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Grippe

Grippe

Titel: Grippe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wayne Simmons.original
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brauchte Karen genauso dringend wie sie ihn. Ohne sie ergab sein Leben keinen Sinn.
    So stellte er sich schlicht neben sie, die Hände in die Hosentaschen mit Blick auf die Toten. Sie sahen von oben so klein und ungefährlich aus, umringten sie jedoch wie Belagernde vor einer Burg. Dazu wirkte Karen fatalistisch und unberechenbar wie ein neuzeitliches Rapunzel, das jeden Augenblick sein Haar hinunterlassen mochte, damit sie es berührten, daran fühlten.
    Heraufkletterten.
    Sie hatte erst jetzt vollends begriffen, dass diese Kreaturen real waren. Von nun an musste Pat sie noch aufmerksamer im Auge behalten. Er selbst konnte sich mit diesem Leben abfinden, während es für sie eine nur wenig bessere Alternative zum Tod darstellte.
    Ihm dämmerte, dass dieses Apartmenthaus kein Zufluchtsort war.
    Es war ein Gefängnis.
    Und er musste Sorge dafür tragen, dass es verschlossen blieb.

12

    »Drei Dosen Suppe – Pilze, immerhin –, eine Flasche Wasser, ein halbes Pfund Zucker, etwas Milchpulver und … Blockschokolade mit abgelaufenem Verfallsdatum.« Lark zählte den kärglichen Bestand ihres Schrankes mit einem Hauch Sarkasmus in der Stimme auf. Als er fertig war, trat er grinsend zurück, als erwarte er Applaus. Der ließ indes auf sich warten. Die beiden Cops, McFall – natürlich mit Maske – und Geri saßen stumm am Küchentisch. Sie alle legten ihre Hände jeweils um eine Tasse dünnen Tees, den sie mit einem einzelnen Beutel in einer vollen Kanne aufgegossen hatten. »Das wär ’ s«, fügte er an, auf dass jemand einen Abspann für seine kleine Performance laufen ließ.
    »Das wär ’ s«, wiederholte George dumpf.
    Eine Weile schwiegen sie und nippten an ihrem Getränk. McFall rülpste laut, was die Besinnlichkeit ein wenig störte, die ob der mageren Ausbeute aufgekommen war.
    »Sorry«, sagte er und lächelte bemüht.
    Geri warf ihm einen düsteren Blick zu.
    »Also gut«, hob George an, ehe er sich räusperte. »Jetzt heißt ’ s wohl Nahrungsbeschaffung.«
    »Wo? Da draußen?«, fragte McFall, während er nervös auf seinem Stuhl herumrutschte. Geri stierte ihn zum zweiten Mal giftig an und schüttelte den Kopf.
    »Anders geht es nicht«, erklärte George. »Nicht, dass wir überhaupt eine andere Wahl hätten.« Er schaute hinüber zu Lark, der immer noch neben dem offenen Speiseschrank ausharrte, als brüte er über einem misslungenen Zaubertrick. »Der nächste Supermarkt?«, fragte er ihn.
    »Tesco«, antwortete Lark, »aber ich schätze, der ist komplett ausgeräumt. Einer der ersten, den die Leute geplündert haben, falls mich nicht alles täuscht.«
    Wieder starrten alle ihre Tassen an und grübelten weiter.
    »Und der Sprithändler gegenüber?«, fragte Norman.
    »Wir brauchen wohl mehr als nur was zu saufen«, entgegnete Lark salopp. George vermutete, dass ihm der gestrige Ausfall mit seinem Kollegen immer noch im Magen lag.
    »Sicher, aber viele dieser Läden verkaufen mittlerweile mehr als nur Alkohol. Vielleicht gibt ’ s dort Kekse, Chips oder sogar Konserven – Softdrinks auf jeden Fall und wohl auch Wasser.«
    George schaute sich im Raum um und wartete auf eine weitere Eingebung.
    Geri sprach sich eindeutig dafür aus: »Wenn niemand eine bessere Idee hat …«
    George sah die anderen beiden an. McFall machte einen unentschlossenen Eindruck. Die Debatte ängstigte ihn sichtlich. George kam nicht darüber hinweg: Als jemand, der so furchteinflößend wirken wollte mit dieser dämlichen Haube, wurde der Kerl zur feigen Ratte, wenn es darauf ankam. Sobald man die Toten nur erwähnte, ergoss sich die Angst aus all seinen Poren, was man überdeutlich riechen konnte. Sollten sie das soeben Besprochene wirklich durchziehen, würde er in erster Linie darauf achten, sich nicht die Finger dreckig zu machen.
    Dann Lark … er war der Undurchsichtigere der beiden. George wusste, dass er und Norman einander gefressen hatten. Konnten sie ihre Zwistigkeiten ablegen und zu ihrem gemeinsamen Besten an einem Strang ziehen? Oder würde er sie wie jugendliche Streithähne andauern voneinander trennen müssen?
    »Mein Sandkasten.« – »Nein, du hast die Schaukel.«
    Wie ein Blitz erkannte es George, dass er zum ersten Mal seit langer Zeit den Sergeant spielte. Nachdem die Ordnung im Zuge der allgemeinen Weltuntergangsstimmung vor die Hunde gegangen war, hatten sich die überlebenden Polizisten auf der Straße nicht mehr um Bestimmungen oder Dienstgrade geschert. Selbst Truppen, die aus dem UK oder vom

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