Grimes, Martha - Mordserfolg
Clive fühlte sich ziemlich veräppelt, während er in den Secondhand-Buchladen schlenderte und beruhigt den Geruch von alten Einbänden und Papierfraß einatmete. Er stöberte in den Belletristikregalen nach Autoren von Mackenzie-Haack und fand auch ein paar Sachen von Dwight Staines und ein Exemplar von Neds Solace . Er hatte das Buch nie gelesen, ein Umstand, den er bei seiner Arbeit allerdings nie an die große Glocke gehängt hatte. Eines von Dwight Staines nahm er mit an die Kasse zu einer mickrigen Angestellten, die aussah, als könnte die Anstrengung beim Lesen eines einzigen Buches sie auf der Stelle hinwegraffen. Er bezahlte das Buch und verzog sich dann wieder zwischen die Regale, wo er ein Federmesser hervorholte und aus den Innenseiten ein Quadrat herausschnitt, das groß genug war für die Handfeuerwaffe, die er in der Hosentasche bei sich hatte. Sie war klein, eine 22er, und passte gut hinein.
Eine unbestimmte, etwas verschwommene Vorstellung überkam ihn: wie die Polizei nach einer tödlichen Schießerei die Runde machte und er nicht wollte, dass sie erfuhr, dass er eine 22er bei sich hatte. Schlau, schlau, Clive . (Seine Selbstgespräche waren, seit Bobbys »Plan« in die Tat umgesetzt wurde, zunehmend sarkastischer geworden.) Schlau, schlau. Und dann hältst du das Buch falsch herum, und die Knarre fällt ihnen vor die Füße.
Nobody is perfect – na und?
Er fuhr mit dem Finger an der Reihe mit dem Buchstaben P entlang, auf der Suche nach dem Buch von Saul Prouil, das allseits so gelobt worden war. Hier stand es in einer teuren Erstausgabe. Das überraschte Clive nicht, in Anbetracht der überwältigenden Menge an Preisen, die es gewonnen hatte; dazu kam die Tatsache, dass Saul Prouil bisher kein weiteres Buch publiziert hatte. Er brauchte vermutlich Jahrzehnte, um eins zu schreiben, kein Wunder.
Clive ging wieder nach vorn an die Kasse, wo mittlerweile ein alter Mann mit buschigen Augenbrauen von einer Frau mit dunkelrotem Haarknoten abkassierte. Clive wollte ihr schon auf die Schulter tippen und fragen, wie sie eigentlich ihr Zielobjekt im Auge zu behalten gedenke, als sie sich plötzlich umdrehte und ihn ausdruckslos ansah, als wäre er das Wechselgeld nicht wert, das der Alte ihr nun zurückgab. Er war sich so sicher gewesen, dass es Blaze Pascal war.
Er bezahlte seinen Prouil, wobei der Alte erst umständlich mit der American-Express-Karte herumhantierte, ihm dann die Bücher in eine zerknitterte Papiertüte steckte und sie ihm aushändigte.
Clive nahm sie und ging. Beim Anblick der Bettlerin nahm er ein paar Münzen aus der Tasche – selbst dieser Akt mildtätiger Freundlichkeit überraschte ihn. Eine Gedichtzeile von Yeats kam ihm in den Sinn –»the rag and bone-shop of the heart«–, während er die Münzen in ein kleines Blechkästchen fallen ließ. Die alte Frau ertrank förmlich in ihren Kleidern, in Schichten über Schichten von Umhängen und Tüchern. In einem Kinderwagen neben ihr lagen weitere Kleidungsstücke.
»Siebenundsiebzig Cents, na schönen Dank auch!«
Sarkasmus? »Undankbares Geschöpf!«, wollte Clive schon sagen, als er merkte, dass es Blaze Pascal war, die das gesagt hatte. »Ah, Pascal. Eine sehr überzeugende Verkleidung. Wer kommt schon auf Bettlerin?«
»Sie können mich mal. Zigarette? Meine sind zu Ende.« Sie hielt die Hand im Fäustling auf, und er gab ihr die Schachtel, die er für Notfälle immer bei sich hatte (obwohl er nur schwer erklären könnte, was einen Rauchnotfall darstellte). Sie nahm sich eine aus der prallvollen Schachtel und schwenkte sie, damit er ihr Feuer gab. »Danke. War nett, mit Ihnen zu reden.«
Clive ging kopfschüttelnd weiter. Er sollte ein Buch schreiben!
Der Kauf eines roten Porsche war nicht gerade einer seiner besseren Einfälle gewesen. Weil Saul es allmählich jedoch leid gewesen war, im Schnee herumzustehen und ein Taxi herbeizuwinken, hatte er sich vom Schild über der Porsche-Verkaufsausstellung mit der Aufschrift White Glove Service verlocken lassen. Ach Gott, was für schöne Autos! Er hatte den Verkaufsraum eigentlich mit der Absicht betreten, für den Tag ein Auto zu mieten, sich dann aber immer mehr in die fahrbaren Untersätze verliebt.
Man konnte es auch so sehen: Möglicherweise würde er Ned gewaltsam vom Bürgersteig wegreißen müssen, wo der so fest entschlossen stand, was sich mit einem Taxi allerdings schwierig gestalten würde, selbst wenn er eines auftreiben konnte. Wenn man jemanden retten
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