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Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Grimpow Das Geheimnis der Weisen

Titel: Grimpow Das Geheimnis der Weisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Abalos
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fragte Salietti nüchtern.
    »Sagt ihm ganz einfach, dass ich ihn demütig um Verzeihung bitte und dass nur meine Männer und ich imstande sind, die hohen Felsen zu den Burgen des Steinkreises hinaufzuklettern und dort Katapulte aufzustellen. Er wird schon einsehen, wie nützlich wir ihm und seinem Heer sein können, wenn er den Krieg gewinnen will.«
    Grimpow wünschte sich, Saliettis Antwort fiele abschlägig aus und er ginge kein wie auch immer geartetes Bündnis mit dem blutrünstigen Räuber ein. Er erwartete sogar, dass der stolze Herzog de Estaglia sich aus dieser Klemme befreite, wie es einem ehrenhaften, wackeren Ritter gebührte, nämlich indem er zum Schwert griff, um klarzumachen, wer hier die Bedingungen stellte.
    »Was geschieht mit meinen Waffen und den Pferden?«, fragte Salietti, bevor er auf Drusus' Angebot einging.
    »Euer Schwert und Eure Rüstung könnt Ihr mitnehmen, ebenso wie die Pferde und den Maulesel.«
    »Und mein Dolch und der Stein des Jungen?«, hakte Salietti nach.
    »Den Dolch behalte ich. Ihr bekommt ihn zurück, wenn wir uns im Kampf unter den Standarten des Barons wiedersehen, das schwöre ich Euch. Was den Stein angeht, das müsst Ihr mit Bent klären. Unter uns Geächteten gilt, dass die wertlosen Stücke demjenigen gehören, der sie erbeutet hat. Nur wer diesen im Duell besiegt, kann sie ihm gegen seinen Willen abnehmen, außer er lehnt es ab, sich zu schlagen«, erklärte er und sah den Rothaarigen an.
    Der Räuber mit dem blauen und dem schwarzen Auge machte den Mund auf und lachte schallend. »Wenn der edle Ritter Salietti de Estaglia wünscht, dass sein Knappe dieses Amulett zurückbekommt, wird er es sich persönlich holen müssen«, sagte er herausfordernd.
    Seine Worte sorgten bei den Räubern für großes Gejohle. Sie feuerten Bent an, dem italienischen Herzog die Knochen zu brechen.
    »Wähl du die Waffe«, willigte Salietti ein und machte sich auf eine Abreibung gefasst.
    »Wir werden mit unseren Stöcken kämpfen. Eure Schwerter sind etwas für Ritter, aber das hier ist ein Streit unter Gemeinen.«
    Das Geschrei schwoll an, zwei der Räuber reichten den beiden Widersachern ihre langen Stöcke und alle bildeten einen kleinen Kreis um sie.
    Aber bevor sie aufeinander losgingen, sprang Grimpow in die Mitte des Kreises und rief: »Der Stein gehört mir, ich muss ihn zurückfordern und mich darum schlagen!«
    Als die Räuber den Jungen hörten, verstummten sie, bis einer von ihnen eine Bemerkung zu seiner Größe machte und sich alle die Seiten hielten vor Lachen.
    »Der Junge hat recht«, erklärte Drusus der Blutrünstige. »Wenn das Amulett ihm gehört hat, kann nur er es zurückfordern. Die Erlaubnis seines Herrn benötigt er in diesem Wald nicht dazu. Unter uns gibt es nämlich keine Rangordnung, die es einem Knappen verwehrt, so frei zu sein wie ein Ritter. Soll der Junge die Herausforderung annehmen, und möge das Schicksal entscheiden, was aus dem Stein wird!«
    Grimpow bat Salietti mit einem stummen Blick, sich nicht in den Streit einzumischen. »Lasst uns den Stein an diesen Ast hier hängen«, schlug er dann vor und deutete auf einen Baum. »Er soll demjenigen gehören, dem es als Erstem gelingt, die Schnur aus fünfzig Schritt Entfernung mit einem Pfeil zu durch trennen.«
    Bent entblößte beim Lächeln seine gelben Zähne und nahm Grimpows Herausforderung zufrieden an.
    Der Kreis aus Männern öffnete sich schweigend, bis sie zwei parallele Reihen bildeten. Drusus band den Stein an das Ende einer feinen Schnur und hängte ihn an den Ast, auf den der beherzte Knappe gedeutet hatte. Unterdessen nahm Salietti Bogen und Köcher aus den Händen eines buckligen Räubers entgegen und reichte beides an Grimpow weiter.
    Drusus kehrte zu den Räubern zurück, indem er fünfzig Schritte abzählte und mit einem Stock einen Querstrich in die Erde zog. Der Stein funkelte in der Ferne wie ein winziges Pendel und die Schnur war aus der Entfernung kaum zu sehen.
    »Als Erster wird Bent schießen, wie es dem Herausgeforderten zusteht. Wenn er die Schnur durchtrennt, gehört der Stein ihm, andernfalls hat der Junge die Gelegenheit, ihn zurückzubekommen«, verkündete Drusus und trat zur Seite.
    Der Rothaarige stellte sich vor die Linie, schloss das blaue Auge und hob den Bogen in Schulterhöhe. Er holte tief Luft und spannte ihn unter den ungeduldigen Blicken seiner Kumpane. Salietti kreuzte in einer Anwandlung von Aberglauben die Finger und Grimpow schloss die Augen. Die

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