Grimes, Martha - Mordserfolg
zu ähnlich.
Ob er es wagen sollte? Mit chirurgischer Präzision schnitt er ein Stückchen Schwertfisch ab. War es in Anbetracht von Bobby Mackenzies Entschlossenheit, Giverney unter Vertrag zu nehmen, nicht schon ausgemachte Sache, dass sie ihn kriegen würden? Falls sie ihn zufällig nicht kriegten, würde er sich schon irgendwie herausreden können. Also ließ er mitten im Gespräch über Tasha die Bemerkung fallen: »Wir nehmen Paul Giverney für zwei Bücher unter Vertrag, und das feiern wir hier.«
Es war, als verwandelten sie sich vor seinen Augen in Stein. Er musste an Lots Weib denken… aber, nein, wurde die nicht zur Salzsäule? Ihre Münder wurden so dünn wie Risse in einem Felsblock. Er hätte vor Vergnügen am liebsten laut gegluckst, riss sich jedoch zusammen. Er hatte sie überrumpelt, daran bestand kein Zweifel – sich die kostenlose Karussellfahrt ergattert, den Ball ins Tor gekickt, alles auf eine Zahl gesetzt und den Jackpot geknackt.
Der Gewinn fiel allerdings recht mager aus. Die beiden erholten sich, Versteinertes verwandelte sich zurück in Fleisch, und sie gratulierten ihm und taten plötzlich so, als hätten sie sich nach demselben Schriftsteller nicht auch die Finger geleckt.
»Natürlich«, sagte Bill, »haben wir Giverney in Erwägung gezogen –«
Ach, tatsächlich !!, hätte Clive fast aufgeschrien.
»– aber sein Agent – wie heißt er noch gleich?«
Als ob du dir den Namen nicht ins Handgelenk geritzt hättest!
»Mort Durban.« Mortimer, der Apoplektiker, der Agent aller Agenten.
»Ja, genau. Na, jedenfalls wollte der so viel, dass uns schon klar war, die Vorschüsse würden nie eingespielt und wir würden einen Haufen Geld verlieren. Aber Bobby Mackenzie kann es sich vermutlich leisten, einen Verlust einzufahren. Der schmeißt ja nur so um sich mit den Millionen.« Bill ließ ein Lächeln aufblitzen.
Als wäre Bobby ein eitler Fatzke, der keine Ahnung hatte, wie man einen Verlag leitet. Innerlich schäumend behielt Clive sein Lächeln bei. »Verlieren? Da operieren unsere Leute aber mit anderen Zahlen. Wir planen eine Erstauflage von einer Million.«
Bill lachte. »Und fünfzig, sechzig Prozent Remittenden?«
»Giverneys Bücher werden nie in dem Umfang remittiert. Höchstens fünfundzwanzig.«
»Na, na, Clive. Die Hälfte von den Büchern geht zurück, so ist es doch immer. Das wird jedes Jahr schlimmer, die Verlage können sich diese gigantischen Vorschüsse doch einfach nicht mehr leisten –«
Oh Mann! Jetzt drehte Bill es zu seinem Vorteil um. Wie ein Hohepriester ließ er sich nun über die schlimmen Auswüchse im Buchgeschäft aus. Ausgerechnet er, der Rita Aristedes von Mackenzie-Haack dadurch hatte weglocken wollen, dass er ihr eine Villa in der Toskana unterjubelte? (Rita war verrückt nach allem Italienischen, abgesehen von der Liebe der Italiener zur Erdscholle und zueinander.) Clive saß da, den Schwertfisch vergessen, die Arme verschränkt, ein federleichtes Lächeln im Gesicht.
Nun war Nancy an der Reihe. »Es ist doch so, Mackenzie-Haack hatte schon immer ein sagenhaftes Programm – ich gebe gern zu, dass ich neidisch auf euch bin (ihr abschätziges Lächeln sollte diesen Neid Lügen strafen) –, bis vor kurzem jedenfalls.«
Clive konnte nicht anders, er musste darauf antworten. »›Bis vor kurzem‹? Mackenzie hat immer noch das beste Programm von allen hiesigen Verlagen.«
»Besser als Fritz Pearls?«
Fritz Pearls war der literarisch anspruchsvollste von allen. »Natürlich nicht.« Clive verzog das Gesicht, als sei sonnenklar, dass F.P. sie alle überstrahlte. »In der Größenordnung von Mackenzie, meine ich.«
Nancy fuhr fort: »Ihr habt doch gerade mit Dwight Staines abgeschlossen. Also, dann habt ihr den, Rita Aristedes und jetzt Paul Giverney. Ich würde sagen«– sie kippte ihr halbes Glas Wein vollends hinunter –»damit seid ihr allmählich so kommerziell wie Disney.« Ihr breites Lächeln offenbarte ein ebenmäßiges Gebiss.
Clive brachte ein herzhaftes, gekünsteltes Lachen zustande. »Wohl kaum, wohl kaum, Nancylein. Nicht mit Autoren wie Eric Gruber oder Ned Isaly. Und Dutzenden von anderen.«
Bill schaltete sich wieder ein. »Schon, aber das sind alles keine Bestsellerkandidaten, außer vielleicht Isaly. Und der bringt ja auch bloß alle vier, fünf Jahre ein Buch hervor. Einen Mailer oder Updike habt ihr nicht, keine solchen literarischen Schwergewichte.«
»Saul Prouil.« Das war zwar gelogen, aber ans Lügen gewöhnte
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