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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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die Stimme.
    »Ja«, bekannte der Junge unumwunden. »Wollt Ihr ihn haben?«, setzte er dann hinzu.
    »Nein, der Stein hat dich gewählt«, erwiderte die Stimme.
    »Was habe ich nun zu tun?«
    »Du musst die Zeichen des Geheimnisses deuten, wie du es bisher getan hast. Hinter der Altarkerze findest du die fehlende Seite von Aidor Bilbicums Handschrift.«
    »Wo war sie?«
    »Ich habe sie vor langer Zeit in der Werkstatt eines Schreibers hier in Straßburg gefunden.«
    »Gandalf Labox ist auch tot«, wechselte Grimpow das Thema.
    »Dann sind also nur noch zwei von uns am Leben«, erklärte die Stimme der Schatten. »Deshalb musst du das Geheimnis der Weisen lösen und dafür sorgen, dass es auch anderen zugutekommt, damit die Menschheit vom Licht der Weisheit erleuchtet wird, anstatt weiter im Dunkel des Aberglaubens und der Unwissenheit zu verharren.«
    Grimpow ging zu dem Kandelaber hinüber, auf dem die brennende Kerze steckte, und entdeckte dahinter auf den Steinfliesen des Münsters ein Pergament. Er hielt es an die Flamme und las den Text von Anfang bis Ende:
Folge dem Weg des Zeichens und suche die versiegelte Kammer, wo die Zeit Leben wie auch Tod ist. Doch nur wenn du Unsterblichkeit erlangst, kannst du den Unsichtbaren Weg sehen. Dieser wird dich zur Insel Ipsar führen, wo Fabelwesen und Ungeheuer wohnen. Tritt dem Teufel entgegen und finde zu seinen Füßen die letzten Worte. Durchschreite die Säulen des Übergangs und begib dich ins Labyrinth. Dort bring die Saat aus, dann siehst du die Blume erblühen.
    »Das ist ja schon wieder ein Kryptogramm!«, rief Grimpow, doch die Stimme der Schatten antwortete ihm nicht mehr.

In ein Fass gesteckt

    A uf dem Rückweg zu Jans Herberge begegnete Grimpow in den engen, dunklen Gässchen um das Straßburger Münster einigen Soldaten, die die Hexennacht auf ihre Art zu begehen schienen. Einer von ihnen stimmte ein Lied an, das der Junge seinen Freund Durlib so manches Mal in der Hütte in den Wäldern von Uliense hatte singen hören. Die anderen torkelten hinterdrein, die Helme schief auf den Köpfen, die Schwerter an den Gürteln auf dem Boden schleifend. Ohne den Blick zu heben, schlich Grimpow an ihnen vorüber, in der Furcht, es könnte ihn einer erkennen. Aber die Soldaten waren so betrunken, dass sie nur die auf- und abwogenden Häuserzeilen sahen, als befänden sie sich mitten im aufgewühlten, schäumenden Meer.
    In der Schenke im Erdgeschoss der Herberge saßen die Bauern, Handwerker und Steinmetze jeweils zu mehreren beieinander und taten sich am Wein gütlich. Sie tranken ihn aus schweren Krügen, die sie beherzt ansetzten, sodass ihnen der Wein beidseitig aus den Mundwinkeln rann.
    Leise betrat der Knappe das Haus und ging die Stufen von der Straße in den Schankraum hinunter. Er sah Jan hinter der Theke stehen und mit einem grobschlächtigen, verwahrlost aussehenden Mann reden. Als der Gastwirt den Jungen eintreten sah, unterbrach er sein Gespräch für einige Augenblicke und ging zu ihm hinüber.
    »Ich habe schon befürchtet, dir wäre etwas zugestoßen«, murmelte er und wischte die Hände an dem fettigen Tuch ab, das an seinem Gürtel hing.
    »Ich habe denjenigen gefunden, der nicht mehr ist!«, platzte Grimpow heraus. Es drängte ihn, sein Erlebnis mit jemandem zu teilen.
    »Aidor Bilbicum? Du allein?«, fragte Jan ungläubig.
    Der Knappe antwortete mit einer Gegenfrage. »Wo sind Weynelle und Salietti? Ich muss sie so bald wie möglich sehen«, sagte er aufgeregt.
    »Als ich in der Schenke angekommen bin und ihnen erzählt habe, dass ich dich in dem Gewühl des Kanalviertels verloren habe, da sind sie losgezogen, um dich zu suchen. Aber sie müssten bald zurück sein. Du gehst am besten nach oben und wartest in deinem Zimmer auf sie«, sagte Jan und nahm das Gespräch mit dem Mann wieder auf.
    Grimpow öffnete eine klapprige Tür in der Nähe der Theke, tappte blind einen engen Flur entlang und ertastete schließlich in einer Wandnische die Kerze. Er entzündete den Docht, sodass sich eine Aureole aus Licht um die Kerze legte und im Halbdunkel sein Gesicht beschien. Von seinen eigenen Schatten an der Wand begleitet, stieg er hinauf in sein Zimmer. Lautlos öffnete er die Tür und schob von innen den Riegel vor. Er entzündete eine zweite Kerze, die neben seinem Lager auf dem Boden stand. Dann setzte er sich auf die Fensterbank und holte unter seinem Wams das Blatt hervor, das ihm die Stimme der Schatten im Münster übergeben hatte. Er war gerade im

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