, als riefe er seinem Wettkumpel etwas zu, und als Hawkes antwortete, bat er ihn darum, mit Mr. Melrose Plant sprechen zu dürfen.
    »Es ist Ihr Anwalt, Mr. Plant«, sagte Hawkes, ohne Mr. Plant, den er in der Bibliothek fand, direkt anzusehen.
    Tief über seine Karteikarten gebeugt, saß Melrose da und blickte über seine goldgerahmte Brille. »Mein Anwalt? Das muß ein Mißverständnis sein.« Hatten kurzsichtige, bucklige Bibliothekare, die an der Armutsgrenze lebten, Anwälte?
    Hawkes wiederholte die Nachricht so betont gelangweilt wie möglich und fügte hämisch hinzu: »Sie können ja in der Küche telefonieren.«
    Warum, fragte sich Melrose, sollte Simon Ledbetter ihn hier anrufen? Als er durch das Eßzimmer zur Küche ging, dachte er auf einmal: Agatha. Sie hat es geschafft, wegen meines Testaments bis zur Kanzlei vorzudringen.
    Aber die Stimme am anderen Ende war nicht die von Ledbetter.
    »Hören Sie zu«, sagte Alex, »und sagen Sie nichts.«
    Mrs. Callow und Hawkes standen mit gespitzten Ohren da, gaben sich dabei aber betont gleichgültig. »Mr. Ledbetter? Wir haben ja jahrelang nichts mehr voneinander gehört. Na ja, kaum noch was zu besprechen, nicht wahr, jetzt, wo das Geld weg ist.« Melrose lachte schwach.
    »Hört jemand zu?«
    »Offensichtlich. Wissen Sie, ich befinde mich in einer ziemlich schwierigen Lage.«
    »Dann hören Sie einfach nur zu. Es war Dr. Kingsley. Maurice Kingsley. Sie kennen ihn nicht. Er war der Mann auf der Bank. Sie wissen schon, vor Mums -«
    Die Stimme brach und verlor sich dann.
    Melrose fiel auch nichts ein, was er sagen sollte. Noch ein Verdächtiger, ein echter, kein aus dem Hut gezauberter. Ein Mann, der am Ort des Verbrechens gewesen war, was Alex bezeugen konnte. »Rufen Sie, äh, von Ihrem Büro aus an, Mr. Ledbetter?« Das war dumm. Von wo aus sollte ein Rechtsanwalt schon anrufen? Aus einer Telefonzelle? Hawkes gaffte ihn unverhohlen an.
    »Aus dem Castle. Aus

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