Grimpow Das Geheimnis der Weisen
ihren Höhlen. »Habt Ihr gerade von einigen Auserwählten gesprochen?«
»Ja«, hauchte Salietti, als müsste er sich dieses Wort mühsam abringen. »Ich weiß nicht, wer sie sind. Die Karte spricht in einem dieser verschlüsselten Symbole von ihnen. Vielleicht wisst Ihr, was gemeint ist. Versucht, Euch zu entsinnen«, forderte er sein Gegenüber auf.
Fenio de Vokko dachte angestrengt nach, ohne dahinterzukommen, wer diese Auserwählten sein könnten, wenn nicht am Ende die Templer gemeint waren.
»Jetzt sehe ich es mit aller Deutlichkeit«, rief Salietti bestürzt und lenkte die Aufmerksamkeit des Barons wieder auf sich. »Was Ihr sucht, ist etwas Vollkommenes, unvergleichbar mit irgendeiner uns bekannten Form. Es ist ein großer Gegenstand aus einem kostbareren Metall als Gold.«
»Werde ich ihn denn finden?«, fragte der Baron mit angehaltenem Atem.
»Wählt nach Gutdünken eine weitere Karte, darin wird die Antwort auf Eure Frage stehen«, sagte Salietti. Insgeheim amüsierte er sich darüber, wie viel Spaß er in der Rolle als Wahrsager hatte.
Zaudernd näherte sich der Baron seiner nächsten Karte, indem er unentschlossen die Hand über der Auslage kreisen ließ. Als er endlich über der ausgesuchten Karte innehielt und sie umdrehte, lag das Bild einer Wegkreuzung in einem dichten Gehölz vor ihm. Jene wunderbaren Karten fesselten ihn auf Anhieb.
»Lasst mich mal sehen«, sagte Salietti und schwieg einen Augenblick, um die Spannung weiter zu erhöhen. Dann erläuterte er: »Als Ihr den richtigen Weg dorthin wählen konntet, habt Ihr Euch in eine Richtung gewandt, die Euch weiter vom Ziel entfernt hat. Ich sehe aber auch, dass Euch noch immer Zweifel plagen.«
»Nun sagt mir doch endlich: Werde ich den Schatz finden?«, brach es unversehens aus dem Baron heraus, der dem falschen Wahrsager sämtliche Vorhersagen vorbehaltlos glaubte.
»Ich bedaure, Euch mitteilen zu müssen, dass Ihr ihn niemals finden werdet, weil sich jener Schatz nicht an dem Ort befindet, wo Ihr ihn vermutet. Er befindet sich an überhaupt keinem Ort, den Ihr entdecken könntet.«
»Ich werde ihre Burgen zerschlagen und auch den letzten Winkel durchsuchen, an dem diese verfluchten Templer ihn versteckt haben können!«, schrie der Baron in einer plötzlichen Anwandlung von Verzweiflung.
»Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht, aber wählt eine weitere Karte, wenn Ihr noch etwas über Eure Zukunft erfahren wollt«, beschwichtigte ihn Salietti.
Fenio de Vokko streckte zaghaft die Hand aus, dann griff er entschlossen nach der letzten Karte in der zweiten Reihe, als wollte er das sich anbahnende Verhängnis ein für alle Mal aus der Welt schaffen.
»Schlechte Vorzeichen überschatten derzeit Euer Geschick«, raunte Salietti geheimnisvoll.
»Was wollt Ihr damit sagen? Drückt Euch gefälligst klarer aus«, verlangte der Baron stirnrunzelnd.
»Diese Karte spricht von Krieg und Verwüstung. Hütet Euch davor, Euch der Gefahr auszusetzen, denn es kündigen sich schreckliche Schlachten an, nach deren Ende die Felder mit Leichen übersät sein werden. Allerdings kann ich auch sehen, dass Ihr über eine schlagkräftige Streitmacht verfügt.«
»Über fünfzehnhundert Mann«, bemerkte der Baron stolz.
»Reiter sehe ich allerdings nur wenige«, fuhr Salietti fort, um ihn zum Reden zu bringen.
»Fast fünftausend bewaffnete Reiter und über fünfhundert Ritter sind bereits zu den Grenzen im Norden aufgebrochen, wo sie mich und mein Heer erwarten, um den Krieg zu beginnen. Findet Ihr, dass es nicht genug sind für den Sturm auf die Burgen des Steinkreises?«
»Ich habe die Vorahnung, dass Ihr mehr Männer benötigen werdet, wenn Ihr Euer Ziel erreichen wollt.«
»Uns steht auch hierzulande unbekanntes Kriegsgerät sowie ein Trupp Söldner aus dem Süden zur Verfügung, denen kein Fels und keine Mauer trotzen kann.«
»Am besten wählt Ihr noch eine weitere Karte, damit sie Licht in das Dunkel bringt, das uns momentan umgibt. Nehmt diejenige, die Euch am meisten lockt«, schlug Salietti vor.
Zornig deckte der Baron die einzelne Karte unter dem Kartenblock auf und erblickte entsetzt die Gestalt des Todes.
Lanzen und Schwerter
A ls er aufwachte, stellte Grimpow erleichtert fest, dass Salietti auf seinem Lager war, denn er hatte ihn seit dem Vorabend nicht mehr gesehen, als er fortgegangen war, um mit Fenio de Vokko zu sprechen.
»Wo warst du gestern Nacht? Als ich mich schlafen gelegt habe, bist du noch nicht zurück gewesen«, fragte
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