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Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Großvaters Zimmer. Sie werden ihn heute abend treffen.«
    Dann war die Leitung tot.
    Wen treffen? Kingsley? Adam?
    »Alles neu aufgesetzt und fertig? Fein ... Nein, zu diesen Papieren kann ich Ihnen wirklich nichts sagen ... Ja, tut mir leid.« Er legte auf und dachte nach.
    Unter Hawkes’ dreisten Blicken war es unmöglich, zu telefonieren, und erst recht nicht, ein Ferngespräch nach London zu führen, obwohl ihm mehrere klug verschlüsselte Gespräche durch den Kopf rasten. Und jeder Anruf von Tarn House mußte da getätigt werden, wo man Mrs. Callow im Blick behalten konnte, denn Millie hatte ihm verraten, daß sie den Hörer abnahm, wenn sie eines der roten Schlangenaugen an den Telefonen blinken sah.
    Die neue Information mußte er in seinen getippten Bericht aufnehmen, den er bald zu dem Faxgerät in der Post bringen würde.
    Madeline studierte das Gemälde im Tageslicht am Fenster.
    Als Melrose aus der Küche in die Bibliothek zurückkam (wo er vor den teilweise leeren Regalen Bücher aufgestapelt hatte, um harte Arbeit vorzutäuschen), fuhr sie auf.
    »Ach! Ich habe Sie gar nicht gehört.« Das Aquarell glitt ihr aus der Hand und schwebte zu Boden wie eine große Feder. Sie hob es auf und legte es zurück auf den Tisch.
    »Ich habe es von Francis, falls Sie sich wundern.«
    »Gewundert habe ich mich eigentlich gerade über gar nichts. Ich bin überrascht, daß er so etwas in seinem Besitz hatte; er haßt diesen Stil.«
    »Ach, es war nicht einfach nur >in seinem Besitz<; er hat es gemalt.«
    »Francis?« Sie schien wirklich überrascht.
    »An dem Tag, als Mrs. Holdsworth gestorben ist, am Tag ihres Sturzes.« Melrose war zu seinem Stuhl am Schreibtisch gegangen, um sich neben sie zu stellen. Madeline war sehr angespannt, sie hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und betrachtete die Ansicht von Scafell gegen Wasdale Head und Wast Water. Er wollte gerade noch mehr dazu sagen, besann sich dann aber eines besseren. Er wollte nicht als Vertrauter von Francis Fellowes erscheinen, nachdem er noch nicht einmal eine Woche hier war. Er überließ das Reden Madeline. War ohnehin besser.
    Er fand es komisch, daß ihre Nähe - ihre Schulter berührte ihn, ihre Hüfte streifte seine fast - keine Reaktion in ihm hervorrief, keine Wärme, nicht das leiseste Kribbeln oder ein Gefühl von Erregung. Und sie war keine unattraktive Frau mit diesen Mandelaugen und dem federleichten, weichen Haar, das ihr Gesicht umrahmte. »Er hat gesagt, daß er mit ihr zusammen war. Daß er und Virginia Holdsworth zusammen den Scafell hochgegangen sind.«
    »Ja. Francis wurde ausgiebig verhört. Man hätte meinen können, er habe womöglich was damit zu tun. Aber ich nehme an, es war nur, weil er am Schauplatz war.«
    Wenn ihre Schwester nicht gekommen wäre, hätte Madeline vielleicht Graham Holdsworth geheiratet. Und sie war geblieben, während (dachte Melrose) eine andere Frau den Schauplatz einer solchen Demütigung fluchtartig verlassen hätte.
    »Sind Sie schon mal hochgeklettert?«
    Madelines Gesicht wurde rosig, und gleichzeitig zeigte sich auf ihrem Nasenrücken dieser verräterische weiße Streifen. Weißglut. Seinetwegen? Wegen ihrer Schwester?
    Sie sagte nur: »Alex ist wieder da.«
    Wegen Alex.
    »Alex ist wieder da.«
    So wie sich Gesichter in Filmen manchmal übereinanderschieben und ineinander verschwimmen, war Genevieve in der Bibliothek vor Madeline geglitten und verkündete nun dieselbe Neuigkeit.
    Schlechte Neuigkeiten. Wie sehr sie auch versuchte, ihre Mimik unter Kontrolle zu halten, ihre Augen sprühten Feuer, das Lächeln wirkte wie festgenäht und verschwand bald, als sie vom Rosenholzcouchtisch zum Chippendalebüfett ging, ihre Modezeitschriften aufnahm, sie hastig durchblätterte und wieder hinwarf. Ohne sich darum zu scheren, was sie für einen Eindruck auf Melrose machte (vermutete dieser), legte sie die Hände mit den rosalackierten Nägeln auf die Ärmel ihrer Seidenbluse, tappte mit dem Fuß und starrte aus der Verandatür.
    »Das ist ja wunderbar«, sagte Melrose und hoffte, daß er sich dieser Situation angemessen verhielt, die bisher offenbar für niemanden ein Anlaß zum Feiern war.
    »Crabbe ist in Keswick; George weiß es auch noch nicht. Er ist mit den Hunden draußen.«
    Es klang, als hätte George dem Jungen die Hunde auf den Hals gehetzt, wenn er es gewußt hätte.
    »Natürlich ist Alex zuerst zu Adam nach Castle Howe gegangen.«
    Es sah aus, als würde sie den Harrods-Katalog gleich in

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