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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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will ein Buch von ihm und schon«– Bobbys Hände trommelten wie Gewehrfeuer auf den Schreibtisch –»hängt der am Telefon oder rennt Ihnen die Bude ein. Zauberei!«
    Clive stand auf und trat um den Schreibtisch herum, um aus dem Fenster auf den Central Park hinunterzusehen. Taxis krochen langsam voran, und es war schwer zu glauben, dass es die gleichen Seelenverkäufer waren, von denen er sich jeden Morgen und Abend chauffieren ließ. Er wandte sich um, die Brauen grimmig zusammengezogen. Zauberei vielleicht schon, aber warum? »Wollen Sie damit etwa andeuten, was ich glaube, dass Sie andeuten wollen?«
    »Und das wäre?«
    Clive starrte an die Decke und drehte sich tänzelnd halb im Kreis, wie um etwas abzuschütteln, was nur eines sein konnte: ein böser Traum.
     

 
6
     
    Beim Mittagessen blieb Clive nichts anderes übrig, als sich geheimnisvoll zu geben. In einer Anwandlung von Verwegenheit hatte er darauf bestanden, dass das Essen »auf seine Rechnung« ging, und das in einem der etwas teureren Restaurants in Manhattan. Er hatte seine diebische Freude ausgiebig genießen wollen. Inzwischen gab es natürlich nichts mehr, worüber er sich diebisch hätte freuen können. Das Mittagessen würde bestimmt eine Tortur.
    Bei seinen beiden Gefährten handelte es sich um wohl etablierte Lektoren zweier anderer Häuser. Nancy Otis war bei Grunge. Mit den Projekten, die sie unter Vertrag nahm, lag sie beinahe immer richtig, und das oft nur auf der Basis eines spärlichen Exposés, oft genug war es lediglich eine nackte, ungeschönte »Idee«. (»Meine Güte, wenn Tom Cruise ein ganzes nepalesisches Dorf rettet, was will man da noch ein Scheißmanuskript sehen?«) Selten, sehr selten vertat sie sich. Doch diese seltenen Fälle waren durchaus eingetreten, und Clive hatte sich einige Male in Schadenfreude förmlich gesuhlt.
    Bill Mnemics Erfolg bestand darin, seine Nase in die Futtertröge anderer Verlage zu stecken, deren Paradepferde er dann in einer – wie er es nannte –»Nacht-und-Nebel-Aktion« von dannen führte. Bill war Brite und arbeitete bei DreckSneed (wobei Sneed, einst ein hoch angesehener britischer Verlag, nun Teil von American Dreck, Inc. war).
    Alle beide hatten alles stehen und liegen lassen, als sie gehört hatten, dass Paul Giverney von Queeg & Hyde weg wollte. Es begann als bloße Klatschgeschichte und hatte sich, wie in der Verlagswelt üblich, noch nicht zu einer veritablen Tatsache ausgewachsen und würde dies vermutlich auch erst tun, wenn die Sache über die Bühne war. So war es Verlagsmenschen ja eigentlich auch lieber, denn so konnte man viel besser beim Mittagessen die Köpfe zusammenstecken. Die drei waren sozusagen zusammen in der Verlagswelt »aufgewachsen«. Nancy war in der Werbeabteilung von Hathaway & Walker gewesen, einem längst einbalsamierten Verlagshaus, das dann von Blundenraven, dem Dracula unter den ausländischen Konzernen, wieder zum Leben erweckt worden war. Bill hatte im Marketing angefangen und war in dem Bereich der reinste Tausendsassa. Und Clive war schon immer im Lektorat gewesen, hatte als Lektoratsassistent angefangen. Inzwischen waren fünfundzwanzig Jahre vergangen, und die drei hatten fast Schulter an Schulter die Karriereleiter erklommen. Konkurrenzneid war dabei schwer zu vermeiden, und zunächst war es ja auch kameradschaftliche Konkurrenz gewesen. Doch als die Einsätze immer größer wurden und die Verlage immer noch höhere Vorschüsse an immer weniger vorschusswürdige Autoren auszahlten (an Nichtautoren, jedenfalls zum größten Teil), hatte sich die Stimmung gewandelt. Langsam zwar, aber sie hatte sich gewandelt. Es wurde immer schwerer, Gehässigkeit, Groll und Feindseligkeit zu kaschieren (und kaschiert werden mussten sie). Auf Kaschierungen dieser Art verstanden sich diese drei jedoch.
    Bisweilen kamen bei Clive Erinnerungen hoch an die Mittagessen von vor zwanzig Jahren, die damals noch in irgendeinem nahe gelegenen Imbiss stattgefunden hatten, und er spürte, wie ihn Traurigkeit zu überströmen drohte wie eine große Welle, der er nur mit knapper Not entrinnen konnte, bevor sie an eine leere Küste schlug. Solche Gefühle waren lästig, und er wurde eigentlich nicht so recht schlau aus ihnen.
    Der Kellner war gekommen und hatte ihre Bestellung für Wein und Essen aufgenommen. Die drei aßen immer alle das Gleiche. Heute entschied sich Nancy sofort für den gegrillten Schwertfisch, und nachdem sie zwischen dem gebackenen Engelsbarsch mit Ingwer

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