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Grimes, Martha - Mordserfolg

Grimes, Martha - Mordserfolg

Titel: Grimes, Martha - Mordserfolg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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angeboten hatte. »Warum sollte ich das wollen?«
    »Warum?« war Toms übliche Antwort auf die hinterhältigen, verleumderischen, neidischen Manöver, die sich bei Mack & Haack abspielten. Als Bobby ihm einmal die Stellung eines Cheflektors angeboten hatte – wobei er ihm versicherte, dass er nicht mehr machen müsste, als er ohnehin schon machte –, hatte Tom ebenso reagiert. »Warum?«
    Nun musste Clive eine Antwort auf das »Warum?« bezüglich des geplanten Vertrags für Paul Giverney finden. »Weil er derzeit der angesagteste Typ ist. Weil wir ihn mit an Bord haben wollen. Ist doch klar.«
    Auf das »ist doch klar« (womit er unterstellte, dass Tom ein Idiot wäre, wenn er nicht zustimmte) fiel Tom aber nicht herein. Er paffte bloß weiter seine Zigarre, begutachtete die angezündete Spitze, um sich zu vergewissern, dass sie auch brannte, und sagte: »Na und? Der spielt doch den Vorschuss nie ein. Um den wiederzukriegen, müsste er sich millionenfach verkaufen. Ihr würdet bestimmt Geld verlieren.«
    Clive lachte. »Du bist immer so prosaisch, Tom.«
    »Das ist Geld aber auch. Okay, mit ›an Bord‹, wie du sagst, kriegst du ihn ja vielleicht, aber wenn das Schiff untergeht, kannst du Gift drauf nehmen, dass Giverney den Rest von euch großherzigen Leuten aus dem Weg haut, um als Erster im Rettungsboot zu sein.«
    Clive runzelte die Stirn. »Ist das jetzt eine Bemerkung über alle Autoren, die Millionäre sind, oder speziell über Paul?«
    Erneut überprüfte Tom seine Zigarrenspitze. Er beantwortete die Frage nur insofern, als er sagte: »Schon gut. Hauptsache, du bist sein Lektor und nicht ich.«
    Die Bemerkung ließ Clive leicht frösteln. Als Tom wegging, verflüchtigten sich auch die Schatten aus der Tür.
    Clive nahm sich wieder das Buch von Danny Zito vor, schlug es an der Stelle auf, an der das Lesezeichen lag (vermutlich hatte Bobby es dort platziert) und las.
    Es war kein gewöhnlicher Mordauftrag. Den Leuten ist gar nicht klar, dass Töten leicht ist. Es wird immer leichter, je mehr Übung man hat. Es ist wie beim Rollschuhlaufen. Wie beim Klavierspielen. Für mich ist das kein Problem, müssen Sie wissen.
    Jetzt aber schreibe ich.
    Zu der Behauptung würde ich mich nun allerdings nicht versteigen, Danny, alter Junge. Es war eine Tortur gewesen, Dannys langweiliges Gerede über sich ergehen zu lassen, der darauf bestand, seine Geschichte selbst zu Papier zu bringen. Er wollte sie nicht von einem Ghostwriter verfassen lassen oder sie einem Auftragsschreiber »vorerzählen«. Clive hatte versucht, ihn davon abzubringen, indem er meinte, Bücherschreiben sei kein Vergnügen –
    »Wieso zum Teufel machen die es dann, die Typen?« Mit weit ausladender Geste hatte Danny damals auf die ausgestellten Bücher von Mackenzie-Haacks Autoren gedeutet.
    Wirklich eine gute Frage. Clive seufzte und las weiter:
    Schreiben. Also, das ist was, von dem ich nie gedacht hätte, dass ich’s mal tue. Hoffentlich lebe ich lange genug, um noch eins zu schreiben. Irgendwie geschieht da was mit einem, ich meine, der eigene Name auf dem Umschlag, die eigenen Wörter auf einer gedruckten Seite. Wer könnte da widerstehen, stimmt’s?
    Clive klappte das Buch zu, starrte einen Augenblick in die Luft und überlegte, ob Bobby damit tatsächlich andeuten wollte, Danny sollte… noch ein Buch schreiben. Es traf zwar zu, dass von diesem hier mehr Exemplare verkauft worden waren, als man je gedacht hätte. Und es schien sich auch eine Art Kultgemeinde formiert zu haben. Aber…
    Er nahm den Telefonhörer, legte ihn wieder hin und nahm das Buch in die Hand. Als er an Amys Schreibtisch vorbeiging, teilte er ihr mit, er sei in Bobbys Büro.
    »Ich bin damit fertig?« Sie hielt die Textseiten für den Katalog in die Höhe.
    Clive bedachte sie mit einem affektierten Lächeln. »Keine Ahnung, Süße. Wirklich?«
    »Ist er drin?«, fragte Clive eine von Bobbys Assistentinnen, die am Telefon quatschte. Wie hieß sie gleich, Polly, Dolly? Wieso bezeichnete man diese Mädchen nicht einfach als Sekretärinnen, was doch mehr oder weniger ihrer Tätigkeit entsprach? Weil Verlage Sekretärinnen dann vermutlich das zahlen müssten, was Sekretärinnen nun mal verdienten. Lektoratsassistentinnen dagegen arbeiteten für einen Apfel und ein Ei und wegen des Flairs (schönes Flair!). Und in der Hoffnung, selbst einmal Lektorin zu werden (keine Chance!). Sie redeten mit Vorliebe übers Geschäft. Klatsch und Tratsch gab es genug bei Mackenzie-Haack, so

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