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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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Sonnenlicht ergoss sich über die Gebäude auf der anderen Straßenseite. Candy und Karl saßen wieder in einem Café an einem grünen Metalltisch und sahen zu, wie Ned versonnen die Isaly’s Eisdiele betrachtete. Die beiden tranken Cappuccino, während Candy seine Zusammenfassung von Don’t Go There zum Besten gab.
    »Das ist so eine noir -Geschichte.«
    »Ich kann nicht ganz folgen. Meinst du, so wie diese ›film noir‹-Sachen? So Zeug, was Al Pacino immer spielt?«
    »Dem seine Sachen sind aber nicht alle noir .« Candy legte doch Wert auf Präzision.
    »Darum geht’s doch gar nicht. Nein, nach noir hört sich dein Buch jedenfalls nicht an. Das ganze Zeug mit Drugstores und Boutiquen. Das, mein Freund, ist nicht noir.«
    »Und was ist mit Neds Buch? Bist du fertig damit?«
    »Ich hab’s vielleicht zwei Drittel durch.«
    »Und?«
    »Es geht um einen Mann und eine Frau, die sich ständig verpassen. Die nie zusammenkommen.«
    »Und…? Was passiert dann?«
    »Das ist so ziemlich alles.« Karl hatte fast das Gefühl, er müsse sich dafür entschuldigen, dass seine Kritik nicht mehr enthielt als das, was er gerade gesagt hatte.
    »Das ist alles? Kurz gesagt, ist das alles? Was machen diese Schriftsteller eigentlich in punkto Spannung?«
    Karl überlegte. »Viel brauchen die ja wohl nicht.«
    »Mann, ey.« Candy schüttelte den Kopf.
    »Na, vielleicht findet Ned ja, weniger ist mehr.«
    »Ha! Aber so einfach kommt er nicht davon.« Candy schüttelte den Kopf. »Klingt wie Schlaflos in Seattle . Du weißt schon, wo die sich erst ganz am Ende kriegen? Da spielt doch die Dings mit, wie heißt sie gleich?«
    »Meg Ryan.« Karl schüttelte den Kopf. »Nein, so ist es überhaupt nicht. Diese beiden begegnen sich nämlich ein paarmal.«
    »Die in Schlaflos in Seattle auch. Erinnerst du dich, sie hat ihn da am Wasser gesehen –«
    »Nein, es ist nicht dasselbe. Bei dem Film weiß man doch gleich, wie er ausgeht. Am Ende sind sie glücklich vereint. Bei Solace weiß man’s nicht, bloß hab ich so ein Gefühl, sie tun’s nicht.«
    »Was tun sie nicht?«
    »Sich treffen, zusammenkommen. Es geht bestimmt nicht glücklich aus.«
    »Tja?« In einer Geste des Bedauerns zog Candy die Schultern hoch. »Wer will das lesen, wenn es einen so runterzieht?« Er schaufelte eine Hand voll Erdnüsse, die er sich nacheinander aus der Faust in den Mund steckte. Karl hatte an Don’t Go There nur herumgemeckert. »Stimmt’s? Lesen ist doch so was wie eine Flucht vor der Realität, oder nicht?«
    Karl war ungehalten. »Das ist doch Schwachsinn, C. Jetzt nimm doch mal die alten Schriftsteller, Shakespeare, die Russen. Das ist doch keine Flucht vor der Realität. Ich wette, davon geht keiner glücklich aus, nicht ein Einziger.«
    Candy schwenkte die Hand, als wollte er allen Jammer fortscheuchen, und sagte: »Ach, hör doch auf. Klar tun sie das. Was ist mit dem, wo die junge Laura Doone am Anfang lauter Probleme hat, und am Ende wird alles gut? Das ist doch auch so ein Klassiker. Fängt schlecht an, endet aber gut. Hab ich jedenfalls gehört.«
    »Das Leben ist aber nicht so. Wenn was schief geht im Leben, bleibt’s dabei.«
    »Und wo kommt dann der Trost ins Spiel?«
    Karl runzelte die Stirn und legte sich die Hand auf den Kopf, als wollte er so seinen Denkapparat anwerfen. »Der ist noch nicht ins Spiel gekommen.« Er ließ enttäuscht die Hand sinken.
    Candy freute sich, dass er eine weitere Angriffsfläche hatte. »Zwei Drittel hast du durch und bist immer noch nicht zum Trost gekommen? Das ist aber doch der Titel , Mann.«
    »Na ja… vielleicht ist der drin, und ich kapier’s nicht.«
    »Verdammt, ich kapier’s auch nicht.« Candy löffelte etwas Schaum. »So ein Reinfall.«
    Sie beobachteten Ned, der sich das Gebäude ansah. Dann meinte Candy: »Ich hab noch keinen gesehen, der so viel rumsteht wie dieser Typ. Man könnte glatt meinen, der wär versteinert. Was zum Teufel glotzt er da eigentlich an?«
    »Die Eisdiele. Isaly’s«, erwiderte Karl, das Fernglas vor den Augen.
    »Du, pass auf mit dem Ding, K! Das fällt doch auf, sieht aus, wie wenn du was anstarrst, mein ich.«
    »Ich starr ja tatsächlich was an. Dafür sind die Dinger doch da.« Karl stellte die Schärfe ein. Dann zog er einen Taschenkalender hervor, in dem er Neds Aktivitäten vermerkt hatte. Viel stand nicht dort. Er schrieb noch einmal »Isaly’s« hin. Danach fiel ihm nichts mehr ein. Ganz und gar nichts. Weil er befürchtete, etwas Wichtiges zu verpassen,

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