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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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herum.
    »Auf die Rechnung, also, von Laura – hab ich erzählt, dass sie in der Apotheke ein Soda getrunken hat? – da hatte der Sodatrottel ›Schokosoda‹ drauf geschrieben –«
    »Für fünfzig Cents, ich weiß.«
    »Und drunter steht: ›Don’t go there‹– Geh da nicht hin.« Candy kippelte mit seinem Stuhl nach hinten. »Das zeigt sie natürlich dem Sodatrottel – so einem Jüngling, sechzehn oder siebzehn. Der guckt genauso verdattert wie sie und sagt, das hätte er aber nicht hingeschrieben. Er hätte geschrieben ›Schokosoda‹ und mehr nicht.«
    »Und fünfzig Cents, das hat er auch draufgeschrieben.«
    »Ja, okay. Aber was ist mit ›Geh da nicht hin‹? Ist das jetzt bizarr oder was?«
    »Der lügt. Klar hat er es hingeschrieben.«
    »Das denkt sie ja auch. Er muss es gewesen sein, außer den beiden war ja sonst niemand im Lokal.«
    »Was ist mit dem Apotheker? Wo ist der? Der hatte doch vorher mit ihr geredet«, sagte Karl.
    »Gute Frage. Keine Ahnung, wo der ist. Der wird in der Sodaszene nicht erwähnt.«
    »Schon, aber wo ist er?«
    »Ich sag ja grade, keine Ahnung.«
    »Ich spekuliere ja bloß«, meinte Karl.
    »Ziemlich gruselig, so wie der das geschrieben hat.«
    »Vielleicht les ich es, wenn du fertig bist, also erzähl mir nichts mehr von der Geschichte.«
    Stirnrunzelnd blickte Candy aus dem Fenster. »Was zum Teufel treibt der eigentlich? Man braucht doch keine halbe Stunde, um sich ein Eis zu kaufen.«
    Karl kicherte. »Vielleicht holt er sich ein Schokoladensoda. Aber nicht für fünfzig Cents. Da ist er –« Karl schnappte sich das Fernglas. »Okay, er ist rausgekommen und hat eine Eistüte dabei, wie mir scheint. Grün. Komisch geformt auch.« Er reichte Candy das Fernglas.
    »Ha. Kegelförmig. Wie ein Clownshut.«
    »Und grün. Welche Eissorte ist eigentlich grün?«
    Candy schüttelte ratlos den Kopf.
    Ned stand draußen vor dem Geschäft, sah auf die Straße und aß sein Eis in der Tüte. Er überlegte, wieso manche ihn für einen Idealisten hielten. Lag es vielleicht daran, dass er oft blind schien gegenüber dem, was um ihn herum vorging? Oder weil ihm außer seinem Schreiben eigentlich alles ziemlich unwichtig war? Nun ja, seine Freunde waren ihm wichtig, aber sonst nicht viel. Das erschien ihm aber nicht charakteristisch für einen Idealisten. Er war Zyniker. Das bewies schon seine Reaktion auf das kleine Mädchen mit den goldenen Locken – Goldlöckchen. Oder man denke nur an Nathalie, an Ben Strum in Solace . Das, dachte Ned, war das Höchste, was das Leben zu bieten hatte: Trost. Und wenn man den fand, konnte man sich schon glücklich schätzen.
    Nathalie würde keinen finden.
    Das alles hörte sich natürlich äußerst sentimental an, und dabei war er ebenso wenig sentimental wie idealistisch – doch vielleicht war er beides. Vielleicht verstand er sich selbst nicht.
    Und vielleicht war es ja auch unerheblich, solange er nur Nathalie verstand. Doch nicht einmal dessen war er sich sicher.
    Er aß sein Eis und kam sich ohne seine Manuskriptseiten richtig verwaist vor. Nicht, weil er Feuer, Überschwemmung oder sonst irgendein Desaster fürchtete, schleppte er das Buch immer mit, sondern damit es ihm Gesellschaft leistete. Er nahm es mit wegen Nathalie, er wollte sie ganz nah bei sich haben. Er fürchtete nämlich, Nathalie könnte es einmal satt haben, in die eine Hälfte von Patrics Leben eingesperrt zu sein, und eines Tages sich und ihre alten Schallplatten zusammenpacken und weggehen. Davonlaufen, und Ned würde sie niemals wiedersehen.
    Das könnte geschehen. Die einzige Möglichkeit, sie festzuhalten, bestand vielleicht darin, ihr Patric zu sichern – ihn vielleicht dazu zu bewegen, seine Frau zu verlassen. Aber nein, das würde nicht gehen. Es würde nicht klappen. Mit Leuten wie Nathalie und Patric klappte es auf lange Sicht nie. Es klappte nicht, weil es zwischen ihnen keine Distanz gab, die Art von Distanz, die sich unweigerlich zwischen Ehemann und Ehefrau einstellt. Die Distanz ist ihre Rettung.
    Er war zum Schluss gekommen, jedenfalls fast zum Schluss der Geschichte. Es konnte geschehen.
    Als Ned sich rührte, taten sie es auch. Karl knallte ein paar Scheine auf den Tisch, und sie eilten nach draußen. Sie behielten Ned im Blick, der zu spätnachmittäglicher Stunde die Straße entlangging.
    »Irgendwie Zufall.«
    »Was?«
    »Ned. Ned in der Eisdiele. Und wir.«
    Candy überlegte. »Pistazie?«
     

 
31
     
    Candy und Karl setzten sich an die Bar, Clive

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