Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
Vom Netzwerk:
und dem Steak mit Shiitakepilzen hin und her überlegt hatten, hatten sowohl Clive als auch Bill ebenfalls für den Schwertfisch optiert. Dies jedoch nicht, weil sie sich im Temperament so ähnlich waren, dass sie ein und denselben Geschmack gehabt hätten – nein, jeder hatte Angst, es könnte ein Gericht gebracht werden, das denen, die die anderen bestellt hatten, klar überlegen wäre. Es war einfacher, das Gleiche zu bestellen.
    »Also, Clive«, sagte Nancy und beugte sich so weit zu ihm her, bis ihr Busen fast flach gedrückt auf dem Tisch lag. »Was gibt’s?«
    Im Laufe der Jahre waren die drei fast so verschlossen und einsilbig geworden wie illegale Einwanderer.
    Bill warf ihm ein rasiermesserscharfes Lächeln zu und meinte: »Ja, was hast du denn zu bieten?«
    Nun, Clive hatte gar nichts zu bieten, oder?
    Sowohl Bill als auch Nancy verfügten über einen Röntgenblick und Spiegelaugen, die für einen Remake von Dorf der Verdammten gereicht hätten. Daher hätte Clive vielleicht annehmen können, sie wären in der Lage, direkt durch ihn hindurchzuschauen, wenn er nicht gewusst hätte, dass ihr Blick durch die ihnen eigene Neigung zu List und Tücke getrübt war. Da er ja tatsächlich nichts zu bieten hatte, setzte er eine erstaunte Unschuldsmiene auf, um ihre Neugier auf seinen vermeintlichen Coup noch weiter anzustacheln.
    Er zuckte betont die Schultern. »Ach, gar nichts.«
    Nancy setzte ihr ungläubiges Gesicht auf, drehte sich seitwärts auf ihrem Stuhl und schüttelte den Kopf über diesen wenig geistreichen Versuch, sie zu überzeugen.
    »Ah ja, von wegen«, sagte Bill.
    Die drei hatten eigentlich noch nie richtig über Paul Giverneys Verlagswechsel gesprochen. Hatten das Thema nicht einmal am Telefon erwähnt, denn keiner wollte bei den anderen den Eindruck erwecken, er oder sie zöge hinter den effekthascherischen Kulissen ihrer verstaubten Bühnen wie verrückt an den Strippen oder versuchte, das Ohr von Giverneys Agenten zu erhaschen, um diesen mit immer noch überzogeneren Angeboten zu bombardieren. Clive wusste, dass er sich nicht irrte, wenn er annahm, dass ihre Angebote berauschend gewesen waren. Das von Bobby Mackenzie lag jedoch in einer derart anderen Größenordnung, dass Giverneys Agent sich mit der Provision leicht zur Ruhe setzen könnte und sich auch nie mehr im Leben auf einen Anruf zurückmelden müsste. Es war genau die Art von Vorschuss, die die Verlagsindustrie am Ende in die Knie zwingen würde. Solche Monstervorschüsse, wie sie da geboten wurden, könnten nie wieder eingespielt werden.
    Auch das, dachte Clive, war traurig. Andererseits trug er seinen Fünfzehnhundert-Dollar-Seidenanzug ja auch nicht aufgrund dessen, dass er den verlegerischen Tugenden eines Tom Kidd frönte.
    »Na, Mittagessen hab ich zu bieten«, antwortete Clive, und seinem unaufrichtigen Lachen war anzumerken, dass es um etwas ganz anderes ging. »Wir haben doch schon ewig nicht mehr zusammen Mittag gegessen, seit –« Er besann sich.
    Nancy antwortete. »Seit ich Tasha Gorky auf gut Glück für eine Million Vorschuss unter Vertrag genommen habe.«
    Damit lief sie in die eigene Falle. Nancy musste mit den Nerven ziemlich am Ende sein.
    Clive lächelte. »Soviel ich mich erinnere, Nancy, basierte dein Glück bloß auf einem von einem Ghostwriter verfassten Exposé, bei dem sich der Geist schon ins Nichts verflüchtigt hatte.«
    Tasha hatte überhaupt keine Ideen, und schreiben konnte sie erst recht nicht. Ihre Schreiberfahrung erstreckte sich darauf, Tennisbälle mit ihrem Autogramm zu versehen.
    Nancys hervorstechendste Charaktereigenschaft war ihre Fähigkeit, zu reden und dabei nicht das Geringste herauszurücken. »Ja, aber wieso überrascht dich das? Es war doch offensichtlich, dass ich damit ein enormes Risiko eingegangen bin. Aber wie ich immer sage – wer nicht wagt, der nicht gewinnt.« (Das Einzige, was sie von ihren gelegentlichen Stippvisiten bei den Anonymen Alkoholikern mitnahm, waren die Aphorismen.)
    Natürlich gelang es ihr, die Dinge so hinzudrehen, dass ihre verlegerischen Irrtümer sich wie kühne Risiken ausnahmen. Damit war die Frage nach dem Anlass für das Mittagessen vom Tisch. Clive war sich jedoch sehr wohl bewusst, dass die beiden jederzeit sofort wieder darauf zurückkommen konnten. Sie waren zu schlau, als dass sie sich von seiner Eingangsbemerkung – wir haben uns ja ewig nicht gesehen – hätten täuschen lassen. Zu schlau und zu missgünstig. Anders gesagt: ihm selbst viel

Weitere Kostenlose Bücher