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Grippe

Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original
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verändert haben mochte. Die Aufgabe, die in der Basis auf ihn wartete, rief ihm erneut schlagartig seine Tochter mit den Kleinen vor Augen. Wie wichtig es doch war, eine Familie zu haben und als Mann für seine Kinder zu sorgen.
    Er starrte noch durch die Scheibe, als sie endlich die Ausfahrt Mahon Road nahmen. Der Stützpunkt lag gleich vor Portadown, einer der größeren Städte südlich des Lough Neagh. Der Ort galt als Brennpunkt, gezeichnet von den Ausschreitungen zwischen den beiden tonangebenden Parteien Nordirlands im Zuge des langjährigen, sogenannten Konflikts. Erinnerungen an die gleiche Strecke wallten in Jackson auf, als sie Mahon Road ansteuerten – die verhältnismäßige Idylle inmitten dieses Infernos nach einem mutmaßlichen Weltuntergang. Als er die Tore des bombensicher abgeriegelten Lagers sah, schien sich seit damals nichts verändert zu haben.
    Abgesehen von Leichenbergen davor. Meterhoch.
    Als man ihnen öffnete, strömten erneut Männer in Gelb heraus, auch ohne Sauerstoffrucksäcke, aber offenbar noch diszipliniert und mit Automatikgewehren bewaffnet. Vertrautes Rattern übertönte ihren Motor, als die Männer Salven abfeuerten, um Platz zu schaffen. Köpfe platzten im Kugelhagel wie Korken von Sektflaschen, kaltes Fleisch und Knochen zerstoben, ehe die Körper wie Kartoffelsäcke umkippten. Plötzlich heulte der Wagen auf, da sich Jacksons Fahrer gnadenlos seinen Weg durch die licht gewordenen Reihen der Leiber bahnte. Mehrere rammte er, doch der Karosserie schien das überraschend wenig auszumachen, als seien die Toten bloß aufblasbare Puppen. Dennoch hatte Jackson Angst. Er war müde, deprimiert und entspannte sich nicht eher, bis die Gelben hinter ihnen hereinkamen und dichtmachten.
    Man half ihm zügig aus dem Auto und führte ihn durchs Hauptgebäude. Einer der Begleiter fiel ihm sofort auf, weil er deutlich aggressiver war als die anderen und einen blutverschmierten Overall trug, als hätte er mit den bedauernswerten Gestalten draußen gerungen, um sie dann wie irgendein Apache in einem von Jacksons alten Western zu skalpieren. Trotz oder gerade wegen dieser Wichtigtuerei erkannte er ihn: Dr. Miles Gallagher hieß er, und es sah danach aus, als sei er immer noch ein Mann, der nicht davor zurückschreckte, sich die Hände dreckig zu machen. Auf dem Weg durch die Basis wurde er herzlicher. Jackson hatte ihn seit Jahren nicht getroffen und freute sich nun umso mehr.
    Nachdem sie die allen zugänglichen Räume hinter sich gelassen hatten, stiegen sie hinunter in ein Kellergewölbe, das Jackson bestens kannte. Schnell hatte er sich seiner Zivilklamotten entledigt und die Standarduniform angezogen, Offiziershemd und Anzughose, beides mindestens eine Nummer zu groß. Er schnallte den Gürtel enger, als man ihn weltmännisch in einen muffigen Raum voller vergilbter Akten führte, in dem angebrochene Bierflaschen und halb verzehrte Konserven standen. Es stank ekelhaft, selbst im Vergleich zu draußen. Zwei Männer lagen wie Hunde auf dick gefütterten, aber abgenutzten Schlafsäcken in der Ecke. Gallagher schaute entsetzt, als er sie sah.
    »Auf die Beine«, befahl der Doktor streng, woraufhin sich die beiden eilig aus den Federn schälten. »Sie stehen vor einem Offizier.«
    Sie warfen sich in Pose, als er ihnen Jackson vorstellte, und salutierten.
    »Rührt euch«, sprach der Major schließlich selbst und bemusterte die zwei mitleidig.
    Gallagher schaute wiederum ihn an, ganz ruhig. Genau so kannte Jackson ihn: abweisend und gefühllos, aber höflich und auf seltsame Weise unberührt. »Ich bringe sie zum Colonel, Sir«, sagte er gleichmäßig. »Ihm geht es – sagen wir – nicht gut …«
    »Man berichtete mir, er sei an der Grippe erkrankt«, entgegnete Jackson leicht nervös. »Ist es … nun ja … sicher, ihn aufzusuchen?«
    »Er steht unter Quarantäne, Sir«, betonte Gallagher, wiederum ohne emotionale Regung. »Die Kommunikation erfolgt völlig ohne Risiko. Ehrlich gesagt dient die Isolation allein dem Zweck, dass er sich besser fühlt.« Jetzt lächelte er, als amüsiere er sich köstlich darüber. »Mehr steckt im Grunde genommen nicht dahinter. In Wirklichkeit gibt es zu diesem Zeitpunkt keinen Weg, das Virus zu vermeiden. Es schwebt über uns, umgibt und durchdringt uns.« Er klang klinisch nüchtern, als er diese Worte aussprach, so schwer ihr Inhalt auch wog, doch das war eben die Art von Dr. Miles Gallagher, einem fleischgewordenen Paradoxon. Als Militärarzt hatte er

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