Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht

Titel: Grimes, Martha - Inspektor Jury gerät unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Fall.
    Aber angesichts der allenthalben steigenden Kosten fragte Jury sich, wer den Mann dazu beauftragen konnte, ihn, Jury, zu vertreten. Apteds Juniorpartner, ein junger Mann namens Burley, hatte Jury vor zwei Tagen (einen Tag, nachdem dieser vom Dienst suspendiert worden war) ausführlich befragt. Erst nach Erledigung dieser Präliminarien hatte er ihn dann für diese unchristliche Zeit, nämlich für sieben Uhr morgens, zu Apted bestellt.
    Jury war erstaunt, wie schnell Apteds Juniorpartner Aussagen von (mutmaßlichen) Zeugen zusammengestellt hatte. Es war immerhin erst zwei Tage her, daß dieser Mr. Burley ihn angerufen und gesagt hatte, er werde unverzüglich vorbeikommen. Gleich in der Wohnung in Islington.
    »Ich verstehe nicht. Ich habe keinen Anwalt beauftragt. Warum sind Sie hier?«
    »Weil ich beauftragt worden bin«, war die einzige Erklärung.
    Und dann hatte er ihn über drei Stunden lang befragt und sich mit winziger Schrift Notizen gemacht. Mr. Burley war ein spilleriger, äußerst wortkarger junger Mann mit Eulenaugen und einer widerspenstigen Haartolle.
    Apteds Assistentin, die es nicht weiter beeindruckte, als ihr vorgeworfen wurde, den falschen Beruf ergriffen zu haben (»Zumal Sie Sternzeichen Jungfrau sind«), hatte Carole-anne befragt.
    Als der zweite Bericht von Melrose Plant eingetroffen war, hatte Jury die Informationen über Maurice Kingsley sofort an Mr. Burley weitergeleitet, und zwar mit der Bemerkung, daß dies ein erster Durchbruch sei. Woraufhin ihm der Anwalt gedankt und ohne weiteren Kommentar aufgelegt hatte.
    Nun zerknüllte Pete Apted das fettige Einwickelpapier und warf es in Richtung Papierkorb. »Setzen Sie sich doch endlich, um Himmels willen«, sagte er und fing an, einen Apfel an seinem Hemd abzureiben.
    Jury, der dagestanden und beobachtet hatte, wie Pete Apted mit wütender Entschlossenheit kaute und dabei in der Akte auf seinen Oberschenkeln eine Seite nach der anderen umblätterte, setzte sich wie befohlen dem Anwalt gegenüber, auf einen der beiden lederbezogenen Holzstühle. Er mußte älter sein, als er wirkte, sah aber immer noch zu jung für sein Amt aus. Das dunkle, ein wenig überladene Büro hatte nur ein hohes, schmales Fenster mit schweren, muffigen Vorhängen. Die Regale waren mit Büchern vollgestopft; viel zu kleine Ablagekörbe quollen vor Papierstößen nur so über; die Stühle waren klapprig und schmal. Von Gemälden an den gegenüberliegenden Wänden starrten mißmutige Männer in Roben. Einer stand neben einem Stoß ledergebundener Bücher, die Hand schützend darauf gelegt, ein anderer mit schweren Lidern saß steif in einem mittelalterlichen Sessel. Beide sahen aus, als würden sie jeden gerichtlich verfolgen, bis er seinen letzten Atemzug tat.
    Nach einigen Augenblicken des Schweigens, das nur durch das Krachen von Apteds Apfel unterbrochen wurde, fragte Jury ohne Umschweife: »Wer bezahlt das hier, Sir Peter? Sie haben diesen Fall doch nicht aus Liebe zur Metropolitan Police übernommen?«
    Apted fuhr auf. »Hören Sie mit dem Sir auf, und außerdem heiße ich Pete, nicht Peter. Eigentlich P-i-e-t, holländisch, aber was die Schreibweise angeht, habe ich mich schließlich der Fleet Street gebeugt. Nein, ich tue es nicht aus Liebe; ich tue es für Geld. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie etwas aus Liebe getan, eine Regel, die Sie in Zukunft auch beherzigen sollten, wenn man bedenkt, was Sie sich hier eingebrockt haben. Was die Bezahlung angeht, die Person wünscht anonym zu bleiben.«
    Jury war erstaunt. Plant konnte es nicht sein; er würde sich nicht um Anonymität bemühen, sondern es sich schlicht und ergreifend nicht ausreden lassen.
    Wer dann? Vivian Rivington?
    Vivian war reich, und garantiert hatte etwas in der Zeitung gestanden. Vielleicht hatte jemand aus Long Piddleton sie informiert. Lady Ardry hatte die Geschichte vielleicht schon über ganz Europa verbreitet.
    Dennoch machte Jury die dumme Geste: »Ich würde lieber selbst bezahlen.«
    »Wovon? Für zwei Pfund pro Woche bin ich nicht zu haben. Hören Sie auf, sich selbst zu bemitleiden, und seien Sie dankbar. Irgendein Idiot in Old Bailey, und dieser Müllhaufen könnte sich vor Gericht wiederfinden.« Er warf die dicke Akte auf den Schreibtisch, der von einer Bronzefigur mit Kapuze und einer gerahmten Fotografie dominiert wurde, von der Jury nur die Rückseite sah.
    Jury konnte nicht glauben, daß Augen von der Farbe schwachen Tees so elektrisierend sein konnten. Apteds Haar

Weitere Kostenlose Bücher