Grimes, Martha - Mordserfolg
schon noch vernünftig werden.«
»Vernunft –« Bobbys Stimme war nur noch ein Krächzen. »Sie kommen hier bewaffnet rein und reden von vernünftig ?«
»Erinnern Sie sich bitte, wer uns überhaupt in diese schale Gasse gebracht hat«, sagte Candy, seine Waffe unmerklich anhebend.
»Sackgasse«, sagte Karl.
»Sackgasse. Damals haben Sie uns noch für sehr vernünftig gehalten. ›Vernünftig sein‹ heißt also so viel wie ›Tut das, was ich will, ihr Scheißer, aber nicht mit mir.‹«
Bobby wollte den Mund aufmachen.
»Schnauze, Mann, sonst sitzen wir heute Abend noch hier. Clive«– Karl machte eine unmerkliche Kopfbewegung in Richtung Tür –»schauen Sie mal nach, was das Mädel macht, und sagen Sie ihr, sie soll’s woanders machen.«
Clive spürte, wie Selbstachtung ihn wie eine frische Welle überspülte. Sie betrachteten ihn also als einen der Ihren, sie behandelten ihn als Verbündeten. Er ging zur Tür hinüber und machte sie nur gerade so weit auf, dass er den Kopf durchstecken und Amy sagen konnte, sie solle unten ins Café neben der Eingangshalle gehen und allen Kollegen etwas holen, was sie haben wollten. Und zur Verstärkung noch jemanden mitnehmen, damit sie nicht mehrmals gehen musste. Dann zog Clive sich wieder zurück, machte Candy und Karl ein Okay-Zeichen und hockte sich wieder auf seinen Platz am Fenster.
»Also, Bobby, über die TBR -Liste sind wir uns einig.«
»Gott verdammt noch mal, ich sagte doch, ich kann nicht –«
Karl kniff genervt die Augen zu. »Hast wohl nicht zugehört, Arschloch? Also, angenommen, ich gehe in einen Buchladen und such was zum Lesen. Was nehm ich da wohl am ehesten mit? Ein Buch, das irgendwo hinten vergraben ist, oder ein Buch, das mir überall ins Gesicht springt? Ein Buch, das in dem ganzen Scheißladen überall rumliegt. Jetzt hören Sie aber auf, mich zu verscheißern, Mann. Wenn man auf dieser Welt was haben will, dann zahlt man dafür, wie Sie eigentlich bestens wissen müssten.« Er richtete den Lauf seiner Waffe auf den Briefumschlag auf dem Schreibtisch, der immer noch da lag, wo er ihn hingeschleudert hatte.
Bobby lehnte sich zurück, nahm die Hände hinter den Kopf und legte die Füße wieder auf den Schreibtisch.
Offensichtlich, dachte Clive, begriff Bobby nicht, dass er in dieser Situation nicht der Puppenspieler war, dass nicht er die Strippen zog und dass hier kein Platz für Wichtigtuerei war, denn er sagte wichtigtuerisch: »Wir kontrollieren ja den Zwischenhändler nicht –«
Candy sprang auf. »Ich mach den kleinen Scheißer jetzt kalt, K.«
Bobby wurde blass und nahm rasch wieder seine Opferhaltung an, Arme und Beine kamen vom Tisch herunter.
Karl machte Candy ein Zeichen, der sich widerstrebend hinsetzte.
»Es ist doch so – wir wissen, dass Sie lügen. Lügen – oder aber einfach strohdumm sind, aber für dumm halten wir Sie nicht.«
Clive sah, wie Bobby tatsächlich lächelte. Er hatte ein derart aufgeblasenes Ego, dass ein Kompliment für ihn nicht kleiner war, bloß weil es von einem Kerl mit einer Schusswaffe in der Hand ausgesprochen wurde.
Karl redete weiter. »Wie ich vorhin sagen wollte, aber anscheinend haben Sie ja nicht zugehört: Man nimmt Einfluss, wenn man für etwas bezahlt. Wenn Sie den Buchhändlern sagen, Sie fördern den Verkauf dieses Buchs mit einer Million, dann kaufen die mehr Exemplare ein. Und verkaufen mehr Exemplare. Und Sie kaufen Sonderflächen, verhökern Remittenden. Dann stellen Sie das Buch ganz vorn aus. So läuft das doch bei Bestsellerautoren, das ist ja nichts Neues. Sie bezahlen die Ketten dafür, dass die da mitmachen, man könnte es feindliche Kollaboration nennen. Im Fall von Neds Buch bezahlen Sie eben einfach mehr. Vielleicht anderthalb Millionen oder sogar zwei. Ich sag’s noch deutlicher: Sie können alles kaufen, und das wissen Sie gottverdammt genau. Kurz und gut: Entweder sehen wir Ned Isalys Buch nächstes Jahr auf der TBR- Liste«– er hob den Pistolenlauf leicht an, bis er auf Bobbys Stirn zeigte und fügte hinzu –»oder wir kommen wieder.«
»Oh ja«, sagte Candy mit einem fiesen Grinsen, und seine Pupillen glitzerten wie Pailletten. »Wir kommen wieder.«
»Und noch etwas, an das wir Sie erinnern wollen. Darauf können Sie übrigens Gift nehmen: Wehe, wenn Ned Isaly etwas zustößt! Beten Sie also, dass er vorsichtig über die Straße geht und dass er sein Gas abdreht. Beten Sie, dass er keinem Raubüberfall zum Opfer fällt –«
»Für so was können Sie
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