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Grippe

Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original
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bräuchte seinen Schutz nicht mehr. Seit dem Vorfall unten in der anderen Wohnung hielt sie sich für seiner fast ebenbürtig, statt wie zuvor noch in einer Art einseitiger Abhängigkeitsbeziehung zu ihm zu stehen. Er konnte sich auf sie verlassen, Pläne mit ihr besprechen und vielleicht auch neue Einsichten von ihr erhalten. Die Pistole verwandelte sie in eine völlig andere Person. Sie konnte sich sogar vorstellen, ihr Outfit zu wechseln. Weg mit dem putzigen Kleidchen und den flachen Pumps, her mit den Armeehosen und Kampfstiefeln.
    »Ich will mehr von denen abknallen«, platzte sie heraus.
    Pat schüttelte den Kopf.
    »Zu gefährlich«, behauptete er, »und außerdem brauchen wir nicht wieder rauszugehen, zumindest für gewisse Zeit.« Damit zeigte er hinüber auf die geöffneten Schränke, die prallgefüllt mit Konserven und Mineralwasser waren. »Dabei haben wir erst ein paar Stockwerke abgesucht, und das reicht erst mal für einige Monate. Was wir weiter unten noch bergen, wird uns wohl noch länger versorgen.«
    »Aber ich will sie jagen«, ereiferte sie sich wie ein Kind, das unbedingt draußen spielen oder ins Schwimmbad wollte. »Ich bin eine tolle Schützin – hast du selbst gesagt. Komm schon, lass uns mehr plattmachen, selbst wenn es nur von einem der Fenster weiter unten ist.«
    Pat verbat es ihr ausdrücklich.
    Das dämpfte Karen, sodass ihr aufgeregter Wortschwall schlagartig erstarb.
    »Das ist kein Spiel!«, führte er weiter aus. »Es waren einmal richtige Menschen, verstehst du? Nicht bloß Übungspuppen zum Zielschießen für dich, sondern Leute wie wir! Leute mit einer Meinung und Emotionen und …« Er hielt mit einem Mal inne. Als er sich vom Sofa erhob, wich er ihrem Blick aus. Die Schwermut hatte ihn offensichtlich gepackt. So aus sich herausgegangen war Pat noch nie vor Karen, und das gefiel ihr überhaupt nicht. »Ich gehe zu Bett«, sagte er. »Denk dran, die Kerzen auszublasen.«
    Jetzt fühlte sie sich wieder klein. Es war eine Erwachsener-Kind-Beziehung, und sie nahm die Rolle des Kindes ein. Fast schien es, als wolle er ihr sagen: Du hattest deinen Spaß, aber jetzt sei wieder brav. Sie mochte dieses Gefühl nicht.
    So legte Karen ihre Pistole behutsam auf den Tisch, ehe sie leise zum Sofa ging und das nasse Tuch nahm, das er liegengelassen hatte. Sie fröstelte ob der Blutflecke, denn ursprünglich war es weiß gewesen. Schon nahm die Frage sie Beschlag, wie sie den Schmutz auswaschen sollte.

8

    »Miss, sind Sie okay? Miss?«
    Geri lag auf dem Sofa und kam langsam zu sich. Im Wohnzimmer um sie herum herrschte Unruhe, was sie zunächst fahrig machte, sodass sie fast aufgesprungen wäre, hätte der Fremde mit der Splitterschutzweste und dem Helm sie nicht zurückgehalten.
    »Ganz ruhig«, beschwichtigte er und legte sie sanft auf die Polster zurück. »Sie haben sich den Kopf gestoßen, aber das wird wieder.«
    Geri fuhr sich mit der Hand durchs Haar; es war immer noch nass. Sie hatte keine Zeit gehabt, es nach dem Baden zu trocknen, und schämte sich deshalb irgendwie. An der linken Schläfe spürte sie ein Pflaster; dort war sie wohl aufgeschlagen. Eine empfindliche Beule wölbte sich in der Mitte darunter.
    »Danke, dass Sie uns hereingelassen haben«, sagte der junge Officer. »Geht ziemlich wüst zu da draußen.«
    Geri erwiderte sein Lächeln und schüttelte ihm freundlich die Hand. Ihr war leicht schwindlig.
    »Das Mindeste, was ich tun konnte«, entgegnete sie. »Gut zu wissen, dass Sie noch im Einsatz sind und etwas gegen diesen Schlamassel tun.«
    Der Polizist wirkte vorübergehend peinlich berührt, weshalb sein neuerliches Lächeln etwas lau ausfiel.
    Geri zuckte vor Pein zusammen und rollte die Augen nach oben, bis der Schmerz nachließ.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ja, mir ist nur ein bisschen schlecht«, erklärte sie. »Ich komm schon klar. Ehrlich, dass ich dauernd irgendwo stürze, scheint zur Gewohnheit zu werden.«
    Sie schaute zu dem anderen Mann auf, der stämmiger und älter als der war, mit dem sie sprach. Er stand am Fenster und schaute auf die Straße. Seine Aufmerksamkeit galt den Toten und sonst nichts. Geri hatte er links liegenlassen. Fast schien es, als hätte er sie nicht wahrgenommen, und jemandem wie ihr kam das unhöflich vor. »Sind die immer noch da draußen?«, fragte sie durchaus interessiert, aber vor allem um sich bemerkbar zu machen.
    »Wir haben eine Menge kaltgemacht«, hob er an, während er zwischen den Vorhängen hindurchschaute. »Ein

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